Ein Gentleman wagt - und gewinnt
gewissenhaft und pünktlich erledigt wird, Sir. Und daran gibt’s nichts auszusetzen.”
“Also hätten Sie nichts dagegen, seine Anweisungen zu befolgen? Natürlich nicht für alle Zeiten. Bis Hackman in den Ruhestand tritt, wird es nur mehr ein paar Jahre dauern. Und dann sind Sie sicher imstande, seine Position zu übernehmen.” Lächelnd registrierte Barton die Verblüffung des jungen Stallknechts. “Ja, in der Tat, ich biete Ihnen eine feste Stellung an. Am Freitag müssen Sie Lady Penrose und Miss Graham nach Bath begleiten, um die beiden Damen während der Reise zu beschützen. Wenn Sie es wünschen, kommen Sie danach wieder her. Oder würden Sie lieber in Ihre Heimat Yorkshire zurückkehren?”
Josh zuckte die Achseln. “Dort wartet niemand mehr auf mich, Sir. Und in dieser Gegend würde ich mich sehr wohl fühlen. Ein schönes Fleckchen Erde … Und anscheinend bin ich nicht der Einzige, der aus Yorkshire stammt und so denkt.”
“Ach, wirklich?”, fragte Barton eher aus Höflichkeit als aus echtem Interesse. “Haben Sie einen Landsmann kennengelernt?”
“Aye, Sir. Neulich ritt ich mit Miss Abbie in die Stadt, und auf dem Rückweg begegneten wir dem Gastwirt, für den Dodd jetzt arbeitet. Dem die Taverne an der Evesham Road gehört. Sieht nicht besonders vertrauenerweckend aus. Der Kerl kommt aus West Riding. Nicht aus meinem Teil von Yorkshire.”
Bevor der Reitknecht zu einem Vortrag über die verschiedenen Regionen seiner Heimat ausholen konnte, beendete Barton das Gespräch und kehrte zum Haus zurück.
Noch bevor er die Tür erreichte, fiel ihm eine Ungereimtheit auf, die mit Joshs Enthüllungen zusammenhing – und die er plötzlich alles andere als nebensächlich fand. Er selber hatte Abbie bei ihrem Einstellungsgespräch mit dem jungen Mann erklärt, im Allgemeinen blieben die Leute vom Lande in ihrer Gegend, selbst wenn sie Arbeit suchten.
Es sei denn, sie haben einen ganz bestimmten Grund, um woandershin zu ziehen.
Was mochte diesen Gastwirt hierhergeführt haben?
13. KAPITEL
E rleichtert atmete Barton auf, als seine elegante Reisekutsche vom Hof rollte. Kitty und Eugenie waren endlich auf dem Weg nach Brighton. Dennoch würde er keine Ruhe finden, bevor er die Frau, die er liebte, nicht in Sicherheit wusste. Am Freitag, in zwei Tagen, sollte sie mit ihrer Patentante nach Bath aufbrechen. In der Zwischenzeit musste er zusehen, dass alles getan wurde, um ihre Sicherheit zu gewährleisten, wann immer sie das Haus verließ.
Als er sich zu Abbie umwandte, die zusammen mit Lady Penrose nach draußen gekommen war, um seine Stiefmutter und seine Schwester zu verabschieden, fiel ihm ein, dass er ihr noch etwas mitteilen wollte. Er wartete, bis Ihre Ladyschaft ins Haus gegangen war. “Über dem Abschied von Giles und dem ganzen Getue um die Reisevorbereitungen habe ich ganz vergessen, Ihnen etwas zu sagen, Abbie.”
Mit ihren großen blauen Augen schaute sie fragend zu ihm auf, den Kopf leicht zur Seite gelegt.
“Es wird Sie zweifellos freuen, meine Liebe, zu hören, dass Sie sich um die Zukunft Ihres Reitknechts nicht mehr sorgen müssen. Ich habe ihm eine feste Stellung angeboten.”
Es war eine flüchtige Geste. Nur ganz kurz berührte Abigail seinen Ärmel, und ihre Lippen streiften seine Wange.
Trotzdem stockte ihm der Atem, sein Blut schien schneller durch die Adern zu strömen, und er stotterte wie die eingeschüchterten Rekruten, die er in Spanien kommandiert hatte. “Nun … äh … dann bin ich froh, dass Sie mit mir zufrieden sind.”
“Wie soll ich Ihnen bloß danken, Barton!”
“Versuchen Sie es erst gar nicht.” Hastig trat er beiseite, ehe ihn der heiße Wunsch überwältigen konnte, Abbie in die Arme zu reißen. Nachdem er seine Selbstkontrolle wochenlang gewahrt hatte, wollte er sie nicht im letzten Augenblick verlieren. “Entschuldigen Sie mich bitte – ich habe noch zu tun.”
Mit weit ausgreifenden Schritten marschierte er zum Stall und spürte Abbies Blick in seinem Rücken. Verärgert schüttelte er den Kopf. Ausgerechnet er, ein Mann von Welt, der sonst stets erfahren und beherrscht auftrat, geriet wegen eines flüchtigen Kusses aus der Fassung. Doch es ließ sich nicht leugnen, sein Herz schlug wie rasend – vielleicht weil sie ihre Dankbarkeit auf eine derart unerwartete Weise bekundet hatte, völlig natürlich und unbefangen.
Er stieg auf sein Pferd, das Josh soeben in den Hof geführt hatte, ritt die Auffahrt hinunter und bemühte sich, seine
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