Ein Geschenk von Tiffany
sich nicht ganz so schnell in die Riege der Abgeblitzten einreihen zu lassen. »Wie soll ich Ihnen Bescheid sagen, wenn ich nicht weiß, wie ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen soll?« Er zuckte mit den Schultern. »Wie heißt es so schön: Man sieht sich immer zweimal im Leben . Trotzdem möchte ich mich nicht allein darauf verlassen.«
Kelly hob ihre frisch gezupften Augenbrauen. »Ach? Auch noch gebildet, was?«, sagte sie spitz.
»Leider. Dürfte ich vielleicht Ihre Karte haben?« Er fragte natürlich Cassie.
»Ich hab keine. Ich … ich bin neu hier«, stotterte sie, als wäre sie die Neue in der Schule. Was sie ja eigentlich auch war.
»Dann könnte mir ja vielleicht Ihre reizende Freundin aushelfen«, sagte er und schaute zur Abwechslung mal Kelly an.
Ihre Blicke kreuzten sich. Keiner wollte nachgeben. Kelly wollte nicht »reizend« sein, und er wollte sich nicht abwimmeln lassen. Er sah wirklich gut aus, und Kelly wollte verhindern, dass er sich noch mehr auf sich einbildete.
»Gut, dann mache ich eben den ersten Schritt: Hier haben Sie meine Karte.« Er zog eine makellose weiße Visitenkarte aus seiner Brusttasche und reichte sie Kelly. Sie steckte sie ein, ohne einen Blick darauf zu werfen.
Der Mann lächelte über ihre Unverschämtheit. »Na, jetzt wissen Sie, dass ich Brett heiße.« Er schob lässig eine Hand in die Hosentasche. »Und wie heißen Sie?« Wieder schaute er nur Cassie an.
Cassie legte lächelnd den Kopf schief. »Cassie. Und das ist meine beste Freundin Kelly.«
»Cassie und Kelly.« Er nickte, als könne er ihr nur beipflichten. »Kelly scheint Ihre Beschützerin zu sein. Brauchen Sie denn eine, Cassie?«
»Und ob, Brett!«, fauchte Kelly und hakte sich besitzergreifend bei Cassie unter. »Wenn Sie Cassie wollen, dann müssen Sie’s mit mir aufnehmen!«
Er strahlte. »Wunderbar. Dann sollten Sie mir jetzt am besten Ihre Karte geben, Kelly.«
Er streckte die Hand aus.
»Wenn ich Sie auf diese Weise loswerde«, brummte Kelly und kramte erzürnt in ihrer Tasche.
Er nahm ihre Karte entgegen und las sie. »Kelly Hartford, aha. Na gut, Kelly Hartford, dann weiß ich ja jetzt, wie ich Sie erreichen kann – falls Prince Charming auftaucht, meine ich.« Er steckte die Karte ein. »Dann noch einen schönen Abend!« Und er ging.
Cassie fiel auf, dass alle Frauen, an denen er vorbeiging, sich die Köpfe nach ihm verdrehten. »Glaubst du, er wird anrufen?«, fragte sie.
»Möglich«, brummelte Kelly, die sich weigerte, ihm nachzustarren. »Aber wir werden’s nie erfahren.«
»Wie meinst du das?«
»Ich hab ihm eine alte Karte gegeben. Die Nummern sind obsolet. Er wird den Wink mit dem Zaunpfahl schon verstehen.« Sie zuckte die Achseln. »Aber du musst dich wirklich ein bisschen mehr zurückhalten, Cassie«, sagte sie vorwurfsvoll, »du hast ihn die ganze Zeit mit Kuhaugen angeschaut, das hat ihn noch mehr ermuntert. Als ob er das nötig hätte!« Sie schnaubte.
»Hab ich nicht!«
»O doch!«
Cassie ließ die Schultern hängen. Sie fühlte sich betrunken. Und jetzt auch noch verwirrt. »Ich meine … er war doch richtig süß, oder? Und sind wir nicht deshalb hier? Ich meine, ist das nicht der Sinn der Sache? Flirten und andere Männer kennenlernen?«
»Flirten? Schätzchen, das war ein Hai, der hätte dich mit Haut und Haar verschlungen. Wenn ich nicht da gewesen wäre, würdest du jetzt wahrscheinlich schon in einem Taxi mit ihm sitzen und zu seiner Wohnung fahren! Nein, nein, nein, dafür ist es noch viel zu früh. Du stehst noch unter Schock, ob du’s nun merkst oder nicht. Im Moment reicht es schon, dich wieder unter die Leute zu bringen, deinen Horizont zu erweitern. Alles andere kann warten, bis du wieder auf die Beine gekommen bist. In Paris, vielleicht.«
»In Paris?«
»Klar. Anouk hat gesagt, sie kennt da jemanden, der dir dein Selbstbewusstsein zurückgeben könnte. Dich umwerben, du weißt schon, nicht bloß verführen.«
Cassie sah Kelly entsetzt an. Sie hätte nie gedacht, dass die Überlegungen ihrer Freundinnen derart weit gehen würden.
»Was? Schau mich nicht so an! Du wolltest doch, dass wir dir helfen. Und jetzt lass uns auch! Helfen heißt nicht nur beschützen, sondern auch anleiten.« Kelly legte ihrer Freundin versöhnlich die Hand auf den Arm. »Komm, lass uns noch mal tanzen.«
Cassie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, ehrlich. Ich bin’s einfach nicht gewöhnt, mein Gewicht auf den Fußballen zu balancieren. Diese Absätze sind die
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