Ein Geschenk zum Verlieben
ihr einen verschwörerischen Blick zu. »WeiÃt du, am Ende, glaube ich, haben es ein, zwei gemerkt. Cat hatte ihr Jackett ausgezogen, und ihre Schultern und Arme â sie sind zart, weiblich. Das lässt sich nicht verbergen. Aber zu dem Zeitpunkt warâs allen egal.«
»Was hat Rob dazu gesagt?«
»Ich glaube nicht, dass sie es ihm je erzählt hat. Es war immer unser Geheimnis«, flüsterte er.
»Cat Blake in einem Schwulen-Nachtklub. Als Mann verkleidet«, murmelte Laura. »Ich weià nicht, was ich erwartet habe, aber das jedenfalls nicht.«
Orlandos Augen leuchteten. »Sie war wild! Unterschätz sie nicht. In Cat Blake steckt mehr, als die meisten vermuten.« Er zwinkerte ihr zu.
Laura schwieg nachdenklich. Gemma war damit beschäftigt, eine Muskelverkrampfung in ihrer linken Schulter zu lockern. »Komisch, dass du diese wilde Seite von Cat erwähnst. Sam sagt das Gleiche. Kitty und Rob dagegen scheinen ein romantischeres Bild von ihr zu haben. Fast kommt es mir so vor, als wäre sie eine Frau mit zwei Gesichtern.«
»Wir alle haben unsere Geheimnisse, unsere dunklen Seiten.« Er schaute sie intensiv an. »Auch du, Laura.«
Laura schwieg. Was ihrem Leben fehlte, waren die hellen Schattierungen.
»Einen seltsamen Job hast du, Laura. Mehr wie eine Journalistin als eine Schmuckdesignerin.«
Das verletzte Laura. »Ich bin nicht daran interessiert, irgendwelchen Schmutz über jemanden auszugraben, Orlando. Ich fälle keine Urteile über das, was die Leute mir erzählen. Cats Leben ist so, wie es ist â verdammt atemberaubend, wenn du mich fragst, aber ich halte sie deswegen noch lange nicht für perfekt. Wer ist das schon? Rob denkt genauso. Er liebt Cat, wie sie ist: das Gute wie das Schlechte. Und das Alles-andere-als-Hässliche.«
Orlando grinste.
»Er will gar nicht, dass du ritterlich für seine Frau eintrittst. Für ihn muss sie nicht perfekt sein«, fuhr sie fort. »Alles, was er will, ist, dass diese Kette ehrlich ist und ihr Leben so wiedergibt, wie es ist. Nicht mehr und nicht weniger.«
Orlando starrte sie einen ganzen Moment lang an, ein Auge geschlossen, dann wandte er den Kopf zur Seite.
»Wie bist du bloà auf diese Arbeit gekommen, Laura? Keiner macht solchen Schmuck wie du. Ich habe eine Bekannte â sehr schön, sehr reich. Sie trägt ein Diamantkreuz um den Hals, weil sie es schön findet. Dabei ist sie Jüdin. Die Hälfte der Frauen in meinem Klub betrügen ihre Ehemänner, aber sie tragen trotzdem Eheringe. Du dagegen machst Schmuck, der eine echte Bedeutung für den Träger hat.«
»Ich glaube, das liegt an meiner Ãberzeugung davon, dass Erinnerung das wahre Geschenk ist.« Sie stemmte sich auf die Ellbogen und legte ihre Wange auf ihre Handrücken. »Man sollte Erinnerungen festhalten. Liebe, Freundschaft und Bewunderung in Silber, Gold oder Platin gieÃen. Denn auf diese Weise bleiben die Erinnerungen erhalten, bleiben die Geschichten für immer erhalten. Das sind die wahren Schätze, nicht das Gold. Es sind unsere Erinnerungen, die bestimmen, wer wir sind. Wir dürfen sie nicht verlieren.«
Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen. Laura war ihre kleine Rede auf einmal peinlich. Hatte sie zu viel verraten? Ihre Narben gezeigt? Aber ihre Sorge war unbegründet. Orlando schaute sie sichtlich bewegt an. »Das und Jeans in GröÃe siebenundzwanzig«, sagte er mit liebenswerter Ernsthaftigkeit.
25. Kapitel
H allo, Laura«, sagte Kitty, eine dampfende Teetasse in der Hand, als Laura wenig später in Gedanken versunken die Treppe zum Wohnzimmer hinaufkam. Orlando war am Ende doch noch eingeschlafen, und Sasha hatte ihn mit Handtüchern zugedeckt und fürsorglich auch ein paar Handtuchrollen auf dem Boden um die Liege herum ausgebreitet, falls er herunterfallen sollte. »Wie gehtâs Orlando?«
»Schläft seinen Milchsäurekater aus«, sagte Laura und lehnte sich lächelnd an die Küchentheke. Mit Erstaunen nahm sie zur Kenntnis, was Kitty anhatte: eine Art einteiligen Strampler, mit gelben und blauen Applikationen.
»Tässchen Tee?«
Laura konnte bloà nicken. Sie beobachtete, wie Kitty â die aussah, als wolle sie eine Kindersendung moderieren â das Wasser kochend heià aus der Leitung in eine Tasse laufen lieÃ. »Und, wie fühlst du dich heute?«
»Ach
Weitere Kostenlose Bücher