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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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umbringt oder bei einem Autounfall umkommt oder sich vor der Polizei versteckt oder unter irgendeiner seltsamen Krankheit leidet oder…«
    Wir stießen gegen die weiche, poröse Ansaugwand (»He, eine Nuckelwand«, kicherte Roghres), und wir drei prallten ab und schwebten an Li vorbei, der etwas hinter uns in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war, immer noch auf die Wand zu. Roghres beobachtete, wie er vorbeizog, mit dem beflissenen Interesse eines Betrunkenen an einer Bar, der eine Fliege auf einem Glasrand beobachtet. »Total von der Rolle!«
    »Wie dem auch sei«, sagte ich im Vorbeischweben. »Wie kann es dort bei alledem langweilig sein? Es geschieht doch so viel…«
    »Daß es schrecklich langweilig ist. Ein Übermaß an Langeweile macht nichts interessant, außer im trockensten akademischen Sinne. Ein Ort ist nicht langweilig, wenn man angestrengt nach etwas Interessantem suchen muß. Wenn es an einem speziellen Ort absolut nichts Interessantes gibt, dann handelt es sich um einen im höchsten Maße interessanten und dem Wesen nach unlangweiligen Ort.« Li stieß gegen die Wand und prallte ab. Wir waren langsamer geworden, hatten innegehalten und kehrtgemacht und waren jetzt wieder in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Roghres winkte Li zu, als wir an ihm vorbeischwebten.
    »Aber«, sagte ich, »die Erde – um es noch einmal ganz klar auszudrücken – die Erde, wo alles mögliche geschieht, ist so voller interessanter Dinge, daß sie langweilig ist.« Ich blinzelte zu Li hinüber. »Habe ich dich richtig verstanden?«
    »So ungefähr.«
    »Du bist verrückt.«
    »Du bist langweilig.«

 
    4.2: Glückliches Idiotengeplapper
     
    Ich hatte mich einen Tag, nachdem ich Linter in Paris besucht hatte, mit dem Schiff über diesen unterhalten und danach noch einige Male. Ich glaube, ich konnte ihm nicht allzuviel Hoffnung machen, daß der Mann anderen Sinnes werden würde; das Schiff benutzte seine Betrübnis-Stimme, wenn wir über ihn sprachen.
    Wenn das Schiff gewollt hätte, hätte es sämtliche Gespräche zu einer rein akademischen Argumentation machen können, indem es Linter einfach entführt hätte. Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, daß das Schiff Wanzen oder Mikrodrohnen oder irgend etwas auf die Bewachung des Mannes angesetzt hatte; beim ersten Hinweis darauf, daß er mit dem Gedanken spielte zu bleiben, hätte die Willkür dafür gesorgt, daß sie ihn nicht verlieren würde, auch wenn er ohne sein Terminal ausging. Soweit ich wußte, beobachtete sie uns alle, obwohl sie es empört abstritt, als ich sie deswegen befragte(was Linter betrifft, reagierte das Schiff ausweichend, und es gibt nichts Glitschigeres in der ganzen Galaxis als eine AKE, die sich keine Blöße geben will, deshalb war eine offene Antwort außer Frage. * Aber ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse.)
    Für das Schiff wäre nichts leichter gewesen, technisch gesehen, als Linter unter Drogen zu setzen oder ihn von einer Drohne betäuben zu lassen und ihn zu fesseln und in ein Modul zu packen.Ich schätze, es hätte ihn sogar von einem Ort zum anderen verfrachten, ihn hinaufbeamen können wie in Star Trek (nach Ansicht des Schiffes eine tolle Klamotte). * Aber ich stellte nichts Derartiges fest.
    Ich bin noch keinem Schiff begegnet – und ich glaube auch nicht, daß ich einem solchen Schiff begegnen möchte –, das nicht viel stolzer auf seine geistigen Fähigkeiten als auf seine physikalische Kraft gewesen wäre, und eine Entführung Linters wäre für das Schiff gleichbedeutend mit dem Eingeständnis gewesen, daß es nicht schlau genug war, um den Mann auszutricksen. Zweifellos würde es sich, so gut es ging, rechtfertigen, wenn es tatsächlich zu diesem Mittel greifen würde, und bestimmt würde man es ihm letztendlich nachsehen – kein Richtergremium anderer Kontaktgehirne würde es vor die Wahl des Exils oder der Umgestaltung stellen –, aber, mein lieber Schwan, es würde ganz schön das Gesicht verlieren! AKE können verdammt gemein zueinander sein, und die Willkür wäre einige Monate lang die Zielscheibe des allgemeinen Spottes in der Kontakt-Flotte, wenn nicht sogar länger.
     
    »Würdest du auch nur daran denken?«
    »Ich denke an alles«, antwortete das Schiff spitz. »Aber nein, ich denke nicht daran, das zu tun, nicht einmal als letzten Ausweg.«
    Eine ganze Meute von uns hatte King Kong angesehen, und jetzt saßen wir am Schiffs-Schwimmbecken, knabberten Kazu und probierten einige

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