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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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zufällig hier vorbeigekommen und hab …«
    Er ließ seinen Kopf wieder sinken.
    Sie wusste, dass es das Beste war, einfach zu gehen und ihn in Ruhe zu lassen. Dass sie es spätestens dann bereute, wenn er den Mund aufmachte. Aber es war so … wunderbar, so außergewöhnlich, ihn hier zu treffen, ganz woanders und nicht im 4. Arrondissement, wo sie sonst immer zusammenkamen. Das Einkaufen und Kochen mit ihm war mittlerweile zum Höhepunkt ihrer Woche geworden, der Tag, auf den sie sich am meisten freute, bis zu dem sie die Tage zählte wie ein Kind vor Weihnachten. Sie konnte einfach nicht anders, als ihn anzusprechen, wenn sie ihn schon so zufällig traf. Einen Charmewettbewerb würde er zwar nie gewinnen, allerdings war er in letzter Zeit, nun, nicht gerade freundlich geworden, aber doch ein wenig wärmer, und sie hatte das Gefühl, dass er sie, tief im Herzen, vielleicht sogar ein wenig mochte …
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und zuckte mit dem Zeigefinger, wie um zu sagen: »Wenn’s sein muss.« Sie setzte sich.
    »Scheißwetter«, brummte er, bereute es aber sofort. Er war schon zu seinen besten Zeiten kein Typ für Smalltalk, geschweige denn, wenn er aussah wie jetzt. Erstarrt, zusammengesunken, trostlos.
    »Was führt dich denn hierher?«, fragte sie.
    Keine Antwort.
    Sie wandte den Blick ab und beobachtete stattdessen eine Schar Tauben, die sich um ein Stück Kuchen stritten, das die Schüler auf einer Mauer liegen gelassen hatten. Sie sollte ins Büro zurückgehen und sehen, ob vielleicht doch noch jemand eine brillante Idee hatte …
    Hundert Meter entfernt hielt ein Bus. An der Seite prangte die Bebe-Washington-Reklame. Cassie hatte sie inzwischen einige Male gesehen und sich fast dran gewöhnt. Sie musterte das leuchtende Abbild von sich selbst, das sie mit einem scheuen, unergründlichen Ausdruck anblickte. Auch einige der Einsteigenden schauten es an. Kelly hatte erzählt, dass das rote Kleid bereits ausverkauft war und dass die Werbekampagne einige späte Bestellungen zur Folge gehabt hatte. Komisch, dass andere Frauen nun so aussehen wollten wie sie. Selbst sie, Cassie, konnte das nicht mehr. Dieses Mädchen gab es nicht mehr, es war nur mehr ein goldenes Phantom. Sie war jetzt eine andere.
    »Hat Henry dir das von mir erzählt?«, fragte sie behutsam. »Hat er dir erzählt, was passiert ist?« Sie schaute dem davonfahrenden Bus nach. »Ich wette, das hat er«, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. »Ich frag mich, wieso er uns zusammengebracht hat, dich und mich? Warum wollte er, dass ich dich anrufe? Dass ich Kochen so liebe, kann er nicht gewusst haben. Ich wusste es ja selbst nicht.«
    Schweigen.
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Dann nahm sie ihren Mut zusammen, als würde sie einen Schneeball formen. »Ich glaube, er hat uns aus einem anderen Grund zusammengebracht«, sagte sie tapfer. »Ich glaube, der Grund hängt damit zusammen, was passiert ist, warum du … mit dem Kochen aufgehört hast.«
    Nichts. Kein Blinzeln, nicht einmal ein Muskelzucken.
    Seufzend saß sie neben ihm in der Kälte. Ihr Atem, seiner und ihrer, bildete kleine Wölkchen wie bei Babydrachen. Ihr Hinterteil wurde allmählich taub vom langen Sitzen, und ihre Nase stach schon vor Kälte, aber sie sagte nichts.
    Zehn Minuten vergingen. Er rührte sich nicht. Sie war nicht sicher, ob ihm überhaupt bewusst war, dass sie noch da war.
    Schließlich stand sie auf. Es tat ihr leid, dass sie nichts bei ihm erreicht hatte. Er schien sie kaum wahrzunehmen. Was immer sie auch in der Küche gemeinsam hatten, beschränkte sich auf die Küche.
    »Also, dann bis Samstag, Claude«, sagte sie und berührte ihn kurz an der Schulter. »Keine Sorge, ich werde pünktlich sein.«
    Sie ging davon. Kaum hatte sie die Rue Saint-Dominique erreicht, hörte sie schwere Schritte hinter sich. Sie drehte sich um.
    »Scheißkalt hier draußen«, sagte er, als wäre es ihm gerade erst aufgefallen.
    »Ja«, sagte sie, zu überrascht um mehr zu sagen.
    Er musterte sie einen Moment lang und nickte dann. Er schien zu einem Entschluss gekommen zu sein. »Komm, gehen wir irgendwo ins Warme.«
    Sie hatte eigentlich ins Büro zurückfahren und Florence ihre Niederlage eingestehen wollen, wagte es aber nicht, ihm zu widersprechen. Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie zu den Scootern, die in einer langen Reihe schief geparkt dastanden. Seiner war hellgrau mit blank gefahrenen Reifen. Es sah

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