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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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mehrere Gelegenheiten gefunden, da etliche Herren mit derselben Bitte an sie herangetreten waren. Ärgerlicherweise hatte sie den speziellen Platz auf ihrer Tanzkarte freigelassen, in der Hoffnung, Barton würde seinen Namen eintragen. Mühsam bekämpfte sie den Zorn gegen sich selbst und ihre wachsende Eifersucht. “Ich leiste Ihnen sehr gern bei Tisch Gesellschaft, Sir. Allerdings fürchte ich, dass mich viele Damen beneiden werden.”
    “Nur um Ihre bezaubernde äußere Erscheinung, meine liebe Miss Graham”, versicherte er und beugte sich über ihre Hand.
    Obwohl nicht an solche Galanterien gewöhnt, war sie weder verlegen noch schockiert. Vielmehr amüsierte sie das Verhalten des jungen Schönlings. Weil sie ihn nicht ermutigen wollte, entschloss sie sich zu einem sanften Tadel. Bevor sie ihn allerdings aussprechen konnte, sah sie den Gastgeber aus den Schatten treten, die Stirn unwillig gefurcht.
    “So ungern ich störe …” Wie Bartons scharfe Stimme verriet, bekümmerte ihn das nicht im Mindesten. “Ich glaube, eine junge Dame hat Ihnen den nächsten Tanz versprochen, Asquith. Lassen Sie sich nicht aufhalten.”
    Ein paar beklemmende Sekunden lang fürchtete Abigail eine Konfrontation. Charles Asquiths schwärmerisches Lächeln war einer grimmigen Miene gewichen. “Darf ich Sie zu Lady Penrose begleiten, Miss Graham?”
    “Meinetwegen müssen Sie sich nicht bemühen, Sir.” Hastig stand sie auf und trat zwischen die beiden Gentlemen. “Seien Sie versichert, ich werde rechtzeitig vor unserem Tanz in den Salon zurückkehren.”
    “Was, zum Teufel, bilden Sie sich ein, Abbie?”, fauchte Barton, sobald Mr. Asquith die Glastür hinter sich geschlossen hatte. “Warum drücken Sie sich hier draußen herum – mit einem Mann dieses Kalibers?”
    Beinahe verlor sie die Beherrschung. “Wohin ich gehe und mit wem ich mich unterhalte, ist einzig und allein meine Sache, Mr. Cavanagh. Bedenken Sie bitte, ich bin nicht Kitty und deshalb keineswegs verpflichtet, Ihre Vorschriften zu befolgen.”
    “Wären Sie meine Schwester …” Ehe er fortfuhr, kräuselte er verächtlich die Lippen. “Dann würden Sie nicht hier stehen und kindischen Trotz bekunden, sondern in Ihrem Zimmer, hinter Schloss und Riegel, auf einer wunden Kehrseite sitzen.”
    Wie seine glitzernden Augen verrieten, würde er diese demütigende Strafe mit dem größten Vergnügen vollziehen, und es fiel ihr schwer, ihre Fassung zu bewahren. “Zweifellos finden gewisse Damen, die Ihre Gunst genießen, diese grausamen Neigungen reizvoll. Mich beeindrucken sie nicht im Geringsten.”
    “Wirklich nicht? Nun, vielleicht würde Ihnen eine Demonstration maskuliner Kraft ganz guttun, Miss Abigail Graham.” Bevor sie erfasste, was geschah, ergriff er ihre Handgelenke und hielt sie im nächsten Moment mit einer Hand hinter ihrem Rücken gefangen. Mit der anderen hob er ihr Kinn. Abbie wollte sich nicht erniedrigen, indem sie ihn vergebens bekämpfte.
    Sie wappnete sich gegen die Strafe, die er ihr offensichtlich zudachte. Aber statt des erwarteten schmerzhaften, fordernden Kusses spürte sie seinen Mund ganz leicht auf ihrem, dann einen sanften Druck, der sie bewog, die Lippen zu öffnen. Zu ihrer Verblüffung empfand sie keinen Widerwillen. Stattdessen durchströmten sie völlig unbekannte süße Gefühle.
    Nun wünschte sie inbrünstig, er würde sie loslassen – damit sie ihm die Arme um den Nacken schlingen und noch mehr von ihm haben konnte, nicht nur seinen Mund. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, glitten seine Finger von ihrem Kinn am Hals hinab zur nackten Schulter, eine zärtliche Liebkosung, die alle klaren Gedanken aus ihrem Gehirn verscheuchte. Während seine Lippen der Spur seiner Hand folgten, nahm sie nichts mehr wahr außer ihm – und ihrer brennenden Sehnsucht nach diesem Mann.
    Plötzlich kehrte eine unwillkommene Erinnerung zurück. Bartons Hände, die nackte Brüste streichelten und unter raschelnde Röcke wanderten … Jetzt hörte sie ihn genauso leidenschaftlich stöhnen wie damals vor sechs Jahren, und in ihrer Fantasie sah sie seine halb entblößte Gefährtin nach seinem Hosenbund tasten …
    Abbie hätte niemals geglaubt, dass reines Entzücken so schnell in heiße Wut übergehen konnte. Entschlossen riss sie sich los, und ehe sie wusste, was sie tat, schlug sie Barton mit aller Kraft ins Gesicht.
    In seinen braunen Augen blitzte heller Zorn, der nach wenigen Sekunden von Verwirrung und Trauer verdrängt wurde. Doch das

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