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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Karriole überprüft, und ich schwöre Ihnen, Sir, da war sie gut in Schuss.”
    Barton sah keinen Grund, am Wort seines Reitknechts, der schon seit vielen Jahren für die Familie Cavanagh arbeitete, zu zweifeln. “Vielleicht hat sich ein Achsennagel gelockert.”
    “Klar, das wäre möglich – wenn jemand nachgeholfen hat.”
    “Vermuten Sie, irgendwer hätte sich an meiner Kutsche zu schaffen gemacht?”
    “Das behaupte ich nicht, Sir. Ich sage bloß, ich habe sie überprüft. Das würde ich diesem nichtsnutzigen Dodd nicht zutrauen.”
    Barton lächelte schwach. “Offenbar mögen Sie Ihren neuen Gehilfen nicht besonders.”
    “Ob ich ihn mag oder nicht – darauf kommt’s nicht an, Sir.” Hackman fuhr sich durch das graue Haar. “Den Jungen haben Sie eingestellt, weil Sie viel von seinem Vater halten, das weiß ich. Aber Amos Dodd ist ganz anders als sein arbeitsscheuer Sohn. Der Kerl hat kein Herz für Tiere, und er sollte sich mal ein Beispiel an Lady Penroses neuem Reitknecht nehmen. Also, dieser Bursche versteht was von Pferden. Beim Picknick konnte er Ihre Braunen gar nicht lange genug bewundern.”
    Mit schmalen Augen betrachtete Barton das geborstene Rad. “Ach, tatsächlich?”

5. KAPITEL
    A m nächsten Tag machten Kitty und ihre Mutter Lady Penrose die Aufwartung. Abigail kam sich schrecklich albern vor – auf einer Chaiselongue im Salon ausgestreckt, eine Decke über den Knien, fühlte sie sich wie eine bedauernswerte Invalide. Da sie sich den Knöchel nur ganz leicht verstaucht hatte, fand sie das Getue ihrer Patentante überflüssig. Andererseits ließ sie sich ganz gern verwöhnen, nachdem sie jahrelang von ihrem brüsken Großvater herumkommandiert worden war, der ihr untersagt hatte, nach ihren diversen Stürzen aus dem Pferdesattel ein Aufhebens um ein paar Schrammen zu machen.
    Kitty erzählte, Barton sei am vergangenen Abend lange vor dem Dinner heimgekehrt. Er habe jedoch schon an diesem Morgen zum Cavanagh-Landsitz in Gloucestershire aufbrechen müssen, da er Nachricht von seinem Nachbarn erhalten hatte. Über den Grund seiner Reise hatte er leider nichts mitgeteilt. Aber wie ihre funkelnden Augen verrieten, war sie entschlossen, die unverhoffte Befreiung von der Kandare ihres strengen Bruders in vollen Zügen zu genießen.
    Zunächst war auch Abbie erleichtert. Nachdem ihre Beschwerden abgeklungen waren, konnte sie durch die Stadt wandern, ohne eine Begegnung mit Barton zu riskieren. Doch seltsamerweise verflog diese Zufriedenheit bereits nach wenigen Tagen. Wann immer sie Kitty und Eugenie Cavanagh ohne deren hochgewachsenen Begleiter traf, empfand sie leise Enttäuschung. Bedeutete das etwa, dass sie den unmoralischen Mann
mochte
?
    Indes gestattete sie dieser beunruhigenden Möglichkeit nicht, ihr die Freude an den Amüsements von Bath zu verderben. Jeden Morgen ritt sie mit ihrem blonden Stallburschen aus. Anfangs blieb Josh ehrerbietig hinter ihr und sprach nur, wenn er gefragt wurde. Allerdings dauerte dieser Zustand nicht lange. Bald trabte sein Pferd neben ihrem, und sie unterhielten sich angeregt.
    Allmählich machte sie sich Sorgen um seine Zukunft. Zu ihrem Bedauern konnte sie ihm keine feste Stellung anbieten. Natürlich durfte sie von ihrer Patentante nicht erwarten, einen Reitknecht zu beschäftigen, den sie nicht mehr brauchen würde, wenn Jem genesen war. Er sollte sich schnell nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen, um nicht plötzlich auf der Straße zu stehen, dachte sie.
    Als sie einen Tag vor der Gesellschaft bei den Cavanaghs ausritten, schnitt sie das Thema an. Sichtlich bestürzt fragte er daraufhin: “Warum soll ich mir was anderes suchen, Miss Abbie? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Ich war noch nie der persönliche Reitknecht einer Dame und …”
    “Nein, daran liegt es nicht”, unterbrach sie ihn, “ich bin sehr zufrieden mit Ihnen und würde Sie gern behalten, leider bin ich lediglich Gast im Haus meiner Patentante. Vielleicht werde ich auf den Landsitz meines Großvaters zurückkehren. Dort gibt es genug Personal. Und Lady Penrose wird Sie entlassen, sobald Jem wieder gesund ist.”
    “Aye, ich weiß, Miss. Das haben Sie mir von Anfang an gesagt. Aber bis der Junge wieder arbeiten kann, wollen Sie doch, dass ich bei Ihnen bleibe, nicht wahr?”
    “Wenn Sie schon vorher eine gesicherte Stellung finden, müssen Sie die Gelegenheit nutzen. Dabei will ich Ihnen helfen. Inzwischen kenne ich einige Leute in Bath. Ich werde mich erkundigen, ob jemand

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