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Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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im Auftrag eines anderen gelegt haben", gab Wynn zu bedenken. „Leute vom Schlage dieses Barter sind immer käuflich."
    „Stimmt", sagte Clive. „Aber von seiner Sorte gibt es hier im Hotel allein aus Crosleys Begleitmannschaft rund ein halbes Dutzend."
    „Mag sein, nur ist Barter derjenige, der zuletzt im Bad gesehen wurde."
    Clive spielte mit seinem Kugelschreiber. „Wir verlieren ihn nicht aus den Augen", versprach er, war aber mit seinen Gedanken offensichtlich weit weg.
    „Wer kommt jetzt dran?" fragte Wynn.
    „Martineux", sagte Clive.
    „Der Alte?"
    „Ja. Ich weiß vom Portier, daß er von Crosley hierher bestellt wurde. Er lag bereits im Bett, als der Anruf kam."
    „Das bedeutet, daß Philippe Martineux hinsichtlich des Anschlages ein hieb und stichfestes Alibi hat."
    „Richtig, aber wir müssen, wie Sie bereits richtig andeuteten, die Möglichkeit einkalkulieren, daß der Mann, der die Bombe legte, lediglich im Auftrag handelte. Martineux könnte also einen solchen Auftrag erteilt haben."
    „Philippe Martineux?" fragte Wynn ungläubig. „Ich denke, er ist millionenschwer und zudem Oberhaupt einer alteingesessenen, vornehmen Familie?"
    Clive lächelte dünn. „Sofort, nachdem die Geschichte mit Angelique passiert war, habe ich einen vertraulichen Bericht über die Familie aus New York angefordert. Das wenige, was darin stand, war in der Tat lesenswert. Die Millionen der Martineux existieren nur in der Phantasie gewisser Leute. Viele Jahre hindurch haben die Martineux offensichtlich mehr ausgegeben, als sie besaßen. Schließlich war der Alte gezwungen, einen größeren Kredit bei einem Institut aufzunehmen."
    „Das ist doch nichts Ungewöhnliches, oder?"
    „An sich nicht", meinte Clive. „Nur habe ich inzwischen entdeckt, daß das Kreditinstitut einem gewissen Norbert Miller gehört — und dieser Miller ist nichts anderes als ein von Crosley vorgeschobener Strohmann."
    „Demnach ist, pardon, war Crosley der Inhaber des Instituts?" fragte Wynn.
    „Ja."
    Wynn pfiff durch die Zähne, „Ich verstehe. Falls Martineux nicht zurückzahlen konnte, war er also Crosley verpflichtet."
    „Er hat inzwischen zurückgezahlt. Den gesamten Betrag, bis auf wenige tausend Dollar", erklärte Clive.
    „Wie ist er an das Geld rangekommen?"
    „Das war die Frage, die ich mir auch stellte", sagte Clive. „Niemand aus der Familie Martineux ging in letzter Zeit einer geregelten Arbeit nach."
    „Moment mal", unterbrach Wynn. „Ich denke, Martineux ist Geldmakler?"
    „Ja, er hat sogar ein sehr luxuriöses Büro in der Tenth Avenue. Aber der Aufwand für Mietkosten und Personal verschlingt das wenige, was er einnimmt. Ich habe mir die Bilanzen angesehen — miserabel!"
    „Was ist das eigentlich — ein Geldmakler?"
    „Ein Kreditinstitut. Die Leute kommen zu ihm, um Geld zu leihen. Martineux beschafft ihnen das Geld und kassiert dafür hohe Zinskosten. Da er nicht selber flüssig genug ist, um die gewünschten Beträge vorzustrecken, arbeitet er mit einigen Banken und anderen Geldgebern zusammen — und einer von ihnen ist wiederum dieser ominöse Norbert Miller."
    „Allmählich sehe ich klar."
    „Er wird unten in der Halle sitzen und schon ganz hübsch nervös sein", meinte Clive und nahm den Hörer von der Gabel. Der Portier meldete sich. „Leutnant Hammer", sagte Clive, „Würden Sie mir jetzt bitte Mr. Martineux hochschicken?"
    „Wird erledigt, Sir."
    Philippe Martineux trat zwei Minuten später ins Zimmer — eine distinguierte Erscheinung, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Clive ging dem Makler entgegen und begrüßte ihn. Martineux setzte sich, nachdem er dazu aufgefordert worden war, und auch Clive nahm Platz.
    „Sie wünschen mich zu sprechen, Leutnant?" fragte Martineux überflüssigerweise.
    Clive nickte. „Was wollte Crosley von Ihnen?"
    Philippe Martineux hob mit ratloser Geste beide Hände und ließ sie wieder sinken. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen diese Frage beantworten. Er wollte mich dringend sprechen. Aber als ich hier ankam, mußte ich erfahren, daß, nun ja, Sie wissen schon."
    „Sie kannten Crosley aus New York?"
    „Nein", sagte Martineux, aber die Antwort erfolgte um den Bruchteil einer Sekunde zu spät, um noch überzeugend wirken zu können. Martineux schien das zu spüren, denn er fügte hastig hinzu: „Natürlich wußte ich, wer er war, und ich habe ihn auch wiederholt auf Gesellschaften getroffen." Er machte eine kurze Pause und fuhr dann mit bitterem Lächeln

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