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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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französische Weine (alle aus Schiffs-Anbau, aber statistisch gesehen authentischer als die echten, so versicherte es uns… Nein, mich überzeugte es auch nicht).Ich hatte über Linter nachgedacht und fragte eine ferngesteuerte Drohne, welche Konsequenzen erwogen wurden, falls es zum Schlimmsten kommen sollte. *
    »Welches ist der letzte Ausweg?«
    »Ich weiß nicht; vielleicht, ihn zu verfolgen, auf eine Situation zu lauern, in der es den Eingeborenen auffallen muß, daß er keiner von ihnen ist – sagen wir mal, in einem Krankenhaus –, und dann diesen Ort mikronuklear anzugreifen.«
    »Wie bitte?«
    »Das gäbe eine tolle Story über eine geheimnisvolle Explosion.«
    »Sei ernst.«
    »Ich bin ernst. Was bedeutet schon ein weiterer unsinniger Akt von Gewaltanwendung in diesem Zoo von einem Planeten. So etwas wäre sehr passend. Wenn du in Rom bist, verbrenne es.«
    »Das meinst du nicht wirklich im Ernst, oder?«
    »Sma! Natürlich nicht! Hast du was genommen, oder was ist mit dir los? Du liebe Güte, scheiß auf die Moral bei der Sache, aber ein solches Vorgehen wäre einfach schrecklich unelegant. Wofür hältst du mich eigentlich?« Die Drohne entschwand.
    Ich ließ die Füße ins Schwimmbecken baumeln. Das Schiff spielte uns Jazz der dreißiger Jahre, in unbereinigter Fassung, mit allem Rauschen und Knistern. Es war auf diese Musik und auf gregorianische Gesänge gekommen, nachdem es eine Zeitlang versucht hatte – während ich mich in Berlin aufhielt –, alle zum Anhören von Stockhausen zu bewegen. Ich war nicht traurig darüber, daß ich diese Phase des sich ständig verändernden Musikgeschmacks des Schiffs verpaßt hatte.
    Ebenfalls während meiner Abwesenheit hatte das Schiff per Postkarte einen Hörerwunsch an den BBC World Service geschickt; es wollte »Mr. David Bowies ›Space Oddity‹ gespielt haben, und zwar für das brave Schiff Willkür und alle, die mit ihm reisten«. (Das von einer Maschine, die von irgendwo jenseits von Beteigeuze das gesamte elektromagnetische Spektrum der Erde mit allem überschwemmen konnte, wonach ihm gerade der Sinn stand!) Das gewünschte Stück wurde nicht gespielt. Das Schiff empfand das als maßlose Unverschämtheit.
    »Ach, hier ist ja Dizzy; sie wird es wissen.«
    Ich drehte mich um und sah Roghres und Djibard Alsahil herankommen. Sie ließen sich neben mir nieder. Djibard war in dem Jahr zwischen dem Verlassen der Schlecht fürs Geschäft und dem Auffinden der Erde mit Linter befreundet gewesen.
    »Hallo«, sagte ich. »Was soll ich wissen?«
    »Was ist mit Dervley Linter passiert?« fragte Roghres, während sie mit einer Hand durch das Becken fuhr. »Djib ist gerade von Tokio zurückgekehrt und wollte ihn besuchen; aber das Schiff benimmt sich sehr seltsam; es will ihr nicht sagen, wo er ist.«
    Ich musterte Djibard, die mit überkreuzten Beinen dasaß und wie ein kleiner Gnom aussah. Sie lächelte breit; sie wirkte bekifft.
    »Wie kommst du auf die Idee, ich könnte etwas wissen?« fragte ich Roghres.
    »Ich habe gerüchteweise gehört, du hättest ihn in Paris besucht.«
    »Hmm. Nun, ja, das stimmt.« Ich betrachtete die hübschen Lichtmuster, die das Schiff auf die gegenüberliegende Wand zeichnete; sie erschienen langsam immer heller, während die Hauptbeleuchtung sich zur Schiffs-Abenddämmerung rosa färbte (es hatte sich nach und nach auf einen 24-Stunden-Rhythmus eingestellt).
    »Also, warum ist er nicht aufs Schiff zurückgekommen?« wollte Roghres wissen. »Er ist doch gleich am Anfang nach Paris gegangen. Wieso ist er noch immer dort? Verwandelt er sich vielleicht in einen Eingeborenen?«
    »Ich war nur einen Tag lang mit ihm zusammen; eigentlich sogar weniger. Ich möchte mich nicht über seinen Gemütszustand äußern… Er machte auf mich jedenfalls einen zufriedenen Eindruck.«
    »Dann antworte eben nicht«, sagte Djibard ein wenig lallend.
    Ich sah Djibard einen Moment lang an; sie lächelte immer noch. Dann wandte ich mich wieder an Roghres. »Warum nehmt ihr nicht selbst Verbindung zu ihm auf?«
    »Das haben wir versucht«, erwiderte Roghres. Sie nickte der anderen Frau zu. »Djibard hat es planetarisch und außerplanetarisch probiert. Keine Antwort.«
    Djibards Augen waren jetzt geschlossen. Ich sah Roghres an. »Dann hat er wahrscheinlich keine Lust zu einem Gespräch.«
    »Wißt ihr«, sagte Djibard, die die Augen noch immer geschlossen hatte. »Ich glaube, es liegt daran, daß wir im Unterschied zu ihnen keine Pubertät durchmachen. Ich

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