Ein Geschenk der Kultur
setzen unseren Marsch fort.
»Wenn und falls wir wieder nach Hause kommen, was geschieht dann mit dir?«
»Weil ich beschädigt bin?« sagt der Anzug. »Ich kann mir vorstellen, daß man einfach den Körper wegwirft, weil er so viel abbekommen hat.«
»Wirst du einen neuen bekommen?«
»Ja, natürlich.«
»Einen besseren?«
»Damit rechne ich.«
»Was wird man wiederverwenden? Nur das Gehirn?«
»Und etwa einen Meter der Sekundärsäule plus einige untergeordnete Einheiten.«
Ich möchte, daß wir dorthingelangen. Ich möchte, daß wir gefunden werden. Ich möchte leben.
Wir erreichen etwa gegen Mitte des Vormittags den Rand der Böschung. Obwohl ich gar nicht selbst marschiere, bin ich sehr erschöpft und müde, und mein Appetit ist vergangen. Der Anblick sollte eigentlich eindrucksvoll sein, aber mir wird nur bewußt, daß wir einen langen, schwierigen Weg nach unten vor uns haben. Der Bergkamm ist geröllbedeckt und gefährlich, durchschnitten von vielen Furchen und Rinnen, die weiter unten zu schroffen, schattigen Schluchten werden, die schmale Grate und zerklüftete, spitze Felsen teilen, Geröll breitet sich auch jenseits davon aus, weit unten, in der Landschaft am Fuße des Felsmassivs; es hat die Farbe von altem, getrocknetem Blut.
Ich bin entsprechend niedergeschlagen.
Wir sitzen auf einem Felsen und ruhen uns aus, bevor wir den Abstieg beginnen. Der Horizont zeichnet sich sehr klar und deutlich ab. In weiter Ferne gibt es Berge und viele breite, flache Kanäle in der weiten Ebene, die zwischen den Bergen und uns liegt.
Mir geht es nicht gut. Mein Bauch schmerzt andauernd, und tiefes Atmen tut ebenfalls weh, als ob ich eine Rippe gebrochen hätte. Ich glaube, es liegt lediglich am Geschmack der Suppe, die der Recycler hervorbringt, daß es mir den Appetit verschlagen hat, aber ich bin nicht sicher. Ein paar Sterne stehen am Himmel.
»Wir können nicht vielleicht den Abstieg schwebend erledigen, oder?« frage ich den Anzug. Schließlich sind wir auf diese Weise durch die Atmosphäre gekommen. Der Anzug benutzte dabei das letzte bißchen AG, das ihm noch geblieben war, und schaffte es irgendwie, ein zerrissenes Fotopaneel zu einem Fallschirm umzufunktionieren.
»Nein. Das AG-System wird mit ziemlicher Sicherheit beim nächsten Versuch vollkommen versagen, und der Fallschirm-Trick… Wir würden zuviel Platz brauchen, zuviel Fallgeschwindigkeit, um zu gewährleisten, daß er sich entfaltet.«
»Dann müssen wir also klettern?«
»Wir müssen klettern.«
»Na gut, dann klettern wir eben.« Wir stehen auf und nähernd uns dem Rand.
Es ist wieder Nacht. Ich bin erschöpft und unglaublich müde, aber ich kann nicht schlafen. Meine Seite reagiert empfindlich auf jede Berührung, und mein Kopf pocht unerträglich. Wir haben den ganzen Nachmittag und Abend gebraucht, um hier herunter zu gelangen, und wir mußten uns mit vereinten Kräften dafür anstrengen. Einmal wären wir fast abgestürzt. Wir fielen gut hundert Meter tief, und es gab nur ein paar dünne Bruchscheiben von Schiefergestein zum Anklammern, bis der Anzug schließlich mit den Füßen Halt fand. Irgendwie schafften wir es bis ganz unten, ohne hängenzubleiben und die Fotopaneele weiter zu zerreißen. Wahrscheinlich hatten wir mehr Glück als Verstand. Ich hab das Gefühl, daß mir jeder einzelne Muskel weh tut. Ich habe Schwierigkeiten, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich will nichts anderes, als mich zu drehen und zu wenden und zu versuchen, eine Stellung zu finden, um bequemer zu liegen.
Ich weiß nicht, wieviel ich noch ertragen kann. Dieser Zustand wird bestimmt noch hundert Tage oder mehr anhalten, und selbst wenn mich das noch immer unentdeckte Leck nicht umbringt, dann sterbe ich vermutlich an Erschöpfung. Wenn sie uns doch nur suchen würden! Es hört sich schwierig an, jemanden zu finden, der in einem Anzug auf einem Planeten herumwandert, aber eigentlich dürfte es das nicht sein. Der Planet ist öde, eintönig, tot und reglos. Wir sind bestimmt im Umkreis von Hunderten von Kilometern die einzige Bewegung, das einzige Leben. Nach unserem Stand der Technologie müssen wir uns wie Fels aus dem Staub erheben, aber entweder suchen sie nicht oder es ist niemand mehr übrig zum Suchen.
Aber wenn es die Basis noch gibt, dann müssen sie uns doch irgendwann entdecken, oder nicht? Die Satelliten können doch nicht die ganze Zeit nur nach außen gerichtet sein, oder? Es muß doch irgendeine Vorrichtung geben, die Ausschau
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