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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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vergiß nicht die Kurvenschüsse; ich konnte die ganze verdammte Stadt von hier aus bombardieren). Ich könnte die Begleitfahrzeuge abstürzen lassen und Flugzeuge und Polizeimaschinen angreifen; ich könnte den Vreccilern den größten Schrecken versetzen, den sie je erlebt hatten, bevor sie mich schnappten…
    Die Schiffe befanden sich über der Stadt. Jetzt, nachdem sie nicht mehr vom Sonnenlicht angestrahlt wurden, wirkten ihre lasersicheren, verspiegelten Rümpfe matter. Sie sanken immer noch; vielleicht hatten sie noch eine Höhe von fünf Kilometern. Ich überprüfte die Pistole noch einmal.
    Vielleicht würde sie nicht funktionieren, dachte ich.
    Laserstrahlen leuchteten in dem Staub und Schmutz über der Stadt und erzeugten dichte Lichtflecken auf hohen Wolkenfetzen. Die Strahlen von Suchscheinwerfern verteilten und verloren sich in demselben Dunst, während Feuerwerksgebilde aufstoben und blinkend und funkelnd herunterfielen. Die schlanken Schiffe sanken majestätisch ab, dem Willkommens-Lichtspektakel entgegen. Ich ließ den Blick über den von Bäumen gesäumten Hügelkamm schweifen; ich war allein. Eine warme Brise trug das Dröhnen des Verkehrs auf der Promenadenstraße zu mir herauf.
    Ich hob die Pistole und benutzte die Zielvorrichtung. Die Formation der Schiffe erschien auf der Holoanzeige in mittäglicher Helligkeit. Ich stellte die Vergrößerung ein und gab meinen Befehl ein, indem ich an einem Zapfen drehte; die Waffe richtete sich auf das Flaggschiff aus und lag mir plötzlich unbeweglich wie ein Fels in der Hand. Ein blinkender weißer Punkt auf dem Anzeigebild markierte genau den Mittelpunkt des Schiffs.
    Ich blickte mich wieder um; mein Herz pochte wie wild, und meine Hand hielt die per Feld verankerte Pistole fest umklammert. Noch immer kam niemand, um mich an meinem Tun zu hindern. Meine Augen brannten. Das Schiff schwebte ein paar hundert Meter über den Regierungsgebäuden der Inneren Stadt. Die äußeren Begleitfahrzeuge blieben an ihrem Platz; das Schiff in der Mitte, das Flaggschiff, stattlich und wuchtig, ein Spiegel, über die glitzernde Stadt gehalten, sank allmählich zum Großen Platz hinunter. Die Pistole neigte sich in meiner Hand, verfolgte seine Bahn.
    Vielleicht war der Botschafter der Kultur gar nicht an Bord des verdammten Schiffes. Das Ganze könnte eine Inszenierung von Besonderen Gegebenheiten sein; vielleicht war die Kultur jetzt bereit einzugreifen, und aus Spaß hatten sie die Gehirne veranlaßt, mich, einen Häretiker, dazu zu bewegen, den Stein ins Rollen zu bringen. Der Botschafter der Kultur war vielleicht nur ein Trick, für den Fall, daß ich Verdacht schöpfen würde… Ich wußte es nicht.
    Ich betätigte den Abzug.
    Die Pistole schlug nach hinten, Licht flammte rings um mich auf. Eine blendend grelle Linie zuckte, anscheinend ohne Zeitverzögerung, von mir zu dem Raumschiff in zehn Kilometern Entfernung. Irgendwo in meinem Kopf gab es eine Klangexplosion. Ich wurde von dem Baumstumpf geworfen.
    Als ich mich wieder aufrichtete, war das Schiff abgestürzt. Der Große Platz loderte vor Flammen und Rauch und seltsam borstigen Zungen eines schrecklichen Blitzes; die verbliebenen Laserstrahlen und Feuerwerksgebilde wirkten dagegen dumpf. Ich stand zitternd da, ein Klingeln in den Ohren, und starrte auf mein Werk. Kurzstreckenprojektile der Begleitfahrzeuge mit verspäteter Zündung flitzten im Zickzack über dem Wrack durch die Luft und krachten in den Boden, denn ihre Automatik war durch die Geschwindigkeit des Plasmabolzens getäuscht worden. Ihre Sprengköpfe explodierten mit grellem Schein zwischen den Prachtstraßen und Gebäuden der Inneren Stadt, ein Faustschlag auf eine Wunde.
    Der Krach der ersten Explosion knallte und dröhnte über dem Park.
    Die Polizei- und Begleitfahrzeuge reagierten allmählich. Ich sah die Lichter der Polizeimaschinen, die kreiselnd aus der Inneren Stadt aufstiegen; ein Begleitflugzeug drehte langsam über den wild flackernden Strahlen des Wracks ab.
    Ich schob die Pistole in die Tasche und rannte den Pfad hinunter zu dem Motorrad, weg vom Rand der Böschung. Hinter den Augenlidern, wie eingebrannt, sah ich noch immer die Lichtlinie, die mich für einen kurzen Moment mit dem Raumschiff verbunden hatte; in der Tat ein leuchtender Pfad, dachte ich, und fast hätte ich gelacht. Ein leuchtender Pfad in der sanften Dunkelheit der Seele.
    Ich raste hinunter, um mich all den anderen armen Leuten auf der Flucht

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