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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Truppe zugewiesen, der ein besonders unerfreulicher Zeitgenosse namens Septimus Searle angehörte. Irgendein Idiot hatte ihn zum Sergeanten befördert. Nun ja.” Er kräuselte verächtlich die Lippen. “Dank irgendwelcher fragwürdigen Methoden war es ihm gelungen, das Wohlwollen einiger Leute zu erlangen.”
    “Aber nicht Ihres”, warf der Major ein.
    “Nein. Bereits nach kurzer Zeit hatte ich seine niederträchtigen Machenschaften durchschaut. Nachdem er bei einem Diebstahl ertappt worden war, ließ ich ihn auspeitschen, degradierte ihn und ernannte einen Iren, der diese Ehre viel eher verdiente, zum Sergeanten. Wenig später kam es zu den beklagenswerten Ereignissen in Badajoz, wo unsere Soldaten ein furchtbares Blutvergießen anrichteten, zahllose Männer niedermetzelten und Frauen Gewalt antaten. Zu jenen Verbrechern zählte auch Septimus Searle. Er desertierte wie so viele andere. Und kurz darauf erschienen Sie auf der Bildfläche, Major. Am selben Tag, da Sie das Lager verließen, um die Fahnenflüchtigen einzufangen, trat ich meinen überfälligen Urlaub an und begab mich nach Lissabon. Bei meiner Rückkehr nach Spanien teilte man mir mit, Ihre Mission sei erfolgreich verlaufen und Sie hätten den Schlupfwinkel der Deserteure entdeckt, ein verlassenes Dorf oben in den Bergen. Da Wellington bei den letzten Schlachten beträchtliche Verluste erlitten hatte, wollte er die Männer begnadigen, die sich freiwillig stellten und zur Rückkehr in die Armee bereit waren. Wer Widerstand leistete und dabei nicht ums Leben kam, sollte ins Lager zurückgebracht und gehängt werden. Ich ging davon aus, dass Septimus Searle zu den Letzteren gehören würde. Und so vermutete ich – vielleicht irrtümlich –, er habe seine gerechte Strafe erhalten.”
    Major Wetherby lachte spöttisch. “Erwarten Sie etwa, dass ich mich daran erinnere, ob dieser Searle hingerichtet wurde?”
    “Natürlich nicht”, versicherte Barton. “Aber ich bitte Sie, mir alles zu erzählen, worauf Sie sich im Zusammenhang mit jener Mission besinnen können.”
    “Sie haben Glück.” Der Major grinste schief. “Da dies mein erster Auftrag war, weiß ich noch sehr gut, was damals passierte. Es fiel uns nicht schwer, das Versteck der Fahnenflüchtigen aufzuspüren.” Nach einem großen Schluck Portwein fügte er hinzu: “Das Dorf bestand nur mehr aus ein paar Ruinen. Ein paar Monate zuvor war es von den Franzosen überfallen und geplündert worden. Die meisten Deserteure kapitulierten bereitwillig, als wir kamen. Lediglich ein halbes Dutzend Männer bekämpfte uns. Sie wurden erschossen oder ins Camp transportiert.”
    “Niemals hätte sich Searle ergeben, das weiß ich.”
    “Warum sind Sie da so sicher? Wie ich schon sagte, die Franzosen hatten dieses abgeschiedene Dorf restlos ausgeraubt. Dort gab es keine Lebensmittel mehr.”
    “Mag sein. Doch Searle hätte es nicht gewagt, mir gegenüberzutreten – oder den Männern meiner Kompanie, die stichhaltigere Gründe hatten, ihn zu verachten.”
    “Nun, vielleicht gehörte er zu denjenigen, die Widerstand leisteten. Oder …”
    “Oder was?”, fragte Barton, nachdem der Major abrupt verstummt war.
    “Ein Großteil der Gefangenen war völlig geschwächt. Und daher dauerte der Rückweg ins Lager beinahe fünf Tage. In der zweiten Nacht flüchteten vier der Deserteure, nachdem sie Vorräte gestohlen hatten. Drei von ihnen wurden wieder eingefangen und gehängt, der vierte schnitt einem meiner Soldaten die Kehle durch, schwang sich auf dessen Pferd und galoppierte davon.”
    Mit schmalen Augen musterte Barton den Major. “Abgesehen von Searles verabscheuungswürdigem Charakter erinnere ich mich an zweierlei – er konnte hervorragend mit einem Messer umgehen, und er sprach mit ausgeprägtem Yorkshire-Akzent. Wie ich gestern erfuhr, hat ein Mann aus Riding die Taverne an der Evesham Road gekauft – zu Beginn dieses Jahres, kurz bevor die Schwierigkeiten anfingen. Vielleicht ist es ein Zufall. Gleichwohl werde ich dieses Gasthaus besuchen. Wenn der Wirt tatsächlich Searle ist, erkenne ich ihn wieder.”
    “Wären Sie so freundlich, eine kleine Weile mit Ihrem Vorhaben zu warten, Cavanagh? Es gibt da ein paar Dinge, die ich gern vorher mit Lord Warren besprechen würde. Dann hole ich ein paar Männer aus unserem Quartier und reite sofort zu Ihnen. Falls es tatsächlich Searle sein sollte, würde ich ihn nur zu gern verhaften – insbesondere falls er tatsächlich der Deserteur ist, der mir

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