Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
Mrs. Reiths Lippen. „Du hast mit dem Chef über mich gesprochen, was?"
„Ach was, warum hätte ich das tun sollen?" Er ging zu einem Stuhl und ließ sich rittlings darauf nieder. Die Arme legte er auf die Stuhllehne. „Du siehst noch immer verdammt hübsch aus", meinte er plötzlich grinsend.
„Erspar' dir den Schmus", sagte sie. „Du weißt genau, weshalb ich hier bin."
„Ich kann mir's denken", sagte er. „Du bist sauer. Du denkst, ich hätte mit gezinkten Karten gespielt. Aber das ist nicht wahr! Ich hatte keine Ursache, Don umzulegen."
„Doch, du hattest einen Grund!" meinte Gloria mit finsterem Gesicht. „Er hat versagt. Die Sache ist schief gegangen, und du hattest Angst, man könnte ihn schnappen und er würde auspacken, wer seine Auftraggeber waren."
„Das reimst du dir so zusammen."
„Findest du? Inzwischen habe ich die hiesigen Zeitungen studiert. Ich weiß, daß er sich als Dr. Allan in das Hospital eingeschlichen hat, um Angelique Martineux zu vergiften. Und das alles in deinem Auftrag!"
„Hör mal zu, ich wollte doch nur dir einen Gefallen tun!" verteidigte sich Cardon. „Aus alter Liebe und Freundschaft wollte ich deinem Mann einen fetten Auftrag zuschanzen, denn davon hättest ja auch du profitiert, oder?"
„Du lügst!"
„Ich dachte nur an dich, Ehrenwort!"
„Soll ich dir sagen, woran du dachtest? Nur an deinen verdammten Boß! Du wolltest nicht, daß er in diesen Fall hineingezogen wird. Niemand soll erfahren, daß es zwischen ihm und dem Fall Martineux Zusammenhänge ganz besonderer Art gibt! Deshalb hast du an Don gedacht. Du warst davon überzeugt, daß niemand auf den Gedanken kommen könnte, einen Killer aus Cincinatti mit deinem Boß in Verbindung zu bringen, stimmt's?"
Cardon grinste plötzlich breit. „Dumm bist du noch nie gewesen."
„Du hast ihm fünfzehntausend Dollar versprochen", sagte Gloria kühl. „Ich möchte das Geld kassieren! Es steht mir zu."
„Langsam, langsam. Du vergißt, wer ich bin. Ein kleiner Angestellter. Du wirst von mir nicht verlangen wollen, daß ich die eigene Brieftasche plündere. Die ist nicht so fett, wie du zu glauben scheinst. Außerdem begehst du einen Fehler, wenn du meinst, Anspruch auf das Geld zu haben. Don hätte die Piepen bekommen, wenn er seine Arbeit erfolgreich abgeschlossen hätte — aber das war leider nicht der Fall. Er hat versagt. Und der Boß zahlt nicht an Versager."
„Wenn etwas schief gegangen ist, gibt es dafür nur eine Erklärung. Ihr habt keine gute Vorarbeit geleistet. Das aber kann man Don nicht zum Vorwurf machen!"
„Laß uns nicht streiten, Baby. Du bist jetzt in Miami Beach. Vergiß endlich Don! Du bist jung und hübsch; dir wird es nicht schwer fallen, irgendeinen Goldfisch einzufangen — die gibt es hier zu Hunderten."
„Ich verlange Fünfzehntausend! Das ist verdammt wenig, wenn man bedenkt, daß ich den Mann und Ernährer verloren habe."
„Dave Crosley rechnet zuweilen mit dem Dollar", meinte Cardon, „besonders dann, wenn er meint, daß man ihn ausnehmen will."
Gloria Reith schob die Unterlippe nach vorn. „Ich hätte mir denken können, daß du zu deinem Boß hältst — trotz deines Geredes von alter Liebe und Freundschaft."
„Ich kann Dave Crosley nicht ändern. Er ist, wie er ist. Und er vertritt den Standpunkt, daß er nur dann zu zahlen braucht, wenn der Partner den Vertrag erfüllt hat. Du kannst ihm das nicht mal verübeln."
„In dem ,Vertrag' stand nichts davon, daß Don sterben muß, falls etwas schief gehen sollte!"
„Wir haben ihn nicht getötet."
„Das ist eine Lüge!"
„Wie willst du das beweisen?" fragte Cardon spöttisch.
„Steh auf", sagte die Frau.
„Bitte?"
„Du sollst aufstehen!" schnappte die Frau.
Cardon gehorchte verwundert. „Was ist denn plötzlich in dich gefahren?"
„Ich wünsche, daß du jetzt zu deinem Boß gehst. Sage ihm, was ich verlange. Und sage ihm noch eins: wenn er nicht zahlt, habe ich ein Geschenk für ihn. Ein Geschenk aus Blei. Ich glaube nicht, daß ihm das bekommen wird!"
Cardon glotzte die Frau an. „Du drohst ihm?"
„Hast du was dagegen?"
„Mensch, Gloria! Weißt du eigentlich, welche Macht er besitzt? Dave Crosley läßt sich von niemandem auf der Nase herumtanzen — schon gar nicht von einem kleinen Ex-Chorus-Girl aus Cincinatti!"
„Wirst du ihm sagen, was ich wünsche?"
„Ich denke nicht daran."
„Dann muß ich es selber tun."
„Das ist glatter Selbstmord, Schätzchen."
„Ich fürchte mich nicht vor
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