Ein Geschenk zum Verlieben
Gott, ja, ich muss zugeben, dass mir die Kinder schrecklich fehlen«, murmelte Kitty und tunkte den Earl-Grey-Teebeutel mehrmals in die Tasse. »Typisch, oder? Da hat man schon mal die Gelegenheit, bis Mittag auszuschlafen, und was passiert? Bin um acht aufgewacht und konnte einfach nicht mehr einschlafen. Hab nur vier Stunden Schlaf gekriegt. Ich werde mir am Dienstag dafür in den Hintern treten, das weià ich jetzt schon.« Sie legte eine Kitty-untypische Pause ein. »Ich hoffe nur, Joe ist nett zu meiner Mutter.«
»Kitty, ich muss dich jetzt einfach fragen: Was zum Teufel hast du da an? Hast du den Kleiderschrank deiner Kinder geplündert?«
»Toll, oder?«, fragte Kitty und drehte sich erfreut einmal um die eigene Achse. »Das ist ein âºOnesieâ¹. Hab ich gestern in der Stadt gekauft. Die Kids tragen heutzutage alle so was.«
»Ja, die Kids ⦠«, sagte Laura. In diesem Moment kam Cat die Treppe aus dem Spa heraufgesprungen.
»Ah, da ist sie ja!« Cat strahlte Laura an. »Hab mich schon gefragt, wo du steckst.«
»Ach so?«, sagte Laura überrascht. Cat hatte sie gesucht? »Ich hatte gerade eine Massage. Hab einen ganz schönen Muskelkater von heute früh.«
»Wie warâs?«
Laura verzog das Gesicht. »Beängstigend!«
Cat lachte. »Ich hatte solches Mitleid. Ich war zu gar nichts in der Lage, als Rob heute früh aufstand. Es kam mir vor, als hätte ich gerade erst die Augen zugemacht.«
»So kam ich mir auch vor.«
»Woher nimmst du bloà die Kraft?«
»Ach, alles auf Adrenalinpump. Dafür werde ich jetzt sicherlich jeden Moment umkippen.«
In dieser Sekunde kamen David, Alex und Isabella oben zur Tür hereingeschneit. Buchstäblich. »Wo warst du denn?«, rief Isabella nach unten.
Cat legte entschuldigend den Kopf schief. »Hatte heute früh ein paar Probleme mit dem Aufstehen.«
David schaute Kitty an. »Und was hast du für eine Ausrede?«
»Ach, Orly und ich waren der Meinung, dass wir heute nicht das nötige Gleichgewichtsgefühl hätten, um uns auf Skiern zu halten. Wir sind stattdessen im Garten Schlitten gefahren. Dabei kann man wenigstens sitzen. Ist Sam nicht mit euch mitgekommen?«
»Schläft noch.«
»Ich weiÃ, ich sollte Ski fahren, wenn wir schon mal hier sind«, sagte Cat zerknirscht, »noch dazu, wo wir morgen wieder heimfahren, aber ⦠argh !« Sie legte die Arme auf die Küchentheke und lieà den Kopf darauf sinken. Alles, was noch von ihr zu sehen war, waren Haare und Beine. »Ich glaube, ich brauche heute mal einen ruhigen Tag auf dem Sofa. Wir könnten uns doch einen Film anschauen.«
»Das kannst du doch immer«, rief Rob missbilligend, als er schwungvoll, in Jeans und einem blauen Hemd, die Treppe heruntergelaufen kam.
»Och, du bist gemein, Rob«, sagte Cat mit einer Schnute. »Unsere Kräfte sind nicht unbegrenzt, so wie deine.«
»Aber ich dachte, wir würden heute mal mit dem Motorschlitten rausfahren«, schlug Rob vor.
Cat seufzte leidend, und Isabella lieà sich in die Arme ihres Verlobten sinken. Kitty und Laura tauschten bloà ein stilles Lächeln aus. Eine Welt, in der die Leute darüber stöhnten, dass sie mit einem Schneemobil rausfahren durften, war nicht die ihre.
»Sasha und Gemma haben ein Spanferkelessen in Smez für uns organisiert.« Rob schlang den Arm um Cats Schultern und zog sie fest an sich. »Na, erweckt das nicht deinen Appetit?«
»Hm, kaum«, nörgelte sie mit einem charmanten Augenaufschlag.
»Warte erst mal, bis wir dort sind, es wird dir sicher guttun«, lockte er.
»Ich bin nicht die Einzige, die müde ist, Rob. Laura ist vollkommen erledigt. Sie hat kaum Schlaf gekriegt, dank dir.« Cat zwinkerte Laura verschwörerisch zu.
Lauras Blick huschte zwischen Cat und Rob hin und her. Sie wäre liebend gerne mit dem Motorschlitten rausgefahren, aber Cat bat sie offensichtlich um Unterstützung. Als Freundin. »Stimmt, ich bin ziemlich müde«, sagte sie loyal.
Ãber Robs Gesicht huschte ein enttäuschter Ausdruck. Er sah in ihr, wenn schon keine Freundin, so zumindest eine Sportskameradin. Sie hatten heute früh â buchstäblich â Neuland betreten. Das Frühstück war in mehrfacher Hinsicht eine Offenbarung gewesen â persönlich, emotional, spirituell. Dass sie sich
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