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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Außerdem …” Er griff in die Tasche seines Reitrocks, zog eine Pistole hervor und legte sie auf den Boden. “Ich bin stets bewaffnet – eine Gewohnheit, die ich seit meinem Kriegsdienst beibehalte.”
    Der Anblick des Schießeisens beruhigte Abbie ein wenig. Trotzdem fand sie es unvernünftig, dass er auf eigene Faust losgeritten war – an seine Sicherheit schien er zuallerletzt zu denken.
    Den Kopf gesenkt, biss sie sich auf die bebende Unterlippe. Dies ist der falsche Zeitpunkt für Sentimentalitäten, ermahnte sie sich. Dennoch nutzte der Tadel nichts, und er schützte sie nicht vor quälenden Schuldgefühlen. Wie hatte sie nur so schlecht von Barton Cavanagh denken können? Das würde sie nie begreifen. Er war ein wundervoller, tapferer, großzügiger Mann. Und sie liebte ihn mit jeder Faser.
    In ihren Augen brannten Tränen. Hastig kniff sie die Lider zusammen. Nein, sie durfte nicht in Reue und Selbstmitleid versinken.
    Geschickt befreite Barton sie von dem Strick, der sie an den Posten fesselte, und begann die Lederriemen an ihren Handgelenken aufzuknoten. Plötzlich hörte Abbie ein beunruhigendes Geräusch und riss die Augen auf. Noch bevor sie einen warnenden Schrei ausstoßen konnte, sah sie Dodd einen schweren Stock durch die Luft schwingen. Ein wuchtiger Schlag traf Barton an der Schläfe und streckte ihn nieder.
    Blitzschnell bugsierte Abbie die Pistole unter ihre Röcke, während Barton versuchte, sich wieder aufzurichten. Dadurch war Dodds Aufmerksamkeit ganz auf ihn gerichtet, was Abbie ohne Zögern nutzte, um ihre Hände weiter zu befreien.
    Die Stalltür schwang auf, und Dodds Komplize trat ein, eine Pistole im Anschlag. Höhnisch musterte er den taumelnden Barton. “Wenn das nicht der ehrenwerte Herr Major ist! Sie ahnen ja gar nicht, wie ich mich auf dieses Wiedersehen gefreut habe!”
    Statt zu antworten, setzte sich Barton neben Abbie. Mühelos verstand er, was ihr Blick ihm bedeutete. Er schob eine Hand unter ihren Reitrock, dann fixierte er seinen Widersacher.
    Nie zuvor hatte sie eine derart tiefe Abscheu in seiner Miene gelesen. War es klug von ihm, dass er seine Feindseligkeit so offen zeigte? Täte er nicht besser daran, scheinbar auf die Forderungen der Schurken einzugehen, um Zeit zu gewinnen, bis Wetherby mit seinen Soldaten eintraf? Und falls das zu lange dauerte – sie benötigte nur noch ein oder zwei Minuten, um ihre Hände ganz aus den Fesseln zu lösen. Dann war sie imstande, Barton in seinem Kampf gegen die Entführer zu unterstützen.
    Sie entschloss sich, eine Verzögerungstaktik anzuwenden. “Wären Sie so freundlich, mich mit dem Gentleman bekannt zu machen, Barton?”, fragte sie höflich.
    “Gentleman?”, wiederholte er verächtlich. “Glauben Sie mir, Abbie, Gentlemen sind keine kaltblütigen Mörder. Oh ja, Septimus Searle genoss den Krieg in Spanien in vollen Zügen, bis er meinem Kommando unterstellt wurde. Er brachte falsche Anschuldigungen gegen verheiratete Kameraden vor und zwang deren Ehefrauen, ihm zu Willen zu sein, damit den Männern grausame Peitschenstrafen erspart blieben. Was meiner Ansicht nach einer Vergewaltigung gleichkam. Ich brauchte nicht lange, um ihm auf die Schliche zu kommen. Und selbstverständlich bereitete ich seinem widerwärtigen Treiben ein Ende.”
    “Aye, da haben Sie mir einen schlechten Dienst erwiesen, Major”, seufzte Searle. “Und als Sie mich degradierten, war mein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Wohl oder übel musste ich desertieren, sonst hätten mich ein paar rachsüchtige Kerle ermordet. Und nun frage ich Sie – hatte ich eine Wahl?”
    Falls er auf Bartons Verständnis hoffte, wurde er bitter enttäuscht. Auch Abbie empfand kein Mitleid mit diesem Menschen, der keine Spur von Reue über seine Untaten zeigte. Searle schien in Erinnerungen zu versinken, und daran wollte sie ihn nicht hindern. Je länger er über das vermeintliche Unrecht jammerte, das ihm sein ehemaliger Kommandant zugefügt hatte, desto mehr konnte sie hoffen, dass Wetherbys Soldaten rechtzeitig eintrafen.
    “Natürlich schwor ich Ihnen Rache, sobald ich der Gefangenschaft entflohen war, Major”, fuhr Searle fort. “Aber bis ich in die gute alte Heimat zurückkehren konnte, dauerte es eine Weile. Und das kostete mich fast alles, was ich während meiner Zeit in der Armee … nun, sagen wir … beiseitegelegt hatte. Trotzdem besaß ich irgendwann wieder ein nettes Sümmchen und begann, nach Ihnen zu suchen.”
    “Wie Sie sich dieses Geld

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