Ein Geschenk von Tiffany
ein Glas Sekt an, und sie nahm es so fröhlich an, als befände sie sich unter alten Bekannten. Sie bewunderte die blank polierten silbernen Manschettenknöpfe von Elsa Peretti, die mit Edelsteinen gespickten Cabochon-Ringe von Paloma Picasso, meterweise Diamanten, filigrane Goldnetzketten, die sich wie eine zweite Haut um den Hals schmiegten. Und in der Mitte des Ladens natürlich die berühmten Theken mit den Verlobungsringen, die funkelten wie die Kronjuwelen der Queen.
Der Laden begann sich allmählich zu leeren. Cassie sah sich nach Luke um. Er begutachtete gerade eine gerippte Käseplatte, wie sie bemerkte, und sie hoffte inständig, dass dies ein Geschenk für seine Mutter war und nicht etwa für sie. Nachdem sie noch ein zweites Glas Sekt angenommen hatte, schlenderte sie zum Christbaum, das Einzige im Raum, das sie sich noch nicht näher angeschaut hatte. Ein schöner hochgewachsener Baum mit saftigen grünen Nadeln. Darunter stapelten sich jede Menge leere Geschenkschachteln in allen Größen mit dicken Satinschleifen. Ihr kam es vor wie im Märchen, und sie wünschte fast, sie hätte ein schwarzes Cocktailkleid an, das Haar modisch im Nacken zusammengerollt, anstatt Jeans und …
Sie blinzelte. Schaute genauer hin. Blinzelte noch mal. Aber ihre Augen trogen nicht: Da lag, im wunderschönen Tiffany-Blau, eine riesige Geschenkschachtel mit einer ebenso großen Schleife. Und daran hing ein Zettel, auf dem ihr Name stand.
Sie beugte sich vor und schaute noch genauer hin. Kein Zweifel. Da stand ihr Name.
Cassie Fraser.
Sie sah sich verstohlen um – womit sie das Sicherheitspersonal natürlich erst recht auf sich aufmerksam machte – und streckte die Hände aus, um das Paket an sich zu nehmen.
Schon stand ein Mann neben ihr. Er sagte nichts – machte keine Szene –, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, das Kinn hochgereckt, den Blick geradeaus gerichtet –, aber es war klar, dass sie mit dem Paket nicht weit kommen würde.
»Die Dekoration bitte nicht berühren, Madam«, sagte er diskret.
»Ach, bitte entschuldigen Sie«, sprudelte Cassie flüsternd hervor, »aber ich war so überrascht!« Sie deutete auf das Schildchen. »Sehen Sie, da steht mein Name. Das bin ich!«
Der Mann schaute gar nicht hin, hielt den Blick beharrlich auf den Boden gesenkt. »Sie sind Cassie Fraser?«
»Ja!«, flüsterte sie. Sie kam sich vor wie eine Geheimagentin.
»Haben Sie einen Ausweis, irgendwelche Papiere, die das bestätigen, Madam?«
»Ja, natürlich.« Sie kramte in ihrer Tasche und holte ihre Kreditkarten und ihren Führerschein raus. »Da, sehen Sie?«
Jetzt schaute der Mann sie endlich an. Sein Blick zuckte kurz zu dem Namen auf den Karten, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Wir hatten schon befürchtet, dass Sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Wir haben extra jemanden damit beauftragt, nach Ihnen Ausschau zu halten.«
»Ach nein!« Cassie konnte es kaum fassen. Tiffany’s hatte auf sie gewartet!
»O doch. Der Herr hat uns ausdrücklich eingeschärft, Sie ja nicht entwischen zu lassen. Sie haben uns ganz schön Angst gemacht. Ich hätte mich nicht darauf gefreut, ihn anrufen zu müssen und ihm zu sagen, dass wir Sie übersehen haben.« Er stieß einen erleichterten Seufzer aus und strahlte sie an. »Kommen Sie, ich gebe Ihnen eine Tüte.«
Er hob die Schachtel auf und führte Cassie zu einem Tresen in der Mitte. Darüber hing ein riesiger Kronleuchter, der ein weiches Licht auf sie warf. Sie sah zu, wie er eine weitere Seidenschleife hervorholte und die Schachtel mit schwungvollen Bewegungen einband. Dann steckte er sie in die größte Tüte, die es im Laden wohl geben musste, und reichte sie Cassie.
Er lächelte. »Danke für Ihren Weihnachtsbesuch bei Tiffany’s.«
Cassie schnappte nach Luft, konnte kaum glauben, dass er ihr tatsächlich dieses Riesenpaket überreichte. In diesem Moment kam Luke angeschlendert. Auch er hatte eine Tüte, allerdings eine viel kleinere. Als er Cassies Paket sah, fielen ihm fast die Augen raus.
»Sag bloß nicht, dass das von ihm ist!«, rief er eifersüchtig aus.
»Es lag unterm Weihnachtsbaum!«, trillerte Cassie, als ob es das noch aufregender machte als die schiere Größe des Pakets. Oder die Tatsache, dass es von Tiffany’s war.
»Hast du nicht gesagt, dass er verlobt ist?«, rief er wütend. »Sieht nicht so aus, als ob er mit den Gedanken bei seiner Verlobten wäre!«
Sie drückte strahlend seinen Arm. »Ach, Luke, du
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