Ein gefährliches Geschenk
dort auch andere Vorhänge haben und mir einen kleinen Tisch zulegen.«
»Natürlich. Und einen hübschen Teppich.«
»Vince bringt mich um.« Seufzend legte sie die Hände auf ihren Bauch. »Okay, Zeit, dass du auspackst.«
»Ich habe die letzte Lieferung schon ausgepackt.«
»Emotional auspackst. Du weißt ganz genau, was ich meine.«
»Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Fang einfach irgendwo an. Dir geht eine ganze Menge im Kopf herum, Laine. Ich kenne dich gut genug, um das zu sehen.«
»Glaubst du nach wie vor, mich zu kennen, nach allem, was du in den letzten Tagen erfahren hast?«
»Ja. Also, leg los. Was kommt als Erstes?«
»Max glaubt, er liebt mich.«
»Tatsächlich?« So gut es ging, richtete Jenny ihren schwerfälligen Körper auf. »Spürst du das, oder hat er es gesagt?«
»Er hat es gesagt. Du glaubst nicht an Liebe auf den ersten Blick, oder?«
»Doch. Es hat doch sowieso alles nur was mit Chemie und so zu tun. Auf PBS war mal eine Sendung darüber. Ich glaube jedenfalls, dass es PBS war, aber vielleicht war es auch der Lernkanal. Na ja, ist ja egal.« Sie wedelte mit der Hand. »Sie haben solche Studien über Anziehung, Sex und Beziehungen gemacht. Das basiert hauptsächlich auf chemischen Reaktionen, Instinkten, Pheromonen. Darauf baut man dann auf. Du weißt ja, dass Vince und ich uns kennen gelernt haben, als ich im ersten Schuljahr war. Ich bin nach Hause gegangen und habe meiner Mutter erklärt, ich würde Vince Burger heiraten. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis wir so weit waren, weil das Gesetz es Sechsjährigen nicht erlaubt, zusammenzuziehen, aber es war trotzdem bestimmt von Anfang an die richtige chemische Mischung.«
Laine liebte die Vorstellung - die kontaktfreudige Jenny und der bedächtige Vince, die sie mit ihren Erwachsenenköpfen auf stämmigen kleinen Kinderkörpern sah. »Ihr kennt euch schon euer ganzes Leben lang.«
»Darum geht es nicht. Ob es nun Minuten, Tage oder Jahre sind, manchmal reicht ein kurzer Klick.« Jenny schnipste mit den Fingern, um ihre Bemerkung zu untermalen.
»Außerdem, warum sollte er dich nicht lieben? Du bist schön, klug und sexy. Wenn ich ein Mann wäre, wäre ich verrückt nach dir.«
»Das ist.. das ist wirklich lieb von dir.«
»Und dann hast du noch diese interessante und geheimnisvolle Vergangenheit. Wie empfindest du für ihn?«
»Ich werde ganz schwach in seiner Nähe und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.«
»Ich habe ihn auch von Anfang an gemocht.«
»Ach was, Jenny, dir hat sein toller Hintern gefallen.«
»Und wie sieht es bei dir aus?« Sie kicherte, und Laine musste lachen. »Okay, abgesehen von seinem Hintern, er ist umsichtig - schließlich hat er seiner Mutter ein Geschenk gekauft -, er hat einen niedlichen Akzent und einen sexy Job. Henry mag ihn auch. Und Henry besitzt große Menschenkenntnis.«
»Das stimmt.«
»Und er hat wohl keine Bindungsängste, sonst hätte er nicht von Liebe geredet. Und außerdem«, fügte Jenny leise hinzu, »steht er auf deiner Seite. Das hat er laut und deutlich zum Ausdruck gebracht. Er steht auf deiner Seite, und das hat ihm Punkte von uns eingebracht.«
»Also sollte ich aufhören, mir Gedanken zu machen.«
»Das kommt darauf an. Wie ist er im Bett? Gladiator oder Poet?«
»Hmm.« Gedankenverloren fuhr sich Laine mit der Zunge über die Unterlippe. »Ein poetischer Gladiator.«
»O Gott!« Gespielt erschauernd sank Jenny in die Kissen. »Das ist das Beste. Halt ihn fest, Mädchen!«
»Vielleicht. Ja, vielleicht, wenn wir die Situation, in der wir stecken, heil durchstehen.«
Sie blickte auf, als die Türglocke ging. »Ich mache das schon. Bleib sitzen.«
Das Paar war in den Vierzigern, und Laine schätzte sie als wohlhabende Touristen ein.
Die Frau hatte ein helles, dünnes Wildlederjackett an, und ihre Schuhe waren von Prada, ebenso ihre übergroße Umhängetasche. Guter Schmuck. Ein hübscher, eckig geschliffener Diamant und ein Ehering.
Der Mann trug ebenfalls ein Lederjackett, das nach italienischem Design aussah, und dazu ausgewaschene Jeans. Als er sich umdrehte, um die Tür zu schließen, sah Laine, dass er eine Rolex am Handgelenk hatte.
Sie waren beide fit und gebräunt. Country Club, dachte sie. Jedes Wochenende Golf oder Tennis.
»Guten Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Wir möchten uns nur ein wenig umschauen«, erwiderte die Frau lächelnd, und Laine sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie sich nicht gern drängen
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