Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
Vom Netzwerk:
umzubinden.
    »Cassie!«, rief er und rannte auf den Korridor hinaus. Doch sie hatte bereits die Tür zugeschlagen und drehte nun den Schlüssel im Schloss um. »Verdammt!«, rief er. Sie hörte, wie er wieder in sein Zimmer zurücklief, wahrscheinlich um sich was anzuziehen.
    Kurz darauf hämmerte er an ihre Tür. »Cassie, komm, lass mich rein.« Sie hörte, wie der Lift surrend zum Stehen kam und Henry mit betont förmlicher Stimme »’n Abend« sagte. Immerhin war er halb nackt und stand auf der falschen Seite der Tür. »Cassie, hör zu, du musst mich reinlassen«, flüsterte er ihr durch die Tür zu. »Die Leute halten mich für verrückt – oder pervers –, wenn ich weiter so draußen rumstehe.«
    Sie sagte nichts.
    »Man wird uns noch rauswerfen«, flehte er.
    Nichts.
    Er trat näher, und sie hörte, wie er seine flache Hand an die Tür presste. »Hör zu, Cass, das macht doch nichts. Mir ist das nicht peinlich, ehrlich. Und ich will nicht, dass es dir peinlich ist.«
    Sie sagte immer noch nichts.
    »Wir Jungs machen da nicht so eine große Sache draus wie ihr Mädchen. Menschenskind, ich bin im Internat aufgewachsen, mit ungefähr vierzig anderen Jungs. Da verliert man jede Scham, glaub mir.« Er schlug leicht mit der Handfläche an die Tür. »Komm schon, lass mich rein. Du kannst dich nicht ewig da drin verstecken. Du wirst verhungern. Schon ziemlich bald. Je eher du mir in die Augen schaust, desto besser. Dann können wir das Ganze vergessen, ja?«
    Sie biss sich in die Unterlippe – er hatte natürlich recht –, dann holte sie tief Luft und drehte den Schlüssel herum. Langsam machte sie die Tür auf. Sie starrte zu Boden. »Tut mir so schrecklich leid«, flüsterte sie, »ich wollte das nicht, ich …«
    Er schob sanft die Tür auf, und sie wich zurück. Er kam herein und blieb vor ihr stehen, breitete die Arme aus.
    »Schau, ich bin angezogen. Nichts passiert. Noch alles dran. Du hast mir nichts abgeguckt.«
    Sie schüttelte zutiefst betreten den Kopf, musste aber doch ein wenig grinsen. »Ich will nicht, dass du denkst, ich … ich …«
    »Ich denke gar nichts, Cass. Außerdem passiert mir das andauernd. Andauernd. Ich bin’s gewöhnt.« Grinsend nahm er sie in die Arme und drückte sie behutsam an sich.
    Sie schloss einen Moment lang die Augen und lauschte seinem Herzschlag. Sie war so froh, dass er das Ganze mit Humor nahm.
    »Aber mit der Brust hattest du recht«, sagte sie kurz darauf und schob sich ein wenig von ihm weg.
    »Und ob. Willst du mal fühlen?«
    Sie lachte laut auf. Das Eis war endgültig gebrochen. »Nein, danke. Ich will was zu essen.«
    »Dann lass uns was essen.« Er trat zurück, um ihr den Vortritt zu lassen. Sie spürte seine Blicke im Nacken, als sie das Zimmer verließ. Dann schloss er die Tür hinter allem, was soeben passiert war.

34. Kapitel
    Cassies Schlaf fiel um einiges kürzer aus, als ihr lieb war. Es lag nicht am Klopfen und Gurgeln in den erwachenden Wasserrohren oder am Lärm vom Gemüsemarkt, der unweit vom Hotel auf einer Piazza abgehalten wurde. Es war Henry. Er war auf einer Mission.
    Um halb sieben öffnete sie ihm die Tür. Sie war so müde, dass sie nicht mal richtig böse gucken konnte. Sie hatten bis zwei Uhr morgens im Garten gesessen, gelacht und geredet. Vier Stunden Schlaf grenzten in ihrer Welt ans Unmenschliche.
    »Eins solltest du über mich wissen, Henry«, brummelte sie im offenen Türspalt, »und ich sag dir das zu deiner eigenen Sicherheit – ich brauche Schlaf. Ich bin bekannt dafür, dass ich Schlaf brauche. Das ist kein Luxus, sondern eine Überlebensnotwendigkeit. Wir sehen uns zum Brunch um elf.« Sie machte Anstalten, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    Henry stellte den Fuß in die Tür. »Wir haben nur zwei Tage. Und die werden wir nicht im Bett verbringen. Jetzt komm schon.« Er schob die Tür auf, durchquerte den Raum und riss die Balkontüren auf. Dottergelbes venezianisches Morgenlicht flutete herein. Cassie zuckte zusammen.
    »Wo willst du denn hin?«, stöhnte sie, die Knie ein wenig zusammengedrückt, während sie ihr Sleep-Shirt über ihre Oberschenkel zog.
    »Du wirst begeistert sein«, grinste er und ließ sich auf einen der Rattanstühle auf ihrem Balkon plumpsen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wandte das Gesicht in die Sonne.
    »Das soll eine Antwort sein?« Böse brummelnd schlurfte sie ins Badezimmer.
    Eine Stunde später hatte sie ihre Antwort. Sie hatte angenommen, dass er – es war immerhin

Weitere Kostenlose Bücher