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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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dieser Fremde über Bartons früheren Rang in der Armee informiert war, kannte er ihn seit dem Krieg in Spanien. War er derjenige, der für die Anschläge verantwortlich war? Darauf wies nicht nur die Bemerkung hin, die er soeben geäußert hatte, sondern zudem seine unerlaubte Anwesenheit auf diesem Grund und Boden. “Offensichtlich kennen Sie Mr. Cavanagh.”
    “Aye, Mädchen, der Major und ich sind alte Kameraden”, stimmte der Kerl bereitwillig zu und fuhr sich mit schmutzigen Fingern über die Bartstoppeln am Kinn. “Wir haben uns lang nicht gesehen. Aber ich vergesse meine Freunde niemals – meine Feinde übrigens auch nicht.”
    Unauffällig spähte Abbie über seine linke Schulter. Wo mochte Josh stecken? Obwohl ihre Angst wuchs, bewahrte sie ihre Selbstkontrolle. “Und ich nehme an, Mr. Cavanagh gehört zur letzteren Kategorie.”
    “Sagen wir mal, wir sind uns nicht besonders herzlich zugetan.” Lächelnd entblößte er eine Reihe verfaulter Zähne. “Für Sie hat der Major sicher mehr übrig. Bestimmt so viel, dass er bereit ist, ein ansehnliches Sümmchen zu zahlen, damit Sie wohlbehalten in seine Arme zurückkehren.”
    Noch deutlicher hätte er seine Absichten nicht bekunden können. Unwillkürlich trat Abbie einen Schritt zurück und stieß gegen die Seitenwand des Karrens. Es gab kein Entrinnen. “Bedenken Sie, dass ich nicht allein bin”, erwiderte sie. Wo blieb Josh? Inständig hoffte sie, dass ihrem Reitknecht nichts zugestoßen war.
    Dodds wieherndes Gelächter ließ sie das Schlimmste befürchten. “Wenn Sie glauben, Ihr ergebener Arkwright könnte Sie retten – vergessen Sie’s. Dem hab ich ordentlich eins übergebraten. Bis der Trottel aufwacht, wird’s eine Weile dauern. Wenn er überhaupt wieder zu sich kommt …”
    Am liebsten hätte Abbie ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Doch sein Kumpan packte ihre Oberarme und hielt sie mit eisernem Griff fest.
    Schreiend und tretend setzte sie sich zur Wehr, aber gegen zwei kräftige Männer war sie machtlos. Ihre Handgelenke und Fußknöchel wurden gefesselt, und Dodd stopfte ihr einen Knebel in den Mund. Sein Komplize hob sie hoch, beförderte sie unsanft auf das Fuhrwerk und bedeckte sie mit den schmutzigen Säcken.
    Abbie versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Ja, nun wusste sie, auf wessen Konto die Anschläge gingen. Dodd musste sie durchgeführt haben, auf Geheiß seines Freundes. Weshalb der Fremde allerdings einen so bitteren Groll gegen Barton hegte, blieb nach wie vor ein Rätsel. Klar war nur, dass er seinen Rachedurst noch lange nicht gestillt hatte.
    Während der kurzen Fahrt musste Abbie ihre gesamte Geschicklichkeit aufbieten, um den scharfkantigen Fangeisen nicht zu nahe zu kommen. Erst als der Karren anhielt, begann sie sich wieder zu ängstigen. Was hatten Dodd und sein Kumpan mit ihr vor?
    Die beiden Männer trugen sie über den Hof der heruntergekommenen Taverne in einen halb verfallenen Stall und warfen sie auf einen schmutzigen Strohballen. Dabei rutschten ihre Röcke bis zu den Knien hoch, und das anzügliche Glitzern in den Augen ihrer Entführer ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Aber Dodds Komplize gab sich mit einem dreisten Blick auf ihre wohlgeformten Beine zufrieden, bevor er sie in eine Ecke zerrte.
    “Eins nach dem anderen, Doddy”, meinte er und band sie mit einem Strick, den er mehrmals um ihre Taille schlang, an einem Pfosten fest. “Keine Bange, wir werden schon noch unseren Spaß mit ihr haben – wenn Cavanagh da ist und uns zuschaut.” Aus seinen Worten sprach unverhohlener Hass. “Lange genug habe ich auf meine Rache gewartet, und jetzt will ich ihn betteln hören. Für sich selbst wird er nicht um Gnade bitten.” Nach einem kurzen Blick auf Abbie fügte er hinzu: “Aber für
sie.
Bevor ich ihn töte, soll er leiden – und außerdem einen Batzen Goldguineen lockermachen, in der Hoffnung, dass er dann seine Liebste wiederbekommt. Sie soll ihm einen Brief schreiben, sonst glaubt er nicht, dass wir sie in unserer Gewalt haben. Doch erst einmal trinken wir auf diesen Glücksfall – und auf den Major, der uns ein Leben in Saus und Braus ermöglichen wird.”
    Minutenlang schien das hämische Gelächter der beiden von den Wänden widerzuhallen, nachdem die rostigen Türriegel geknarrt hatten und die schweren Schritte verklungen waren. Zornestränen verschleierten Abbies Blick. Entschlossen kämpfte sie dagegen an und versuchte sich von den Fesseln zu

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