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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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    Nun sprang Kitty auf und schlug vor, Federball zu spielen. Die Geschwister Whitham stimmten ihrem Ansinnen begeistert zu. Sogar Barton gesellte sich hinzu. Eine Zeit lang blieb Abbie neben ihrer Patentante sitzen und beobachtete das muntere Treiben, bis Lady Penrose – ermattet vom warmen Sonnenschein und dem Champagner – zufrieden zu dösen begann.
    Ganz vorsichtig, um sie nicht zu stören, stand Abigail auf. Mit einer kleinen Decke und ihrem Skizzenblock unter dem Arm überquerte sie die Wiese und ließ sich an einer Stelle nieder, die eine besonders schöne Aussicht bot. Weil sie die Erinnerung an dieses erfreuliche Picknick in der reizvollen Somerset-Landschaft bewahren wollte, begann sie die pittoreske Szenerie jenseits des schmalen Bachs zu zeichnen.
    “Darf ich mich zu Ihnen setzen, Miss Graham? Mrs. Whitham und meine Mutter liegen ebenfalls beglückt in Morpheus’ Armen.”
    Abigail blickte auf und sah Mr. Fergusson vor sich stehen. “Natürlich, Sir”, stimmte sie zu und beobachtete, wie er ungelenk neben ihr Platz nahm. “Ich höre Sie niemals klagen. Doch ich glaube, die Verwundung, die Sie bei Waterloo erlitten, bereitet Ihnen gelegentlich Schwierigkeiten.”
    Das bestritt er nicht. “Verglichen mit zahlreichen Kameraden, bin ich glimpflich davongekommen. An manchen Tagen indes macht mir die Verletzung zu schaffen. Nach der Schlacht wurde ich recht gut zusammengeflickt. Zumindest habe ich mein Bein nicht verloren. Bedauerlicherweise hat der Doktor im Lazarett die Knochensplitter in meinem Knie übersehen. Anfang dieses Jahres ließ ich sie von einem erstklassigen Londoner Chirurgen entfernen, der mir versicherte, bald würde ich wieder ohne die Hilfe eines Stocks gehen können. Aber das wird wohl noch eine Weile dauern.”
    Als Abigail merkte, dass er das Federballspiel beobachtete, meinte sie: “Offenbar gehört Ihr Freund, Mr. Cavanagh, zu den Glücklichen, die den Krieg überstanden haben, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen.”
    “Wie Sie wahrscheinlich wissen, musste er die Armee 1814 verlassen, weil sein Vater gestorben war. Deshalb nahm er nicht an der Schlacht bei Waterloo teil. Doch ansonsten irren Sie sich, Miss Graham. Im Krieg in Spanien wurde Barton mehrmals verwundet. Als er einem verletzten ranghöheren Offizier zu Hilfe eilte, hackte ihm ein französischer Kavallerist beinahe den Arm ab. Dank seiner Tapferkeit wurde Barton zum Major befördert. Was er verdient hat!”
    Offenbar hielt Mr. Fergusson viel von seinem Freund, und Abbie bezweifelte nicht, dass es schwierig war, Giles’ Respekt zu gewinnen. “Da Mr. Cavanagh ein hervorragender Reiter ist, frage ich mich, warum er nicht zur Kavallerie ging.”
    “Ja, seine Entscheidung für die Infanterie hat viele Leute überrascht, Miss Graham, auch mich. Aber obwohl er das niemals zugeben würde – er zog nicht in den Krieg, um seine Reitkünste zu zeigen, sondern um für sein Land zu kämpfen.”
    Zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde wurde Abbie sich darüber klar, wie wenig sie über Barton Cavanagh wusste. Erneut schaute sie zu ihm hinüber, bis sie Giles’ forschenden Blick spürte. Hastig wandte sie sich zu ihm um. “Nach den Kriegsjahren mussten Sie beide sich wohl erst an ein neues Leben gewöhnen.”
    “Gewiss. Im Augenblick trage ich keine besondere Verantwortung. Das wird sich erst ändern, wenn ich den Landsitz meines Onkels erbe. Barton dagegen verwaltet Ländereien, die wesentlich größer sind.” Grinsend fügte er hinzu: “Außerdem hält ihn seine Schwester auf Trab.”
    “Oh, sie ist einfach nur jung und temperamentvoll”, verteidigte Abbie das Mädchen. “In ein oder zwei Jahren wird sie sich beruhigen.”
    “Das habe ich ihm ebenfalls gesagt. Und ich muss es wissen, nachdem ich ausreichend Erfahrungen mit jüngeren Schwestern gesammelt habe.”
    Daraufhin beobachtete er wieder das Federballspiel. Wie Abbie feststellte, galt seine besondere Aufmerksamkeit der reizvollen Gestalt Kittys in ihrem hübschen primelgelben Kleid. Interessant, dachte sie.
    Nach dem Ende des Spiels gesellte sich das Mädchen zu ihr, während Giles davonwanderte und mit Barton plauderte.
    “Erschöpft?”, fragte Abigail, als die junge Dame sich neben ihr auf der Decke ausstreckte.
    “Allerdings. Und sehr zufrieden. Wir haben gewonnen.” Selbstgefällig lächelte Kitty. “Und ich gewinne gern.”
    Abigail griff wieder nach dem Skizzenblock und der Kassette mit den Kohlestiften. Dann begann sie das

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