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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schwächer. Man könnte es leicht übersehen, und offenbar halten sie sowieso nicht nach einem Zeichen Ausschau.
    »Ich frage mich, was mit uns allen letzten Endes geschieht«, gähne ich, endlich dem Einschlafen nahe.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen einfach abwarten,’ dann werden wir schon sehen.«
    »Was für ein Spaß das sein wird!« murmle ich, und dann sage ich nichts mehr.
     
    Der Anzug sagt, dies sei der zwanzigste Tag.
    Wir befinden uns auf der anderen Seite am Fuß des Gebirges, das wir von der Böschung aus in der Ferne gesehen haben. Ich lebe immer noch. Der Druck im Anzug ist vermindert, um den Verlust durch das Leck zu verlangsamen; der Anzug ist zu der Ansicht gelangt, daß es sich nicht um ein Loch im eigentlichen Sinne handelt, sondern um eine vermehrte Osmose an verschiedenen Stellen, wo beim Absturz zuviel von den äußeren Schichten abgegangen ist. Ich atme jetzt reinen Sauerstoff, was uns erlaubt, den Druck beträchtlich abzusenken. Es mag auf einem Zufall beruhen, aber das Essen aus der Recyclerröhre schmeckt besser, seit wir auf das Zeug pur umgestellt haben.
    Ich habe ständig einen dumpfen Schmerz im Bauch, aber ich lerne allmählich, damit zu leben. Ich glaube, es macht mir nichts mehr aus. Ich werde überleben oder sterben, aber wenn ich jammere und mir Sorgen mache, werde ich meine Chancen nicht verbessern. Der Anzug weiß nicht genau, was er davon halten soll. Er ist sich nicht sicher, ob ich alle Hoffnung aufgegeben habe oder ob ich dem Ganzen überheblich gegenüberstehe. Ich habe kein Schuldgefühl dabei, daß ich ihn im unklaren lasse.
    Ich habe die Kamera verloren.
    Vor acht Tagen habe ich versucht, eine seltsame, der menschlichen Gestalt ähnliche Felsformation in den hohen Bergen aufzunehmen, als mir die Kamera aus der Hand rutschte und in einen Spalt zwischen zwei großen Gesteinsbrocken fiel. Der Anzug schien darüber ebenso betrübt zu sein wie ich; normalerweise hätte er jeden der beiden Felsen in die Luft heben können, aber jetzt schafften wir es nicht einmal gemeinsam, einen der beiden vom Fleck zu rühren.
    Meine Füße sind inzwischen verhornt und abgestumpft, was das Gehen erheblich leichter macht. Ich werde insgesamt immer mehr abgehärtet. Wenn ich diese Sache überstanden habe, werde ich daraus als ein besserer Mensch hervorgehen, davon bin ich überzeugt.
    Der Anzug gibt zweifelnde Laute von sich, als ich eine entsprechende Bemerkung mache.
    In letzter Zeit habe ich einige einsame Sonnenuntergänge gesehen. Es muß sie die ganze Zeit über schon gegeben haben, aber ich habe keine Notiz von ihnen genommen. Ich mache mir jetzt ein Vergnügen daraus, sie zu beobachten; ich bleibe wach, setze mich hin und betrachte die dahinjagende oder -ziehende, zitternde planetarische Luft und die hohen Wolken, zerfetzt oder gebauscht, kommend und gellend, Schichten um Schichten der einhüllenden Atmosphäre, in allen Farben schwelgend und sich wie glatte, stille Hüllen drehend.
    Es gibt einen kleinen Mond, der mir bisher auch noch nicht aufgefallen ist. Ich richte die Außensichtsgläser so weit nach oben wie möglich, sitze da und betrachte sein graues Gesicht, sofern ich es finde. Ich habe mit dem Anzug geschimpft, weil er mich nicht daran erinnert hat, daß der Planet einen Mond hat. Er entgegnete, daß er es nicht für wichtig gehalten habe.
    Der Mond sieht blaß und zerbrechlich aus, und pockennarbig.
    Ich habe angefangen, mir selbst Lieder vorzusingen. Das ärgert den Anzug ungemein, und manchmal tue ich so, als sei das die höchste Belohnung für meine gesangliche Zügellosigkeit. Manchmal glaube ich sogar, daß es wirklich so ist. Es sind ziemlich erbärmliche Liedchen, denn ich bin nicht besonders begabt, mir welche auszudenken, und die anderer Leute kann ich mir sehr schlecht merken. Der Anzug behauptet auch beharrlich, meine Stimme sei flach, aber ich vermute, er will mir nur eins auswischen. Ein paarmal hat er sich gerächt, indem er durch meine Kopfhörer Musik in höchster Lautstärke gespielt hat, aber dann singe ich nur um so lauter, und er gibt klein bei. Ich habe versucht, ihn zu überreden, mit mir zusammen zu singen, aber er schmollt und ziert sich.
     
Es war einmal ein Raum-Mann,
der war ein glücklicher Mann.
Er flog durch das große ge
und sah wirklich alles dort.
Doch eines Tages, o weh,
reiste er zu jenem Ort,
wo er stolperte und schwankte,
und im Planetendreck landete.  
Ganz so schlimm war das nicht,
doch es kommt das Ende der Geschicht’;
er

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