Ein Geschenk von Tiffany
die Schauen zu besprechen. Sie konnte von Glück reden, wenn sie ihn mal auf einen Kaffee würde entführen können.
Immerhin hatte er ihr hoch und heilig versprochen, zu Anouks Geburtstagsfeier am Freitag – das war in fünf Tagen – zu kommen. Nicht nur, um endlich ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen, sondern auch, um Anouk davon abzuhalten, ihr wieder mal Guillaume als »Date« aufzuhalsen.
Sie gingen rauf in sein Zimmer. Bas bestellte sogleich eine Kanne heißes Wasser beim Zimmerservice.
»Sag bloß nicht, du fastest«, schimpfte Cassie, die kurz im Bad verschwand und einen der flauschigen Bademäntel anhatte, als sie wieder auftauchte. »Du musst zunehmen, nicht abnehmen.«
»Keine Sorge.« Er zwinkerte ihr zu und hievte seinen Koffer auf den Kofferständer. Er kramte kurz darin herum und holte dann triumphierend eine Packung ihres Lieblingstees heraus.
Cassie quiekte vor Begeisterung. »Aus unserem kleinen Laden im Village«, sagte er grinsend.
Cassie brühte ihnen eine perfekte Kanne Tee, die sie, auf dem Bett lümmelnd, genossen. Sie hatten einen wundervollen Blick auf den Eiffelturm, an dem die Lichter angingen.
»Und bist du glücklich, Teebeutel?«, erkundigte sich Bas.
»Jetzt schon«, seufzte sie und schlürfte geräuschvoll an ihrem Tee.
Bas musterte sie besorgt. »Im Ernst.«
Cassie holte tief Luft. »Na ja, glücklicher … ich bin hier einsamer als in New York. Kelly und du, ihr habt mich total unter eure Fittiche genommen, ich war so beschäftigt, dass ich kaum Zeit hatte, traurig zu sein. Und als ich dann Luke kennengelernt habe … das war ein richtiger Meilenstein für mich. Und jetzt – ich musste euch alle verlassen, um hierherzukommen. In gewisser Hinsicht bin ich trauriger in Paris angekommen als damals in New York. Nach New York bin ich gekommen, um vor Gil davonzulaufen. Aber hierher kam ich, obwohl ich bei euch bleiben wollte.«
»Und jetzt?«
»Na ja, ich glaube, ich bin ein wenig reifer geworden. Ich kann mich jetzt ohne fremde Hilfe anständig anziehen, ich kann besser auf hohen Absätzen rumlaufen – obwohl sie immer noch teuflisch wehtun.« Sie wackelte demonstrativ mit den Zehen. »Ich radle viel in der Stadt herum oder sitze allein in einem Café und lese Zeitung. Es sind die Haare, weißt du – damit passe ich hier einfach rein.«
»Du hast also eine europäische Ausgabe von mir gefunden?«
»Spinnst du? Eine andere Version von dir gibt’s nicht. Und ich will sowieso bloß das Original.« Grinsend legte sie ihren Kopf an seinen Arm.
»Freut mich, das zu hören«, sagte er, merklich erleichtert. »Ich hab selbst auch kein Mädel gefunden, das eine ›gelbliche‹ Haarfarbe haben will und ihre Klamotten nummerieren muss.«
Cassie prustete los. »Mein Gott, ich war wirklich das reinste Katastrophengebiet, was?«
»Ja, das warst du, aber gerade deshalb mag ich dich ja so. Du bist ein Original, Cassie Fraser.«
»Du auch, Bas. Und ich will dir mal was sagen: Ich hab noch jemanden gefunden, der ein Original ist.« Sie warf ihm einen bedeutsamen Blick zu.
»Ach ja?«
»Einen mürrischen, groben Franzosen, der aussieht wie ein Bär.«
Bas verzog das Gesicht. »Das soll dein französischer Luke sein? Schätzchen, es gäbe Schlimmeres, als es noch mal mit dem Fotografen zu versuchen. Ich hätte weiß Gott nicht die Kraft gehabt, den zu verlassen.«
»Nein, nein, das ist es nicht.« Die plötzliche Erwähnung von Luke brachte Cassie aus der Fassung. »Hast du ihn mal gesehen, seit ich … du weißt schon?«
»Was? Seit du nicht geblieben bist?« Er schüttelte den Kopf beim Gedanken an die desaströse Geh-nicht-Party. »Nein, hab ich nicht. Er geht uns aus dem Weg. Kelly und Brett haben ihn kein einziges Mal gesehen. Aber er ist sicher viel unterwegs – die Couture-Schauen, Werbekampagnen … du weißt schon.«
»Ja, ich weiß«, murmelte sie. »Weißt du, ob er wieder jemanden hat?«
»Nicht, dass ich wüsste, aber wie gesagt – ich hab ihn nicht mehr gesehen.«
Cassies Mund zuckte nervös. Sie hatte seinen Namen nicht mehr erwähnt, seit er seine Telefonnummer gewechselt hatte. Das war ein klares und unmissverständliches Signal gewesen, dass er nichts mehr von ihr hören wollte. Trotzdem konnte sie nicht anders, als sich zu fragen – in der Badewanne, auf dem Fahrrad, auf der Suche nach Veranstaltungsorten, in der Brotschlange bei Poilâne –, ob er sie wirklich so einfach abgehakt hatte. Sie hatte sich vorgenommen, ihm nicht mehr nachzutrauern, aber
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