Ein Geschenk von Tiffany
gewesen war und Suzy einen ihrer Wutanfälle bekommen hatte. Aber am Ende war’s dann doch gut gegangen. Wie immer.
Kelly erzählte, wie Brett Cassie um Rat gefragt und diese vorgeschlagen hatte, den Ring doch im Innern ihres Fünf-Vögel-Bratens zu verstecken. Anouk fischte derweil eine Lupe aus ihrer Handtasche und begutachtete das Prachtstück.
»Hm. Geschmack hat er ja, dein Knabe«, sagte sie, als Kelly mit Erzählen fertig war und Suzy aufgehört hatte, Oh! und Ah! zu rufen (beide mit Tränen in den Augen, die Hand aufs Herz gedrückt). Cassie kaute noch. »Oktagonschliff«, verkündete sie fachmännisch, »drei Karat, würde ich sagen. D Farbton, non ?«
Kelly stieß einen bewundernden Seufzer aus. »Keine Ahnung, wie du das machst, Nooks, aber Hut ab.« Sie starrte ihren Ring an wie Aschenputtel, als müsse sie fürchten, dass sich die Kutsche Schlag Mitternacht wieder in einen Kürbis verwandelt.
»Das ist mein Job«, sagte Anouk lässig. »Ich hab zuhause ein paar Diamanten, die hervorragend als Ohrringe dazu passen würden. Soll ich ihm einen Wink geben, wenn wir uns kennenlernen?«
»Zögre nicht, werte Freundin«, antwortete Kelly strahlend.
»Und wann lernen wir ihn kennen?«, wollte Suzy wissen. »Cassies Typen haben wir schon getroffen. Kelly, du hast uns verschwiegen, dass er derart sexy ist. Kein Wunder, dass Cassie ihm nicht widerstehen konnte.« Sie tätschelte tröstend Cassies Hand.
»Heute Abend. Er muss noch arbeiten, aber ich hab schon im Landseer’s für uns reserviert, dann gehen wir noch ins Mischka. Bas kommt auch. Ihr müsst alle kennenlernen.«
»Kann’s kaum erwarten. Ehrlich, das klingt, als ob ihr hier schon eine richtige kleine Familie geworden wärt«, sagte Suzy. Sie schaute Cassie fast besorgt an. »Bist du sicher, dass du hier überhaupt noch fortwillst?«
»Ach, na ja … ich … ich versuch, nicht dran zu denken«, entfuhr es der überrumpelten Cassie. Leicht würde es nicht werden, das war klar. Sie hatte angefangen, hier Fuß zu fassen, und das hatte sie am allerwenigsten erwartet. Sie konnte sich genauso wenig vorstellen, in Paris wieder ganz neu anzufangen, wie auf eine Polarexpedition zu gehen.
»Schau dich an – du hast hier einen Beruf gefunden«, sagte Anouk.
»Na ja …« Cassie warf einen ängstlichen Blick auf Kelly.
»Und eine neue Beziehung. Und Kelly und Bas sind hier.« Anouk zuckte die Achseln. »Muss schwer sein, das wieder aufzugeben.«
»Das klingt ja, als würdet ihr gar nicht mehr wollen, dass ich komme«, protestierte Cassie mit einem halbherzigen Lachen.
»Im Gegenteil!«, rief Anouk. »Wenn’s nach mir ginge, könntest du lieber heute als morgen kommen. Aber du scheinst hier glücklich zu sein. Ich frag mich nur, wie oft man sein Leben wieder neu beginnen kann.«
Eine lange Stille trat ein. Cassie dachte über Anouks Worte nach. Ihre französische Freundin hatte recht – sie hatte sich hier, ohne dass es ihr bewusst geworden war, ein ganz neues Leben aufgebaut. Die Anfänge eines neuen Lebens. Ihre Beziehung zu Luke wurde von Tag zu Tag besser. Es fiel ihr schwer, ihn noch in die kleine Schublade zu packen, die sie für »ihre Affäre« mit ihm vorgesehen hatte.
»Aber ich kann gar nicht bleiben, Henry hat’s geschrieben«, witzelte sie aus reiner Not. »Ich muss auf jeden Fall nach Paris.«
»Schon wieder diese Liste? Das ist doch gar nicht ernst gemeint, Cass«, rief Suzy. »Hör doch nicht auf Henry! Im Ernst, was kümmert es dich, was er sagt?«
»Entschuldige bitte! Ihr seid es doch, die über den Atlantik geflogen seid, nur um mir bei der Erfüllung einer seiner Aufgaben zuzusehen! Ihr nehmt das doch auch ernst. Außerdem, Henry hat eine Menge von der Welt gesehen.« Sie zuckte die Achseln. »Ich lege Wert auf sein Urteil.«
Suzy verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. »Wie bitte?! Schätzchen, hast du schon vergessen, was er mit unseren Kleidern angestellt hat, als wir nachts im See unserer Eltern baden gegangen sind? Auf dieser Party an ihrem zwanzigsten Hochzeitstag? Dem Kerl ist nicht zu trauen.«
Anouk, Kelly und Cassie brachen prompt in Gelächter aus – sie hatten sich splitternackt und mit klappernden Zähnen an der Terrasse vorbeischleichen müssen. Nun ja, nicht ganz splitternackt: Jede hatte sich eins der Sitzpolster von den Gartensesseln vor die empfindlichste Stelle gehalten …
»Mein Gott, du hast recht«, kicherte Cassie und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, »wie kann ich bloß auf den
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