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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Lippe und nickte. »Sogar Kelly und Bas hat er mit reingezogen. Hat gesagt, wenn er mich bittet, mit ihm zusammenzuziehen, dann hätte ich gar keine andere Wahl, als zu bleiben.«
    »Aha, verstehe«, sagte Anouk leise. Cassie war bleich, ja grau, ihre Augen verschwollen. »Komm, jetzt setz dich erst mal hin«, sagte sie liebevoll. Sie fing den Blick des Kellners auf – was nicht weiter schwer war, da er nicht aufgehört hatte, sie anzustarren, seit sie hereingekommen war. Sie bedeutete ihm, noch zwei Kaffees zu bringen.
    Cassie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Ein wenig betäubt nahm sie ihre neue Umgebung in sich auf: Hier herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in New York. Im Sant Ambroeus zum Beispiel bestand die Geräuschkulisse aus dem Zischen des Milchaufschäumers, sopranhellem Gelächter und den Tönen von der Werbung zu Marc Jacobs’ Daisy aus den Lautsprecherboxen. Hier besaß der Kaffee die Konsistenz von Sirup, Shalimar hing in der Luft wie Kronleuchter und die Unterhaltung brummte in Tenortönen dahin.
    Sie widerstand dem Drang, den Kopf in die Hände sinken zu lassen, auch wenn man sie am heutigen Tag, dem ersten Januar, eher für ein verkatertes Partyopfer als für eine liebeskranke New-York-Emigrantin gehalten hätte.
    »Erzähl mal, was passiert ist.«
    Cassie seufzte. Sie hatte die ganze Nacht lang nichts anderes getan als geredet, geredet, erklärt, argumentiert. Und alles vergebens.
    »Er versteht es einfach nicht«, sagte sie achselzuckend. »Er glaubt, dieser … Plan, nacheinander bei jeder von euch zu wohnen, ist … verrückt. ›Du träumst‹, hat er gesagt, ›so läuft das nicht im wirklichen Leben.‹«
    Anouk überlegte einen Moment lang. »Na ja, das ist verständlich. Er begreift eben nicht wirklich, was dir passiert ist, was du durchgemacht hast. Und ich meine nicht nur die letzten vier Monate, sondern die letzten zehn Jahre.« Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Er versteht nicht, wie jung du noch warst, als du Gil geheiratet hast, noch kaum erwachsen. Du hast nichts von der Welt gesehen. Er dagegen reist dreimal pro Monat um den Erdball.«
    Der Kellner brachte ihren Kaffee, aber Anouk ignorierte ihn.
    »Du hast die meiste Zeit ganz allein in einem riesigen Haus gewohnt, weit draußen in der Pampa. Und plötzlich wirft man dich wieder zurück in die Welt, völlig überraschend, ohne Vorwarnung. Nur wenige Stunden nach der Entdeckung sitzt du auch schon in einem Flugzeug. Du darfst ihm nicht vorwerfen, dass er sich das nicht wirklich vorstellen kann. Ich kann’s ja selbst kaum glauben – und ich war dabei.«
    »Ich auch nicht«, sagte Cassie mit einem schiefen Lächeln.
    »Was ihn angeht, so hat er sich einfach in eine schöne, frisch geschiedene Frau verliebt.«
    Cassie erbleichte bei dem Wort. Außerdem stimmte es nicht ganz: Sie war noch nicht geschieden. Und würde es wohl noch eine ganze Weile nicht sein. Sie hatte zwar »das Richtige getan« und die Gültigkeit des Ehevertrags anerkannt, doch nun stritten sie sich über den Scheidungsgrund. Cassie wollte sich aufgrund seines »unvernünftigen Verhaltens« scheiden lassen, er dagegen beharrte auf »unversöhnlichen Differenzen«. Beide wollten nicht nachgeben, aber Cassie fand, das mindeste, was sie von ihm verlangen konnte, war, für sein Fehlverhalten einzustehen.
    »Du warst neu in der Stadt, hattest keine Ahnung von der Modeindustrie, warst zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Single … alles an dir muss ihm frisch, unverbraucht, unschuldig vorgekommen sein – ganz anders als die Frauen, die er gewöhnt ist. Kein Wunder, dass er sich in dich verliebt hat. Aber man hat dir nun mal das Herz gebrochen, das ist eine traurige Tatsache«, erinnerte sie ihre Freundin. »Und obwohl du jetzt theoretisch wieder frei bist, dich neu zu verlieben, braucht es mehr als eine Saison in New York, um wieder auf die Beine zu kommen.«
    Cassie nickte dankbar. Sie hatte Vorbehalte in Bezug auf ihren Paris-Aufenthalt gehabt – und in Bezug auf Anouk. Weil ihre Auffassungen von Männern so unterschiedlich waren. Anouk redete nie über ihre Männergeschichten, war fast paranoid geheimnistuerisch. Man bekam sie nie zu sehen, lernte sie nie kennen. Sie hatte ihren Spaß und flatterte dann zum nächsten, wie es Cassie vorkam. Sie hatte Angst gehabt, dass Anouk Luke als Übergangspartner abtun würde, ein Spielzeug, mit dem man sich abends und an den Wochenenden amüsierte. Dabei war er so viel mehr für sie.

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