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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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nicht?« Kelly sah zwischen den beiden hin und her.
    »Ich geh kurz und besorg mir einen Kaffee«, sagte sie zu Kelly. »Ruf mich, wenn die Hebamme rauskommen sollte.«
    Sie stapfte davon, durch den Korridor mit seiner gelben und seiner grünen Linie, die respektive zur Radiologie und zur Hämatologie führten. Sie bog links ab, und dort stand ein Kaffeeautomat. Vollkommen durcheinander lehnte sie sich erst mal dagegen. Sie wusste, wenn sie ihre Wangen berühren würde, dann würden sie sich heiß anfühlen. Auch ihre Augen brannten. Aber sie weigerte sich zu weinen. Sie hatte es satt, immer als Sündenbock herhalten zu müssen. Wenn Henry Probleme mit Lacey hatte, dann sollte er verdammt noch mal auch die Verantwortung dafür übernehmen, anstatt es ihr in die Schuhe zu schieben.
    Sie griff in ihre Jeanstasche und holte ein paar Münzen hervor, dann drückte sie auf den Knopf für schwarzen Kaffee. Hinter ihr näherten sich Schritte und hörten in einiger Entfernung abrupt auf. Sie wirbelte herum.
    »Es war doch bloß ein Kuss!«, kreischte sie.
    »Hallo.«
    Cassie erstarrte.
    »Bitte, wenn du nur eine Minute Zeit hättest … ich muss dir unbedingt was sagen.«
    »Was machst du denn hier?«, entfuhr es Cassie.
    Anouk zuckte die Achseln. »Ich hab Kelly angerufen. Sie ist wohl aus Versehen rangegangen, glaube ich. Sie hat gesagt, dass bei Suzy die Wehen eingesetzt haben, und aufgehängt. Ich wusste natürlich, dass ihr alle hier sein würdet, für die Hochzeit morgen, und da … es war nicht schwer, das nächstgelegene Krankenhaus zu finden.«
    »Seit wann bist du denn schon hier?«
    »Ich bin gerade angekommen. Hab den ersten Eurostar genommen.«
    Sie wirkte total erschöpft. Ihre Haare waren stumpf und nicht ganz frisch gewaschen, und ihr hübsches kleines Gesicht war vollkommen ungeschminkt. Es wirkte blass und spitz, und sie schien Gewicht verloren zu haben in den zwei Monaten, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Ihre Lippen waren blass und rissig, und sie trug einen weiten – Fleece-Pulli. Polyester. Das war wohl das Allerschockierendste.
    »Tut mir leid, aber jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, Anouk«, wies Cassie sie ab. Sie kehrte ihr den Rücken zu und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    Aber Anouk ergriff ihren Arm. »Im Gegenteil, es könnte keinen besseren Augenblick geben, Cassie. Wenn du jetzt nicht mit mir redest …« Ihre Stimme brach, und sie schüttelte den Kopf. »Suzy kriegt ihr Kind, Kelly heiratet morgen. Das sind Ereignisse, auf die wir unser Leben lang gewartet haben, dazu sind wir doch Freundinnen …«
    »Bloß schade, dass dir das nicht eingefallen ist, als du gemerkt hast, dass mich mein Mann betrügt.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie starrte zu Boden. »Das ist unverzeihlich. Es stimmt, was du gesagt hast, alles stimmt.« Sie nickte knapp. »Ich wollte es nur nicht sehen.«
    Sie hob den Kopf und schaute Cassie an. Ihr Gesicht war wie ein bleicher Mond, ihre Augen feuchte schwarze Teiche. »Der Gedanke, ohne Jacques leben zu müssen, selbst ohne das bisschen, das ich von ihm hatte … ich konnte es einfach nicht ertragen. Jacques ist Teil meines Lebens, so weit ich mich zurückerinnern kann. Jacques war immer da. So wie ihr, die Mädchen und du.« Sie hob den Kopf. Cassie sah zum ersten Mal die roten Ränder um ihre Augen. Als ob sie seit Jahren weinen würde. Ihr kam der Gedanke, dass es vielleicht sogar so war.
    »Er war die Liebe meines Lebens, Cassie. Ich hatte meine Chance mit ihm, aber ich habe sie verspielt. Ich war leichtsinnig. Ich wollte alles besonders aufregend und leidenschaftlich machen. Und dann hatte er irgendwann meine Spielchen satt. Und hat Florence geheiratet. Meine Freundin Florence. Er wusste, wie weh mir das tun würde. Wie weh es mir noch immer tut. Ich hab immer gedacht, irgendwann wird er sie verlassen, irgendwann wird er zu mir zurückkommen. Mich hat er als Erste geliebt. Ich dachte, mich liebt er auch am meisten. Aber ich hab mich geirrt. Das ist mir klar geworden, als er an unserem letzten Abend so abfällig über mich geredet hat … Da ist mir klar geworden, dass ich ihm nichts bedeute.«
    Cassie starrte sie an. Das, was sie für Anouks Pariser Lässigkeit gehalten hatte, war nichts als eine Maske gewesen. Ein Schutzwall, hinter dem sie sich versteckte. Ihr Doppelleben versteckte: der Alibi-Freund, um die Ehefrau von der Geliebten abzulenken. Ihr zerbrechliches Selbstwertgefühl, das Claude so leicht erschüttert hatte,

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