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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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das Gesicht ihrer Freundin zu erkennen.
    »Non-non-non!« Sie sprang auf und rieb Cassies Schulter. »Du darfst jetzt noch nicht einschlafen.«
    »Wieso nicht?«, jammerte Cassie mit schlaftrunkener Stimme.
    »Hoch! Komm hoch! Ich weiß, was wir jetzt machen. Das ist genau das Richtige für dich! Es wird dich von deinem Jetlag kurieren und dir einen ersten Vorgeschmack auf das Pariser Leben geben. Komm. Was du jetzt brauchst, ist das Hamam.«
    Es war nicht weit. Das Taxi hielt im 2. Arrondissement, in einem diskret versteckten Hinterhof, in dem nur ein paar schlampig geparkte Vespas herumstanden. Sie traten an eine schwarze Tür, die von zwei großen, kugelförmig zugeschnittenen Büschen in grauen Bleitöpfen flankiert wurde. Kein Schild verriet, was sich dahinter verbarg.
    Anouk klopfte leise zweimal. Kurz darauf wurde die Tür von einer mandeläugigen Schönheit – Marokkanerin? – geöffnet. Als sie Anouk erkannte, trat sie lächelnd zurück, um sie hereinzulassen.
    Das Innere war ganz in einem sanften Cremeweiß gehalten. Dunkle, mit Architraven eingefasste Bogentüren gingen davon ab. Es herrschte eine wohlige Wärme. Cassie, die ihre Jacke auszog, kam sich in ihren schwarzen Klamotten in dieser Umgebung vor wie eine Bikerbraut. Anouk dagegen trug eine weite grauschwarze Marlene-Hose, dazu eine blassrosa Bluse und eine Kette mit dicken Amethysten.
    »Wow, so in etwa stelle ich mir das architektonische Äquivalent einer Gebärmutter vor«, staunte Cassie flüsternd. Die Frau führte sie in einen Umkleidebereich, gab ihnen die Schlüssel zu zwei Schließfächern, je ein Paar Flipflops, Wegwerfhöschen, Bademäntel und Handtücher.
    Als die Frau gegangen war, hielt Cassie ihr Wegwerfhöschen mit spitzen Fingern hoch. »Bitte sag, dass das ein Witz ist«, meinte sie nervös.
    Anouk schüttelte lächelnd den Kopf und fing an, sich auszuziehen. Sie trug einen zitronengelben BH mit kleinen schwarzen Pünktchen und einen dazu passenden Slip. Cassie musterte sie ängstlich. Anouk hatte beim letzten Mal ziemlich beängstigend auf ihre Unterwäsche reagiert – Kelly bezeichnete den Vorfall als »Höschen-Gau« –, und ihr grauste vor dem, was Anouk nun sagen würde. So große Fortschritte sie in New York auch mit ihrer äußeren Garderobe gemacht hatte – was das Darunter betraf, hatte sich seit Schottland nicht viel geändert.
    Sie warf rasch einen Blick in ihr T-Shirt, um zu sehen, was für einen BH sie vor ihrer Abreise angezogen hatte. Grauer Jersey-BH von Gap, dazu rosa- und rotgestreifte Hipsters von Calvin Klein aus einem Schlussverkauf. Sie blies ihre Backen auf. Nun, es könnte schlimmer sein.
    Offenbar nicht.
    » Mon Dieu , hat sie dir denn gar nichts beigebracht?«, schimpfte Anouk. Sie wickelte sich gerade in einen Frotteebademantel.
    »Wer? Kelly?« Cassie versuchte hoppelnd in das Papierhöschen zu steigen – möglichst ohne dass Anouk ihre brasilianisch enthaarte Intimzone zu sehen bekam … Sie hatte das Gefühl, damit noch mehr Konsternation auszulösen.
    »Ja. Was hat sie sich bloß gedacht? Ich meine – wieso trägst du überhaupt Lippenstift, wenn du dich so wenig um deine Unterwäsche kümmerst?«
    Cassie verzog nachdenklich ihr Mündchen. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? »Was meinst du? Ich versteh nicht.«
    Anouk seufzte. »Deine Prioritäten, Cassie, deine Prioritäten! Warum um alles in der Welt solltest du wollen, dass ein Mann dich auf den Mund küsst, wenn du sowieso nicht in der Lage bist, mit ihm ins Bett zu gehen?«
    Verblüffte Pause. »Was? Wieso denn nicht?«, fragte Cassie verwirrt.
    »In dieser Unterwäsche? In dem Slip und diesem BH? Das willst du doch keinem Mann antun.«
    Cassie biss sich beschämt auf die Lippen. Luke hatte es gefallen – behauptete er zumindest. Er fand es »sportlich«.
    Die Frau tauchte wieder auf und führte sie in eine Wartezone, in der auf niedrigen Tischchen Pfefferminztee und Mandeln angeboten wurden. Anouk ließ sich lächelnd auf einem der weißen Sessel nieder, gegenüber von Cassie. In den Wänden waren überall kleine Nischen, in denen Teelichter flackerten oder duftendes Sandelholz in kleinen Körbchen verbrannt wurde.
    »Zum Glück weiß ich ganz genau, wo ich mit dir hingehen werde! Zu Rosa Beaulieu, einer Kundin von mir.« Sie überlegte einen Moment. »Ihre Sachen sind ziemlich teuer, aber ich hab da eine Kette, die sie schon lange bewundert. Ich könnte ihr anbieten, sie gegen einen Wochenvorrat Lingerie einzutauschen, was

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