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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Zwielicht. Bunt gestreifte Kanalstangen warfen zittrige Schatten aufs Wasser.
    Das Taxi flog über die Lagune. Cassie legte den Kopf in den Nacken und ließ sich die Haare aus dem Gesicht wehen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie ein Bett für die Nacht finden würden (und ob überhaupt). Henry hatte sicherheitshalber gewartet, bis sie über die Alpen flogen, bevor er ihr verriet, dass er kein Hotel gebucht hatte. Er war korrekterweise davon ausgegangen, dass sie unter diesen Umständen nie mitgekommen wäre.
    »Ich buche nie im Voraus«, hatte er zu erklären versucht, während sie sich aufplusterte wie ein nervöses Hühnchen, »das gehört zum Abenteuer.«
    »Aber es ist Ostern! Da wird die Stadt restlos ausgebucht sein.«
    Er hatte nur mit den Schultern gezuckt. »Umso besser. Dann finden wir irgendwas Kleines, Feines.«
    Cassie hatte die Augen verdreht. »Ein guter Rat, Henry – versuch das nicht auf eurer Hochzeitsreise. Lacey wird schöne Schuhe und hübsche Kleider eingepackt haben, sie wird Gondel fahren und nicht mit dem Gepäck auf dem Rücken wie eine Schildkröte auf der Suche nach einem Hotelzimmer durch Venedig kriechen wollen. Das wäre kein guter Anfang für eine junge Ehe, glaub mir.«
    »Sprichst du aus Erfahrung?«
    »Ich spreche als Frau.«
    Das Boot dockte an einem Taxistand am Ufer des Markusplatzes an. Henry war aus dem Boot gesprungen und hatte Cassie seine Hand angeboten, bevor sich der Taxifahrer auch nur umdrehen konnte. Er trug jetzt einen Pulli über dem Hemd, hatte aber weder eine Jacke noch sonst irgendwelches Gepäck dabei.
    »Henry«, sagte Cassie, die neben ihm herlief, während er ihre Reisetasche trug, »willst du wirklich sagen, dass du nur deinen Pass und deine Brieftasche dabeihast? Sonst gar nichts?«
    »Gegen Gepäck bin ich allergisch. Toilettenartikel krieg ich in jedem Drogeriemarkt, und ein paar Klamotten kann ich mir auch kaufen.« Sein Blick schweifte prüfend über den Platz, aber es war schwer, sich zu orientieren, da es nur so von Touristen wimmelte. Und von Tauben. »Keine Sorge, ich werde schon nicht anfangen zu stinken und dich blamieren.«
    »Du musst nicht stinken, um mich zu blamieren«, sagte Cassie und duckte sich, weil eine Taube im Sturzflug angesaust kam und ihr fast einen zweiten Scheitel zog. »Das nehm ich persönlich«, brummelte sie und schaute sich vorsichtshalber um, um sicherzugehen, dass die Taube keine Kehrtwendung machte und erneut zum Angriff ansetzte.
    Sie standen mitten auf dem Platz, der an drei Seiten von herrlichen Gebäuden eingefasst war und an der vierten vom Wasser. Cassie erkannte den Dogenpalast und die Basilika, sonst nichts. Erbärmlich. Sie hatte kaum den Fuß in die Stadt gesetzt und ihre Kenntnisse von Venedig waren bereits erschöpft.
    »Na gut. Und wohin jetzt?«
    »Hm.« Henry musterte den Fluss der Passanten, der sich eher von vorne nach hinten über den Platz wälzte. »Komm, gehen wir hier lang«, sagte er und wandte sich nach links.
    Sobald sie den Platz verlassen hatten, tauchten sie in einem Gewirr von Gassen und Gässchen unter, manche davon so schmal, dass Cassie die Arme ausbreiten und die Wände mit den Fingern hätte streifen können. Durch offene Fenster drang Konservengelächter aus Fernsehern, irgendwo spielte jemand Geige, woanders stritt sich lautstark ein Pärchen. In einem oberen Stockwerk schüttelte eine dicke Dame einen Teppich aus, und es staubte so stark, dass Henry und Cassie schnell ausweichen mussten, um nicht überzuckert zu werden.
    Sie bogen mal nach links, mal nach rechts. Cassie wusste schon nach zwanzig Minuten nicht mehr, wo hinten und vorne war. Henry dagegen schien seinen Orientierungssinn nicht verloren zu haben – sollte er ja auch nicht, schließlich war er es gewöhnt, sich einen Weg durch den unwegsamen Dschungel zu hacken und von Eisschollen zu hüpfen anstelle von Wassertaxis. Das venezianische Labyrinth war dagegen wahrscheinlich ein Kinderspiel.
    Sie fanden eine überteuerte Boutique, in der Henry sich mit einem Hemd, zwei Paar Socken und Boxershorts eindeckte; unweit davon stießen sie auf eine kleine Drogerie, wo Henry sich mit dem Nötigsten versorgte: Zahnbürste und Zahnpasta, Deo, Rasierer, Rasiercreme, Duschbad und Shampoo.
    Sie kamen an einer Osteria vorbei. Zwei Gondoliere, die Feierabend hatten, saßen davor und tranken Espresso. Als Henry sah, wie sie Cassie mit den Blicken folgten, rückte er demonstrativ näher an sie heran.
    Sie sah zu ihm auf. »Ich hoffe wirklich, wir

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