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Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Titel: Ein Gentleman wagt - und gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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verbarg Barton seine Angst. “Haben Sie irgendeine Ahnung, wer Sie so zugerichtet hat, Josh?”
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. Die Bewegung schien ihm heftige Schmerzen zu bereiten, denn er stöhnte auf. “Der Bastard pirschte sich von hinten an mich heran. Ich sah ihn nicht. Aber bevor ich zusammenbrach, hörte ich ihn lachen. Und da musste ich sofort an Dodds dummes Gewieher denken, das mir oft genug auf die Nerven fiel.”
    Bartons Gedanken überschlugen sich. Offenbar war Abbie entführt worden, und es galt, sie so schnell wie möglich zu befreien. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, welches Schicksal ihr drohte, wenn Septimus Searle sie in seiner Gewalt hatte. Entschlossen erhob er sich und half Josh auf die Füße. Er konnte nicht auf Major Wetherby warten. Und da die Zeit drängte, konnte er auch nicht nach Cavanagh Court zurückkehren und Hilfe holen. Obwohl er Josh in dessen augenblicklicher Verfassung keinen Ritt zumuten wollte, hatte er keine Wahl.
    Langsam kehrten sie zu den Pferden zurück – nicht nur, weil der Reitknecht unsicher auf den Beinen war. Bei jedem Schritt suchten sie den Boden aufmerksam nach versteckten Fallen ab. Zum Glück kamen sie unversehrt bei den Tieren an, und Barton stellte die Frage, die ihm auf der Seele brannte.
    “Natürlich schaffe ich es bis Warren Hall, Sir. Keine Bange. Sobald ich im Sattel sitze, werde ich ganz sicher drin bleiben.”
    Daran zweifelte Barton. Als sie jedoch die Straßenkreuzung erreichten, wo sich ihre Wege trennten, fühlte er sich etwas zuversichtlicher. Nun traute er dem verletzten Reitknecht zu, dass er die Aufgabe erledigen konnte. Der Major würde Barton unverzüglich zu Hilfe eilen. Was auch immer er von Wetherby halten mochte – der Mann war ein gewissenhafter Offizier, der seine Pflichten stets erfüllte. Trotzdem wollte er sich nicht gedulden, bis die Soldaten eintrafen, sondern zur Taverne an der Evesham Road vorausreiten.
    Als er seinen Hengst in der Nähe des heruntergekommenen Gasthauses zügelte, hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Zuerst würde er Abbie in den Nebengebäuden suchen. Searle war wohl kaum so leichtsinnig gewesen, seine Gefangene in den Schankraum zu bringen, wo die Gäste sie sahen. Andererseits konnte Barton sich kaum vorstellen, dass diese schäbige Wirtschaft gut besucht war.
    Er band sein Pferd an einem Baum fest. Im Schutz der Steinmauern, Hecken und Sträucher schlich er zur Rückseite des Anwesens. Zu seiner Erleichterung lag der Hof verlassen, abgesehen von einem unterernährten Pferd, das vor einen Karren gespannt war. Geduckt eilte er an dem Fuhrwerk vorbei und schob die rostigen Riegel des Stalltors zurück.
    Er musste einen Freudenschrei unterdrücken, als er Abbie erblickte. Sie wirkte einigermaßen derangiert, doch offensichtlich war ihr nichts Schlimmes zugestoßen. Welch ein Wunder … Niemals hätte er erwartet, sie aufzuspüren, ohne weitaus größere Hindernisse zu überwinden. Überglücklich kniete Barton neben ihr nieder, um den Knebel aus ihrem Mund zu entfernen.
    “Wie, um alles in der Welt, haben Sie mich gefunden?”, fragte sie und empfand nicht die geringste Verlegenheit, als er ihre Röcke hochstreifte und die Fesseln von ihren Fußknöcheln löste. “Hat jemand beobachtet, wie ich entführt wurde? Josh?”
    “Nein, ich fand den armen Jungen auf dem Waldboden, als er gerade zu sich kam. Er wurde niedergeschlagen.”
    “Oh Gott, wie entsetzlich … Und wie haben Sie mich trotzdem entdeckt?”
    “Das verdanke ich Ihnen, meine Liebe.” Lächelnd beobachtete er, wie sie verständnislos die Stirn runzelte. “Sie brachten mich auf die Idee, über meine Vergangenheit nachzudenken und mich zu fragen, wer einen Groll gegen mich hegen könnte.”
    “Und Sie kamen auf den Eigentümer dieser Taverne?”
    “Ja … wenn es sich um den Halunken handelt, für den ich ihn halte.”
    “Jedenfalls ist er ein ausgesprochen unangenehmer Zeitgenosse.” Von den Fußfesseln befreit, verspürte Abbie ein heftiges Prickeln in den Zehen. “Ich sollte Ihnen einen Brief schreiben, Lösegeld für mich verlangen und Sie hierherlocken”, erklärte sie. “Aber selbst dann hätte er mich nicht freigelassen …” Ängstlich spähte sie zur Tür, bevor sie sich erneut dem geliebten Mann zuwandte. “Die Kerle können jeden Moment wieder auftauchen. Hoffentlich sind Sie nicht allein gekommen, Barton.”
    “Sorgen Sie sich nicht, Josh ist unterwegs nach Warren Hall. Bald wird uns der Major beistehen.

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