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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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war die pure Ironie, daß man ausgerechnet in dieser sogenannten kommunistischen Hauptstadt so stark am Geld interessiert war; mindestens ein Dutzend Leute traten im Osten an mich heran und fragten mich, ob ich welches wechseln wollte. Ging es um einen qualitativen oder quantitativen Wechsel? fragte ich (was bei den meisten ausdruckslose Mienen zur Folge hatte). »Geld ist ein Zeichen von Armut«, zitierte ich. Verdammt, man sollte das in den Stein über der Hangartür jeder AKE einmeißeln.
    Ich blieb einen Monat lang, besuchte alle Touristenattraktionen, ging zu Fuß und fuhr mit dem Auto sowie mit Bussen und Bahnen durch die Stadt, segelte auf der Havel und badete darin und ritt durch die Wälder von Grunewald und Spandau.
    Ich verließ die Stadt auf Geheiß des Schiffes in Richtung Hamburg. Die Strecke führte durch Dörfer, die in den fünfziger Jahren stehengeblieben waren. Manchmal in den Fünfzigern des achtzehnten Jahrhunderts; Schornsteinfeger auf Fahrrädern hatten hohe schwarze Zylinder auf und trugen ihre schwarzstieligen Besen über der Schulter wie große rußige Gänseblümchen, gestohlen aus dem Garten eines Riesen. Ich fühlte mich ziemlich selbstbewußt und reich in meinem großen roten Volvo.
    An jenem Abend ließ ich den Wagen an einer Straße neben der Elbe stehen. Ein Modul zischte aus der Dunkelheit heran, dunkel auf dunkel, und brachte mich zum Schiff, das sich zu der Zeit gerade über dem Pazifik aufhielt, wo es eine Gruppe von Pottwalen direkt unter sich verfolgte und deren gewaltige, faßgroße Gehirne mit seinen Effektoren anzapfte, während sie sangen.

 
4: Erzketzer
     
     
    4.1: Minderheiten-Report
     
    Ich hätte wissen müssen, daß ich Li’ndane nichts über Paris und Berlin hätte berichten sollen, aber ich tat es trotzdem. Ich schwebte nach einem kurzen Bad im Schwimmbecken des Schiffs mit ein paar anderen Leuten im AG-Raum. Ich hatte mich eigentlich mit meinen Freundinnen, Roghres Shasapt und Tagm Lokri, unterhalten, aber Li war auch dabei und spitzte angestrengt die Ohren.
    »Aha«, sagte er, wobei er herangeschwebt kam und mir mit einem Finger vor der Nase herumfuchtelte. »So ist das also damit.«
    »So ist das also womit?«
    »Mit diesem Mahnmal. Ich verstehe jetzt. Muß darüber nachdenken.«
    »Das Mahnmal der Deportation in Paris; meinst du das?«
    »Die Möse. Genau das meine ich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Li, ich habe nicht das Gefühl, daß ich weiß, wovon du sprichst.«
    »Ach, er ist bloß geil«, sagte Roghres. »Nachdem du das letzte Mal weggegangen ist, hat er dir unheimlich nachgeschmachtet.«
    »Unsinn«, sagte Li und spritzte einen Schwall Wasser in Roghres Richtung. »Ich spreche von folgendem: die meisten Mahnmale sind wie steife Schwänze, Obelisken, Säulen. Dieses Mahnmal, das Sma gesehen hat, ist wie eine Möse; es befindet sich sogar in einer Gabelung des Flusses, was sehr an einen Schamhügel erinnert. Daraus, und aus Smas allgemeiner Einstellung, geht deutlich hervor, daß Sma mit all diesem Kontakt-Quatsch lediglich ihre Sexualität sublimiert.«
    »Na, das ist mir ja ganz neu«, sagte ich.
    »Im Grunde genommen willst du nichts anderes, Diziet, als von einer ganzen Zivilisation gebumst zu werden, von einem ganzen Planeten. Ich schätze, das macht dich zu einer guten kleinen Handlangerin des Kontakts, wenn du das anstrebst…«
    »Während Li natürlich nur hier ist, um eine andersfarbige Sonnenbräune zu bekommen«, unterbrach ihn Tagm.
    »… aber ich würde sagen«, fuhr Li fort, »daß es besser ist, nichts zu sublimieren. Wenn es dir nur darum geht, einmal ordentlich durchgevögelt zu werden, dann solltest du genau das bekommen und dich nicht an einer bedeutsamen Begegnung mit einem hinterwäldlerischen Gesteinshaufen ergötzen müssen, der von geifernden Todesfanatikern auf einem letzten Macht-Trip heimgesucht ist.«
    »Ich behaupte immer noch, daß du es bist, dem es um eine ordentliche Vögelei geht«, entgegnete Roghres.
    »Stimmt!« rief Li aus, wobei er die Arme weit ausbreitete, noch mehr Wassertropfen verspritzte und bei null ge herumzappelte. »Aber ich leugne es wenigstens nicht.«
    »Unser Mr. Ist-Doch-Alles-Ganz-Natürlich!« Tagm nickte.
    »Was hast du gegen das Natürliche?« wollte Li wissen.
    »Ich erinnere mich, daß du neulich noch gesagt hast, das Problem mit den Menschen sei ihre übertriebene Natürlichkeit, ihr Mangel an Zivilisation«, erwiderte Tagm und wandte sich dann an mich. »Denk dir nichts, das war damals;

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