Ein Gentleman wagt - und gewinnt
meinem letzten Geburtstag.”
Nachdem er Abbie um einen der Tänze gebeten hatte, schlenderte er zu Kitty.
“Anscheinend mag er seine Cousine sehr gern”, meinte Ihre Ladyschaft. “Ach, sicher nur verwandtschaftliche Gefühle … Einer solchen Heirat würde Barton wohl kaum zustimmen.”
“In diese Verlegenheit wird er niemals kommen”, erwiderte Abbie belustigt. “Wenn mich nicht alles täuscht, findet Kitty ihren Vetter bestenfalls komisch.”
Dass das Herz der jungen Dame einem anderen Gentleman gehörte, wollte sie nicht erwähnen – obwohl sie ahnte, dass dies ihrer scharfsinnigen Patentante längst aufgefallen war.
Wenig später begann das Orchester zu spielen, und Abbie ließ sich von Major Wetherby auf die Tanzfläche führen – dem Gast, den zur Freude einiger junger Damen mehrere Offiziere in schneidigen dunkelblauen Uniformen nach Cavanagh Court begleitet hatten.
Während der Major mit Abbie tanzte, berichtete er, dass er Barton im Lauf des Krieges in Spanien kennengelernt hatte. Irgendetwas im Klang seiner Stimme deutete an, dass ihn dieser Umstand nicht sonderlich beglückte. Aber sie vermied es taktvoll, herauszufinden, ob dieser Eindruck trog. Stattdessen erkundigte sie sich, ob die Suche nach dem Verursacher der unerfreulichen Zwischenfälle Fortschritte machte.
“Leider nicht, Ma’am. Was das betrifft, bin ich nicht allzu hoffnungsvoll.”
“Oh, und warum nicht, Major?”
“Weil unsere bisherigen Ermittlungen ergebnislos verlaufen sind. Normalerweise genügt es, eine Belohnung auszusetzen, um Mitwisser aus der Reserve zu locken. In diesem Fall ist es uns nicht gelungen. Deshalb nehme ich an, dass nur zwei oder drei Schurken am Werk sind, die ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen. Ich vermute, die Anschläge in der Nachbarschaft wurden verübt, weil sie verschleiern sollten, auf wen es die Missetäter wirklich abgesehen haben – nämlich auf Cavanagh.”
Bei diesen Worten spähte er zur Tür hinüber, wo Barton immer noch neben seiner Stiefmutter stand. Hätte der Major nicht die Lippen verkniffen, wäre es schwierig gewesen, seine Miene zu deuten. Aber so war Abbie sicher – zwischen den beiden Gentlemen herrschte kein allzu herzliches Einvernehmen. “Wenn Sie glauben, dass jemand einen persönlichen Groll gegen Mr. Cavanagh hegt, Major – zu dieser Überzeugung bin auch ich gelangt”, bekannte sie freimütig. “Andererseits weiß ich, wie beliebt er in der Gegend ist.”
“Das habe ich bereits festgestellt. Und in der Armee genoss er den Ruf eines überaus gerechten Offiziers, der seine Untergebenen stets korrekt behandelte. Doch da macht sich jeder Feinde, und Cavanagh bildet keine Ausnahme. Ich hörte, dass Sie ihn schon seit Jahren kennen, Ma’am. Also wissen Sie sicher, dass er sich oft nicht diplomatisch verhält und kaum je davor zurückschreckt, seine Meinung zu äußern.”
“Ja, da haben Sie recht, Major”, musste sie zugeben. “Trotzdem irritieren ihn natürlich der Versuch, sein Haus niederzubrennen, und die Anschläge auf sein Leben.”
Als die Musik verklungen war, führte Wetherby sie von der Tanzfläche. “Anscheinend genießen Sie Cavanaghs Vertrauen, Ma’am. Deshalb will ich offen sprechen. So, wie ich ihn kenne, muss die Ursache für seine Probleme in der Vergangenheit liegen. Ich glaube, jemand will sich an ihm rächen. Darauf wies ich ihn hin, als wir bei den Warrens dinierten. Bedauerlicherweise hatte ich das Gefühl, dass er meine Theorie nicht ernst nimmt. Bitte, Ma’am, fragen Sie ihn, ob er sich irgendwann jemandes Feindschaft zugezogen hat. Bis in alle Ewigkeit kann ich nicht in dieser Gegend bleiben und ihn schützen.”
Allmählich langweilte es den Hausherrn, an Eugenies Seite auszuharren und auf säumige Gäste zu warten. Er schaute sich im Salon um und sah Abbie, in ein Gespräch mit Wetherby vertieft. Wie ihre Miene verriet, machte sie sich Sorgen, und das beunruhigte ihn. Er hatte den Major noch nie leiden können.
“Zum Teufel mit dem Profoss”, murmelte er, ohne zu ahnen, dass seine Stiefmutter die Verwünschung hörte.
Unsicher wandte Eugenie sich zu ihm um. “Wenn du dich lieber mit den Gentlemen unterhalten möchtest, Barton – du musst nicht hierbleiben. Es stört mich nicht, die Leute allein zu begrüßen.”
“An einem so bedeutsamen Abend werde ich nicht von deiner Seite weichen, Eugenie”, beteuerte er lächelnd. In letzter Zeit war sie ihm ans Herz gewachsen. Gewiss, er würde sich immer über ihre
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