Ein Geschenk der Kultur
hatte noch einen Typen dabei,
das war ein Anzug, dumdideldei,
der Anzug war ein mieses Schwein,
hielt den Mann für dumm und klein.
Und eines will er unbedingt,
wie er es immer wieder singt (Chor):
Das Innere soll außen sein,
das Innere soll außen sein,
soll außen sein, soll außen sein!
Und so weiter. Es gibt noch andere, doch die meisten handeln von Sex und sind also ziemlich langweilig; bunt, aber eintönig.
Meine Haare wachsen. Ich habe einen dünnen Bart.
Ich habe angefangen zu masturbieren, allerdings nur alle paar Tage. Es wird natürlich alles recycelt. Ich tue so, als sei der Anzug mein Geliebter. Er findet das gar nicht komisch.
Ich vermisse die echte Befriedigung, aber zumindest spendet der Sex teilweise Erleichterung, während mir alles andere unwirklich erscheint, wie im Traum. Ich träume neuerdings tatsächlich. Im allgemeinen ist es immer der gleiche Traum: Ich befinde mich irgendwo auf einer Art Kreuzfahrt. Ich weiß nicht, auf was für einem Gefährt ich reise, aber irgendwie weiß ich, daß es sich bewegt. Es könnte sich um ein Raumschiff handeln oder um einen Ozeandampfer oder ein Luftschiff oder einen Zug… Ich weiß es nicht. Und es passiert nichts anderes, als daß ich mich durch flauschig weiche Korridore bewege, vorbei an Pflanzen und kleinen Teichen. Draußen gleitet eine unbestimmte Szenerie vorbei, wenn ich hinaussehen kann, aber ich schenke ihr keine große Beachtung. Es könnte ein vom Raum aus gesehener Planet sein oder Berge oder eine Wüste; das Ganze könnte sich sogar unter Wasser abspielen, mir ist es egal. Ich winke einigen Bekannten zu. Ich esse kleine Leckereien, um mich aufs Abendessen einzustimmen, und ich trage ein Handtuch über der Schulter; es könnte sein, daß ich unterwegs bin, um ein Bad zu nehmen. Die Luft duftet süß, und ich höre eine sehr sanfte, sehr schöne Musik, die ich fast erkenne und die aus einer Kabine dringt. Wo immer ich auch sein mag, mit was immer ich auch reisen mag, es bewegt sich sehr gleichmäßig und ruhig, ohne Geräusche oder Erschütterungen oder großes Aufhebens; vollkommen sicher.
Ich werde all das sehr zu schätzen wissen, wenn ich es je wieder zu sehen bekomme. Ich weiß in diesem Moment, wie gut es ist, sich so sicher zu fühlen, so verwöhnt, so angstfrei und zuversichtlich.
Ich komme in jenem Traum nie irgendwo an. Ich gehe einfach nur so dahin, jedesmal. Es ist immer dasselbe, immer gleich angenehm; ich beginne und ende immer an derselben Stelle, alles ist immer genau gleich; vorhersehbar und beruhigend. Alles ist sehr scharf umrissen und klar. Mir fehlt nichts.
Der dreißigste Tag. Die Berge haben wir weit hinter uns gelassen, und ich – wir – marschieren den Grat eines alten Lava-Tunnels entlang. Ich halte nach einem Loch in der Decke Ausschau, weil ich es mir lustig vorstelle, durch das Innere des Tunnels zu gehen – er sieht groß genug aus, um darin zu laufen. Der Anzug behauptet, wir gingen nicht ganz genau in die richtige Richtung zur Basis, wenn wir dem Tunnel folgen, aber ich schätze, so einigermaßen stimmt sie schon. Er übt Nachsicht mit mir. Ich verdiene es, nachsichtig behandelt zu werden; ich kann mich nachts nicht mehr zu einer kleinen Kugel zusammenrollen. Der Anzug hat beschlossen, daß wir jedesmal zuviel Sauerstoff verlieren, wenn wir die Gliedmaßen miteinander verbinden und den Anzug für die Nacht aufblasen, also verzichten wir jetzt darauf. Am Anfang habe ich das Gefühl gehaßt, in einer Falle gefangen zu sein und mich nicht kratzen zu können, doch jetzt macht es mir nicht mehr soviel aus. Jetzt muß ich mit meinen Beinen in seinen Beinen und meinen Armen in seinen Armen schlafen.
Der Lavatunnel biegt in die falsche Richtung ab. Ich stehe da und schaue mir an, wie er sich in die Ferne davonschlängelt, einen langen Hang hinauf zu einem fernen erloschenen Vulkan. Die falsche Richtung, verdammt.
»Laß uns hinuntergehen und den richtigen Weg einschlagen, meinst du nicht?« schlug der Anzug vor.
»Na ja, von mir aus«, brumme ich. Ich gehe hinunter. Ich schwitze. Ich wische mir den Kopf am Innern des Helms ab, indem ich ihn daran auf und ab reibe, wie ein sich kratzendes Tier. »Ich schwitze«, tue ich dem Anzug kund. »Warum läßt du mich schwitzen? Ich sollte nicht schwitzen. Du dürftest nicht zulassen, daß ich schwitze. Wahrscheinlich hast du deine Aufmerksamkeit abschweifen lassen. Los jetzt, tu deine Pflicht!«
»’tschuldigung«, sagt der Anzug auf unangenehme Weise. Ich
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