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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ersparnissen geliehen, und ich verfügte noch über etwas Guthaben; ich würde damit auskommen. Mein Terminal ließ ich in der Wohnung zurück. Es wäre nützlich gewesen, doch es stimmt, was die Gerüchte besagen: die Polizei kann sie aufspüren, und ich würde es Kaddus und Cruizell durchaus zutrauen, daß sie in der betreffenden Abteilung einen zahmen Bullen als Mittelsmann haben.
    Der Bahnhof war sehr belebt. Ich fühlte mich einigermaßen sicher in den hohen, schallenden Hallen, umgeben von Leuten und Geschäftigkeit. Maust wollte vom Club aus herkommen, um sich von mir zu verabschieden; er hatte versprochen, sich zu vergewissern, daß ihm niemand folgte. Ich hatte bis dahin gerade noch genügend Zeit, um die Pistole in der Gepäckaufbewahrung aufzugeben. Ich würde den Schlüssel per Post an Kaddus schicken, vielleicht würde seine Mordlust etwas vergehen.
    Am Schalter der Gepäckaufbewahrung stand eine lange Schlange; ich stellte mich ungeduldig hinter einige Seekadetten. Sie erzählten mir, daß die Verzögerung durch die Träger verursacht worden sei, die alle Taschen und Koffer nach Bomben absuchten; eine neue Sicherheitsmaßnahme. Ich verließ die Schlange, um zu dem vereinbarten Treffen mit Maust zu gehen; aber irgendwie mußte ich mich noch der Pistole entledigen. Wirf das verdammte Ding in einen Briefkasten oder meinetwegen in einen Mülleimer, sagte ich mir.
    Ich wartete an der Bar und nippte an etwas Harmlosem. Andauernd sah ich zu meinem Handgelenk, bis ich mir albern vorkam. Das Terminal war in der Wohnung. Benutze einen öffentlichen Fernsprecher, suche eine Uhr. Maust verspätete sich.
    Es gab einen Bildschirm an der Bar, der aktuelle Berichte brachte. Ich verdrängte das törichte Gefühl, daß ich bereits ein gesuchter Mann war, dessen Gesicht unter Umständen in den Nachrichten gezeigt wurde, und ließ mir die Lügen des Tages auftischen, um mich von der Zeit abzulenken.
    Die Rückkehr des Flottenadmirals wurde erwähnt, der in zwei Tagen eintreffen sollte. Ich sah zum Bildschirm und lächelte nervös. Jawohl, und ihr werdet nie erfahren, wie dicht der Mistkerl daran war, vom Himmel gepustet zu werden. Einen Moment lang kam ich mir wichtig vor, fast heldenhaft.
    Dann kam der Hammer; es war nur eine Nebenbemerkung – ein Füller, der herausgeschnitten worden wäre, wenn die Sendung ein paar Sekunden zu lang geraten wäre –, daß nämlich der Admiral einen Gast mitbringen würde, einen Botschafter der Kultur. Ich wäre fast an meinem Drink erstickt.
    Wäre er das eigentliche Ziel meines Anschlags gewesen, wenn ich ihn durchgeführt hätte?
    Was führte die Kultur überhaupt im Schilde? Ein Botschafter? Die Kultur wußte alles über die Vreccilische Wirtschaftsgemeinschaft; sie beobachtete und analysierte sie ständig und war so weit mir ihr zufrieden, daß sie sie im Moment in Ruhe lassen konnte. Die vreccilische Bevölkerung hatte wenig Ahnung, wie fortschrittlich und weit verbreitet die Kultur in Wirklichkeit war, obwohl der Hof und die Marine eine ziemlich klare Vorstellung davon hatten. Sie reichte zumindest, um bei ihnen einen mäßigen Verfolgungswahn auszulösen (der, wenn sie alles gewußt hätten, bei weitem zu gering gewesen wäre). Was hatte es mit dem Botschafter auf sich?
    Und wer steckte wirklich hinter dem Anschlag auf das Schiff? Der Leuchtende Pfad wäre gleichgültig gegenüber dem Schicksal eines einzelnen Fremdweltlers, angesichts der Propagandawirkung, die der Abschuß eines Raumschiffes hatte, doch wenn die Waffe nun nicht von ihnen stammte, sondern von einer Gruppierung innerhalb des Hofes selbst oder von der Marine? Die VWG hatte Probleme, soziale Probleme, politische Probleme. Vielleicht erwogen der Präsident und seine Konsorten, die Kultur um Hilfe zu bitten. Der Preis dafür mochte einige Veränderungen der Art umfassen, die den korrupteren unter den Beamten als endgültige Bedrohung ihres luxuriösen Lebensstils vorkommen mochten.
    Scheiße, ich wußte es nicht; vielleicht war der ganze Versuch, das Schiff fertigzumachen, nur eine Laune eines Übergeschnappten innerhalb der Sicherheit oder der Marine, um eine alte Scharte auszuwetzen oder die nächsten paar Sprossen auf der Beförderungsleiter zu überspringen. Ich dachte immer noch darüber nach, als ich durch den Lautsprecher ausgerufen wurde.
    Ich blieb still sitzen. Dreimal wurde ich gebeten, mich bei der Bahnhofsaufsicht zu melden. Wegen eines Telefongesprächs. Ich redete mir ein, daß es Maust sei, der mich

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