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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zuzugesellen.

 
Ungerade
     
     
     
     
     

 
    Niedergeschlagen und entmutigt, im Innern vom steinschweren Gewicht seiner unerwiderten Liebe belastet, blickte Fropome schmachtend hinauf zum Himmel, dann schüttelte er langsam den Kopf und starrte verzweifelt hinunter auf die Wiese vor sich.
    Ein in der Nähe weidendes Jungtier der Graser, das sich zusammen mit dem Rest der Herde über die grasbewachsene Ebene fraß, schubste eins seiner Geschwister. Normalerweise hätte der Hirte den Scheinkampf mit Erheiterung beobachtet, doch heute reagierte er mit einem tiefen, grollenden Ton, der das heißblütige kleine Tier hätte warnen sollen. Eins der herumtollenden Jungtiere sah kurz zu Fropome auf, wandte sich aber gleich wieder der Balgerei zu. Fropome ließ einen Rankenlimbus peitschenartig herausschnellen und zog den beiden Bengeln jeweils kräftig eins über. Sie quietschten, ließen voneinander ab und flitzten maulend und schreiend zur ihren Müttern am Rand der Herde.
    Fropome sah ihnen nach, dann hob er – mit einem ächzenden Laut, der sich sehr nach einem Seufzer anhörte – den Blick wieder hinauf zum leuchtend orangefarbenen Himmel. Er vergaß die weidenden Graser und die Prärie und dachte wieder über seine Liebe nach.
    Die Dame seines Herzens, seine Angebetete, die EINE, für die er mit Freuden jeden Hügel erklommen und jeden See durchwatet hätte – all solche Sachen. Seine Geliebte; seine grausame, kalte, herzlose, gleichgültige Geliebte.
    Er fühlte sich zermalmt, innerlich ausgetrocknet, wenn er an sie dachte. Sie wirkte so gefühllos, so ungerührt. Wie konnte sie nur so abweisend sein? Selbst wenn sie ihn ihrerseits nicht liebte, hätte man doch zumindest annehmen können, daß es ihr schmeichelte, wenn jemand seine unsterbliche Liebe zu ihr zum Ausdruck brachte. War er denn so wenig reizvoll? Fühlte sie sich womöglich beleidigt, weil er sie anbetete? Aber wenn es so wäre, warum schenkte sie ihm dann keinerlei Beachtung? Wenn ihr seine Gunstbezeugungen lästig waren, warum sagte sie es nicht?
    Doch sie sagte nichts. Sie benahm sich so, als sei alles, was er gesagt hatte, alles was er versucht hatte auszudrücken, nichts anderes als ein peinlicher Ausrutscher, ein Fauxpas, den man am besten überging.
    Er verstand das nicht. Glaubte sie etwa, daß er solche Dinge leichtfertig aussprach? Bildete sie sich etwa ein, er hätte sich nicht sorgsam überlegt, was er sagen und wie er es sagen wollte? Er hatte aufgehört zu essen! Er hatte nächtelang nicht geschlafen! Er wurde schon langsam braun und wellte sich an den Rändern! Eßvögel richteten sich bereits Schlafplätze in seinen Nistfallen ein!
    Ein Jungtier der Graser beschnüffelte seine Seite. Er packte das pelzige kleine Wesen mit einer Ranke, hob es zu seinem Kopf hoch, sah es mit seinen vier Vorderaugen an, bespritzte es mit Reizstoff und schleuderte das wimmernde Tierchen in ein nahes Gebüsch.
    Der Busch schüttelte sich und gab ein Murren von sich. Fropome entschuldigte sich bei ihm, während sich das Junge freizappelte und wild strampelnd davonstob.
    Fropome wäre mit seinem Seelenschmerz lieber allein gewesen, aber er mußte die weidende Herde hüten, mußte sie von säureübersättigten Stellen, Kerngewächsen und Blähkraut fernhalten, sie vor dem Wergspeichel der Eßvögel schützen und durfte sie nicht in die Nähe der schwergewichtig balancierenden wilden Felsentiere geraten lassen.
    Alles war so grausam! Konnte nicht wenigstens die Liebe anders sein? Fropome schüttelte sein verwelktes Laubwerk.
    Sie mußte doch irgend etwas fühlen! Sie waren jetzt schon seit geraumer Zeit Freunde; sie kamen gut miteinander aus, sie konnten über dieselben Dinge lachen, sie hatten ähnliche Ansichten… Da sie sich doch in so vieler Hinsicht glichen, wie konnte er eine so verzweifelte, fieberhafte Leidenschaft für sie empfinden und sie keinerlei Gefühl für ihn aufbringen? Konnten die tiefsten Wurzeln der Seele so unterschiedlich sein, wenn alles andere so sehr im Einklang zu sein schien?
    Sie mußte doch etwas für ihn empfinden! Es war ein widersinniger Gedanke, daß sie keinerlei Gefühl für ihn haben könnte. Vermutlich wollte sie einfach nicht zu forsch erscheinen. Ihre Zurückhaltung war eine reine Vorsichtsmaßnahme; verständlich, sogar lobenswert. Sie wollte sich nicht zu schnell auf etwas einlassen – das war alles. Sie war unschuldig wie eine ungeöffnete Knospe, schüchtern wie eine Mondblüte, bescheiden wie ein in Blätter

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