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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Außerdem war sie gar nicht dazu fähig, einen Mann auf so achtlose Weise zu benutzen.
    »Ich hab versucht, es ihm zu erklären – dass ich immer noch herauszufinden versuche, wer ich bin. Weißt du, was er gesagt hat?«
    Anouk wartete.
    »Er hat gesagt, ich höre mich an wie eine von diesen New-Age-Hippies, die überall in Kalifornien rumlaufen. Ich!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine, wann ist es in meinem Leben je um Nabelschau gegangen? Von allen Menschen, die ich kenne, weiß ich am wenigsten über mich selbst.« Sie schaute Anouk an, deren dichtes Haar ihr zartes Gesicht in seidigen Wellen umrahmte. Sie trug einen marineblauen Trench mit Gürtel, dazu einen altrosa Hermès-Schal mit kleinen schwarzen Tupfen. »Du hast wohl noch nie an dir gezweifelt?«
    Anouks Mündchen zuckte zuerst auf die eine, dann auf die andere Seite. »Nie«, bestätigte sie. Sie war nicht einmal in dieser Situation fähig, um der Kameradschaft willen zu schwindeln.
    Cassie seufzte. »Ich wollte, dass er mich besuchen kommt. Hab ihm extra ein Ticket geschenkt.«
    »Hat er’s nicht genommen?«
    »Er wollte nicht. Ich hab’s am Ende Bas gegeben. Weißt du, ich hab ihm gesagt, dass diese anderen Reisen – hier, London – nicht für immer sind, nur für ein paar Monate. Und wenn wir uns dann immer noch … ich meine, wenn wir uns dann immer noch lieben, kann ich ja im Herbst wieder nach New York zurückkommen. Wie du sagst, ich hatte viele Gründe dazubleiben, nicht bloß ihn.« Sie schüttelte den Kopf, verwob ihre Finger. »Aber er hält nichts von Fernbeziehungen.«
    Anouk stieß einen kleinen Seufzer aus. »Ich auch nicht, chérie . Bei mir sind die immer schiefgegangen.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    Cassie schaute sie an. »Glaubst du, es war richtig von mir hierherzukommen?«
    »Ja«, bestätigte Anouk und legte ihre warme Hand auf Cassies Handgelenk.
    »Bas auch, obwohl er nicht wollte, dass ich gehe. Aber Luke … er ist so wütend auf mich. Er betrachtet meine Abreise als … als persönliche Zurückweisung. Alles, was ich weiß, ist … ich hab einfach das Gefühl, dass ich noch nicht am Ende meines Wegs angekommen bin, wie immer dieses Ende auch aussehen mag. Ich hab das Gefühl, ich muss noch ein bisschen weitersuchen.«
    »Ja, und ich glaube, du tust gut daran, diesem Gefühl zu folgen. Ich jedenfalls bin froh, dass du jetzt da bist. Wenn er wirklich zu dir gehört, dann wird sich schon ein Weg finden. Die Liebe findet immer einen Weg.« Anouk lächelte.
    »Sag bloß nicht, du glaubst auch an Schicksal?«
    »Tut das nicht jeder?«
    Cassie griff seufzend nach ihrem Tässchen. Der Henkel war so klein, dass sie ihren Finger gar nicht hineinbekam. »Mag sein. Aber dann bin ich wieder mal die, die nicht dazupasst.«
    Die Wohnung lag nur einen halben Block weit entfernt. Jede mit zwei Rollkoffern im Schlepptau gingen sie den Bürgersteig entlang und hielten schließlich vor einem hohen gusseisernen Tor an. Anouk schloss es mit einem großen altmodischen Schlüssel auf, und sie betraten einen Innenhof. Er war mit glänzend abgelaufenen grauen Pflastersteinen ausgelegt, in der Mitte plätscherte ein kleiner ummauerter Springbrunnen. Hohe schmale Fenster zierten die glatten Fassaden der Häuser, die den Hof umgaben, mit kunstvoll drapierten Seidenvorhängen hinter filigranen gusseisernen französischen Balkonen. Davor standen in einer regelmäßigen Reihe – à la Versailles – sorgfältig beschnittene Bäume.
    Sie überquerten den Hof und betraten das Hinterhaus. Die Eingangshalle wirkte kalt und nüchtern. Kein Bild, keine warme Holzverkleidung an den Wänden. Nur ein großer vergoldeter Spiegel über einer Marmorkonsole, vor der eine mit lachsrosa Stoff überzogene Louis-XV-Chaiselongue stand.
    Anouk begann die breite geschwungene Marmortreppe hinaufzusteigen. »Hier gibt’s leider keinen Aufzug«, erklärte sie, »aber das ist nicht so schlimm, weil das Gebäude nur drei Stockwerke hoch ist. Wie viele hat das Haus, in dem Kelly wohnt?«
    »Ihre Wohnung ist im zwölften, aber das Gebäude hat sechzehn Stockwerke. Und das ist in Manhattan lächerlich wenig.«
    » Mon Dieu. Aufzüge müssen dort zum Lebensminimum gehören.«
    »Allerdings«, lächelte Cassie. »Obwohl Kelly ein leidenschaftlicher Tower Runner ist.«
    »Was ist denn das?«, keuchte Anouk. Es war klar, dass sie es nicht gewöhnt war, etwas Schwereres hier heraufzuschleppen als eine Birkin-Tasche.
    »Ach, so Verrückte, die Wolkenkratzer rauf und runter

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