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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Verblüfft erinnerte er sich an die überwältigende Zärtlichkeit, die die Berührung ihrer Lippen in ihm hervorgerufen hatte. Und Abbie war genauso entzückt gewesen. Das wusste er. Sobald ihre erste Verwirrung verflogen war, hatte sie den Kuss hingebungsvoll erwidert.
    Und dann hatte sie sich plötzlich losgerissen. Warum? Was hatte diese drastische Veränderung bewirkt? Verständnislos schüttelte er den Kopf. Hätte er versucht, das Liebesspiel zu steigern, wäre Abbies Reaktion begreiflich gewesen. Aber in ihren Augen hatte er keine Furcht gelesen – nur leidenschaftlichen Zorn. Und Verachtung.
Verdammt, womit habe ich diese schallende Ohrfeige verdient?
    Als die Haushälterin zurückkehrte, erwartete er fast, dass Abbie sich weigerte, ihn zu empfangen. Daher war er angenehm überrascht, als die Bedienstete ihn bat, ihr nach oben zu folgen. Doch im Salon traf er lediglich Lady Penrose an und konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
    Offenbar erriet Ihre Ladyschaft, was in ihm vorging. Das sah er ihren funkelnden Augen an. “Wie nett, Sie wiederzusehen, Mr. Cavanagh!”, begrüßte sie ihn und reichte ihm die Hand, über die er sich formvollendet beugte. “Sicher möchten Sie mit meiner Patentochter reden. Schenken Sie sich ein Glas ein, Sir, bis sie nach Hause kommt. Da drüben auf dem Büfett finden Sie einen besonders edlen Burgunder. Und bringen Sie mir bitte ein Gläschen Portwein. In letzter Zeit war ich sehr zurückhaltend und habe nur ganz wenig getrunken. Gelegentlich allerdings erleide ich einen Rückfall. Wäre das Leben nicht schrecklich langweilig, würden wir nicht ab und zu einem kleinen Laster frönen?”
    Lächelnd ging Barton zum Sideboard mit den Karaffen. Er mochte Lady Penrose, eine charmante, kluge Frau, die eine starke Persönlichkeit besaß.
    Nachdem er ihr das gewünschte Getränk gebracht hatte, nahm er ihr gegenüber Platz. “Mein Besuch scheint Sie nicht zu wundern, Ma’am.”
    “Da Sie gestern eine … Meinungsverschiedenheit mit meiner Patentochter hatten, würde ich staunen, wenn Sie heute nicht hierhergekommen wären, Sir.”
    Mit dieser freimütigen Enthüllung raubte sie ihm für einige Sekunden die Sprache. “Wie darf ich Ihre Worte verstehen, Ma’am? Hat Abbie sich Ihnen anvertraut?”
    “Oh nein. Sollten Sie meine Patentochter etwas besser kennenlernen, werden Sie feststellen, dass sie ihre Gedanken und Gefühle meistens für sich behält.” Lady Penrose nippte genüsslich an ihrem Glas, dann stellte sie es neben sich auf das Tischchen. “Was mich angeht – gestern Abend war ich sehr dankbar für Ihre Einmischung, Sir, die der jungen Dame begreiflicherweise missfiel.”
    Bartons Augen verengten sich. “Also lehnt sie mich tatsächlich aus irgendwelchen Gründen ab.”
    “Was dahintersteckt, hat sie mir nicht verraten. Doch falls Sie ernste Absichten hegen, Sir, sollten Sie es herausfinden.”
    Er lächelte wehmütig. Bis zu diesem Moment hatte er das Ausmaß seiner eigenen Gefühle nicht erkannt. Indes war Lady Penrose sein wachsendes Interesse an Abbie nicht entgangen.
    Würde er die Liebe ihrer Patentochter gewinnen – trotz ihres rätselhaften Grolls?
    Warnend hob Ihre Ladyschaft einen Zeigefinger, und da hörte auch Barton leichtfüßige Schritte im Flur. Die Tür flog auf, und Abbie eilte herein. Bei seinem Anblick erlosch ihr Lächeln.
    “Ah, da bist du ja, Liebes!”, rief Lady Penrose. “Hast du in der Bibliothek gefunden, was du suchtest?”
    Abbie begrüßte Barton, indem sie ihm wortlos zunickte. Dann übergab sie ihrer Patentante zwei Bücher. “Nur den Roman von Jane Austen nicht, den du so gern lesen würdest. Aber man hat mir versichert, er wäre morgen verfügbar.”
    Barton war aufgestanden und wollte Abbie um ein Gespräch unter vier Augen bitten. Doch dann sah er, wie Lady Penrose fast unmerklich den Kopf schüttelte, um ihn daran zu hindern. Offenbar glaubte sie, eine solche Unterredung würde nicht zum angestrebten Erfolg führen. Damit hatte sie wahrscheinlich recht. Abbie setzte sich nicht – zweifellos, weil sie den Salon möglichst schnell zu verlassen plante.
    Ihre Ladyschaft hielt sie zurück. “Wie nett, dass Mr. Cavanagh uns besucht, nicht wahr, Liebes? Nun finden wir eine Gelegenheit, ihm für die wunderbare Soiree zu danken.”
    Ein Paar blauvioletter Augen drohten ihn zu durchbohren, und Lady Penroses Mundwinkel zuckten ein wenig, bevor sie weitersprach.
    “In den nächsten Wochen werden wir noch viele angenehme Abende

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