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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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platzte, und die beiden kleinen Plattformen unter dem Wagen erschienen als weiße Splitter in dem dunstigen Morgen. Sie verschwanden jeweils mit einem ›Plop‹, als das Schiff sie entfernte.
    Ich fuhr nach Paris. Als ich in Kensington wohnte, hatte ich einen kleineren Wagen, einen VW Golf, und der Volvo kam mir danach wie ein Panzer vor. Das Schiff sprach zu mir durch meine Terminal-Brosche und erklärte mir, welche Strecke ich nach Paris fahren sollte, und dann führte es mich durch die Straßen zu Linters Wohnung. Trotzdem war das Ganze ein ziemlich traumatisches Erlebnis, denn die ganze Stadt schien in ein verzwicktes Rundenrennen verwickelt zu sein, und als ich endlich vor dem Innenhof in einer Seitenstraße ankam, nicht weit vom Boulevard St. Germain, wo Linter eine Wohnung hatte, paßte es mir ganz und gar nicht in den Kram, daß er nicht zu Hause war.
    »Nun, zum Teufel, wo ist er denn?« verlangte ich zu wissen; ich stand in einem offenen Gang vor dem Apartment, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrte die verschlossene Tür an. Es war ein sonniger Tag, der heiß zu werden versprach.
    »Ich weiß nicht«, sagte das Schiff durch die Brosche.
    Ich sah zu dem Ding hinunter, obwohl das überhaupt nichts nützte. »Wie bitte?«
    »Dervley hat sich angewöhnt, sein Terminal in der Wohnung zu lassen, wenn er ausgeht.«
    »Er…« Ich brach ab, atmete ein paarmal durch und ließ mich auf der Treppe nieder. Ich schaltete mein Terminal aus.
    Irgend etwas war im hier Busch. Linter war immer noch in Paris, trotz der Tatsache, daß dies der Ort war, an den er anfangs geschickt worden war; sein Aufenthalt hier hätte normalerweise nicht länger dauern dürfen als meiner in London. Niemand auf dem Schiff hatte ihn seit unserer Ankunft gesehen; es hatte ganz den Anschein, als sei er inzwischen überhaupt nicht zum Schiff zurückgekehrt. Wir anderen waren alle zurückgekommen. Warum blieb er weiterhin hier? Und was bildete er sich eigentlich ein, daß er ohne sein Terminal ausging? Das war die Tat eines Wahnsinnigen; wenn ihm nun unterwegs etwas passierte? Wenn er auf der Straße überfahren würde? (Das erschien mir sehr wahrscheinlich, dem Fahrstil der Pariser nach zu urteilen, wie ich ihn erlebt hatte.) Oder in einer Prügelei zusammengeschlagen? Und warum nahm das Schiff das alles so gelassen hin? Ohne sein Terminal auszugehen, konnte auf einer gemütlichen Orbitalstation gerade noch durchgehen, und im Innern einer Schutzhöhle oder auf einem Schiff war es sogar gang und gäbe, aber hier? Das war wie ein Spaziergang durch ein Glücksspielviertel ohne Waffe…, und nur weil die Eingeborenen das andauernd so machten, war es nicht weniger verrückt.
    Ich war jetzt ziemlich sicher, daß mehr hinter diesem kleinen Abstecher nach Paris steckte, als das Schiff mir hatte weismachen wollen. Ich versuchte, dem Miststück noch ein paar weitere Informationen zu entlocken, doch es spielte seine Rolle des Unwissenden weiter, also gab ich auf und ließ den Wagen in dem Innenhof stehen, um einen Spaziergang zu machen.
    Ich ging St. Germain hinunter, bis ich St. Michel erreichte, dann schlug ich die Richtung zur Seine ein. Das Wetter war freundlich und warm, in den Geschäften herrschte reger Betrieb, die Leute benahmen sich so weltstädtisch wie in London, allerdings waren sie etwas stilvoller gekleidet, jedenfalls im allgemeinen. Ich glaube, ich war anfangs enttäuscht. Die Stadt unterschied sich nicht sehr von anderen. Man sah die gleichen Waren, die gleichen Markennamen: Mercedes Benz, Westinghouse, American Express, De Beers und so weiter… Doch ganz allmählich spürte ich, daß mich ein etwas beseelterer Hauch umwehte als anderswo. Etwas von Millers Paris war noch vorhanden (ich hatte am Abend zuvor die Wendekreise durchgeblättert und sie am Morgen noch einmal überflogen), wenn es auch im Laufe der Jahre um einiges zahmer geworden war.
    Es war eine andere Mischung, eine andere Mixtur aus den gleichen Zutaten; das Traditionelle, das Wirtschaftliche, das Nationalistische… Mir gefiel die Sprache gut. Ich konnte mich einigermaßen verständlich machen, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau (meine Aussprache sei formidable, hatte mir das Schiff versichert), und ich konnte leidlich die Schilder und Werbeplakate lesen… Aber wenn jemand mit normaler Geschwindigkeit sprach, verstand ich nicht mehr als eins von zehn Worten. Die Sprache tönte aus den Mündern dieser Parisiens wie Musik, wie ein einziger ununterbrochener

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