Ein gefährliches Geschenk
du hast die Diamanten gefunden.«
Sie stellte den ausgepackten Hund auf den Tisch. »Sieht so aus.«
12
E r ergriff ihn und betrachtete ihn. Als er ihn schüttelte, wie sie es auch getan hatte, musste sie lächeln.
»Er sieht wie ein gewöhnlicher, billiger Keramikhund aus.« Laine tippte mit dem Finger auf die Figur. »Aber er schreit förmlich nach Jack O’Hara.«
»Ja, das kannst du bestimmt beurteilen.« Er wog ihn in der Hand, als wolle er sein Gewicht prüfen. Dann blickte er sie an. »Und du hast ihn nicht einfach kaputtgeschlagen, um nachzuschauen.«
»Nein.«
»Hundert Punkte für dich.«
»Ja, aber wenn wir jetzt weiter darüber reden, ohne etwas zu tun, dann schreie ich wie eine Verrückte und zerschlage ihn in tausend Stücke.«
»Dann wollen wir es doch mal so versuchen.« Er schlug die Figur leicht auf den Tisch.
Der niedliche Kopf brach ab, und die großen gemalten Augen starrten sie in stummer Anklage an.
»Na.« Laine stieß die Luft aus. »Ich hatte eigentlich gedacht, wir machen das feierlicher.«
»Je schneller, desto humaner.« Er fuhr mit den Fingern in die Öffnung und zog. »Steckt fest«, sagte er. Laine zuckte zusammen, als er die Figur noch einmal fest auf den Tisch schlug.
»Im Vorraum ist ein Hammer.«
»Oh, oh.« Er wickelte den Baumwolllappen ab und zog einen kleinen Beutel heraus.
»Das ist wahrscheinlich wertvoller als alles, was sonst so in Müslipackungen steckt. Hier.«
Er reichte ihr den Beutel. »Das ist jetzt deine Aufgabe.«
»Das ist lieb von dir. Du bekommst auch hundert Punkte.«
Das Adrenalin rauschte durch ihre Adern, was sowohl etwas mit der bevorstehenden Entdeckung zu tun hatte als mit der Tatsache, dass sie fremdes Eigentum in der Hand hielt. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb, dachte sie. Man konnte aufhören zu stehlen, aber die Faszination blieb.
Sie löste die Kordel, zog den Beutel auseinander und ließ einen glitzernden Diamantenregen in ihre Handfläche gleiten.
Ein Laut drang aus ihrer Kehle, der so ähnlich klang wie das Aufstöhnen, das sie beim Orgasmus von sich gab. Mit verschleiertem Blick sah sie Max an. »Sieh nur, wie groß und glänzend sie sind«, murmelte sie. »Wecken sie in dir nicht auch den Wunsch, hinauszurennen und nackt im Mondschein zu tanzen?« Als er fragend eine Augenbraue hochzog, zuckte sie mit den Schultern. »Okay, das scheint nur bei mir so zu sein. Nimm sie besser an dich.«
»Das würde ich ja gerne, aber du hältst sie so fest umklammert, und ich möchte dir nur ungern die Finger brechen.«
»Oh, Entschuldigung. Ich muss wohl noch an meiner Heilung arbeiten. Haha. Die Hand will gar nicht aufgehen.« Zögernd schüttete sie Max die Diamanten in die offene Hand. Als er sie weiterhin mit hoch gezogenen Brauen anschaute, ließ sie lachend auch den letzten Stein hineinfallen.
»Ich wollte nur wissen, ob du auch aufpasst.«
»Ich lerne dich von einer ganz neuen Seite kennen, Laine, und irgendwas muss bei mir auch nicht ganz in Ordnung sein, denn mir gefällt es. Kannst du bitte den Tisch abräumen? Ich muss ein paar Sachen holen.«
»Nimmst du sie mit?« Sie blickte zur Tür.
»Das ist vermutlich das Sicherste.«
»Nur damit du es weißt«, rief sie ihm hinterher. »Ich habe sie gezählt.«
Sie hörte ihn lachen und ihr Herz flog ihm zu. Irgendwie hatte das Schicksal ihr den Mann beschert, der perfekt für sie war. Aufrichtig, aber auch so flexibel, dass ihn bestimmte Bedürfnisse, die unvermutet in ihr aufstiegen, nicht schockierten oder erschreckten. Verlässlich, aber auch ein bisschen gefährlich, sodass er nie langweilig wurde.
Es würde ihr gelingen, dachte sie, während sie die Scherben auf ein Blatt Zeitungspapier schob. Es würde ihnen gelingen.
Als er wieder hereinkam, sah er, dass sie den Kopf des Hundes auf ein Spitzendeckchen gestellt hatte. Er lachte.
»Du bist eine seltsame, unvorhersagbare Frau, Laine. Das gefällt mir an dir.«
»Komisch, ich habe gerade das Gleiche über dich gedacht. Was hast du denn geholt?«
»Unterlagen und Werkzeuge.« Er schlug den Aktenordner auf und beugte sich über die detaillierte Beschreibung der gestohlenen Diamanten. Dann setzte er sich und legte eine Juwelierlupe und eine Juwelenwaage auf den Tisch.
»Weißt du, was man damit macht?«
»Ja, seine Hausarbeiten. Gut, wir sehen es uns mal an.«
Er breitete die Diamanten auf dem Beutel aus und nahm einen in die Hand. »Er ist lupenrein. Mit bloßem Auge erkennt man weder Einschlüsse noch irgendwelche
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