Ein Geschenk zum Verlieben

den Wald erreichten. Alex bremste erst in allerletzter Sekunde, um sich den Sieg ja nicht noch abnehmen zu lassen. Der Motorschlitten kam in einer Schneewolke zum Halten. Laura sprang begeistert herunter, reckte die Fäuste und vollführte einen kleinen Siegestanz. Alex sprang mit einem Siegergeheul hinter ihr her, riss sie an sich und wirbelte sie herum. Rob und David kamen enttäuscht neben ihnen zum Halten, als Alex Laura an seinem Köper herabgleiten ließ. Sie schaute unwillkürlich zu ihm auf. Sein Blick verriet bereits, was er als Nächstes tun würde. Ohne ein Wort zu sagen, zog er sie an sich und begann sie zu küssen.
    Schweigen breitete sich unter der Gruppe aus. Das einzige Geräusch war das Herunterfallen des Schnees, den herumspringende Eichhörnchen von den Ästen schüttelten.
    Laura machte sich von ihm los. Außer Atem starrte sie ihn an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ein Publikum hatten. Kittys geschocktes Gesicht fiel ihr als Erstes ins Auge, dann Sams zornig verengte Augen, Cats unbewegte Miene und Robs Zorn. Blanker Zorn.
    Alex zwinkerte ihr zu. »Du bringst mir Glück, Laura Schmuckdesignerin.«
    Â»Alex, du Idiot!«, brüllte Sam, kam auf ihn zugestapft und schlug ihn auf den Arm. »Was ist mit Isabella, verdammt noch mal?«
    Â»Was? War doch bloß ein kleiner Siegerkuss, nichts weiter.« Alex rieb sich lachend den Arm.
    Â»Ach ja? Das hatte doch überhaupt nichts damit zu tun. Du schleichst schon das ganze Wochenende um sie rum!«, bellte Sam aufgebracht. »Glaub ja nicht, wir wüssten nicht, wieso du dich gestern mit Isabella gestritten hast! Lass gefälligst die Finger von ihr! Sie hat einen Freund, kapiert?« Laura war verblüfft. Sam war auf ihrer Seite? »Alles klar?«, fragte Sam sie jetzt besorgt.
    Laura konnte bloß nicken.
    Â»Das war doch bloß ein harmloser Kuss!«, protestierte Alex.
    Â»Aber dabei wär’s nicht geblieben, das weißt du ganz genau!«, brüllte Sam. »Ich behalte dich im Auge, hörst du? Dir liegt vielleicht nicht viel an deiner Freundin, aber mir schon. Kapiert?«
    Alex verdrehte die Augen.
    Â»Komm, dann fahre ich jetzt mit dir«, warf Cat beruhigend ein, »du kannst mit Rob fahren, Laura.«
    Â»Ich bin doch kein Sexmonster, das man von ihr fernhalten muss!«, protestierte Alex. Aber Cat schwang sich bereits auf den Sitz seines Gefährts.
    Â»Bist du dir da so sicher?«, sagte sie mild neckend. Auch sie versetzte ihm einen Schlag auf den Arm – einen freundschaftlichen.
    Â»Benimmt sich wie ein brünstiger Hirsch«, zeterte Sam und stakste zu David zurück, der ebenfalls eine höchst missbilligende Miene machte.
    Rob schaute Laura unbewegt entgegen. Sie wagte es jedoch nicht, ihm in die Augen zu schauen – oder einem der anderen. Betreten schwang sie sich hinter ihm auf den Sitz. Körperkontakt war leider unumgänglich, ja notwendig.
    Â»Wir müssen los, wenn wir noch rechtzeitig zum Mittagessen da sein wollen«, rief Rob den anderen zu. Dann ließ er den Motor an. Laura spürte die Vibrationen bis in die Magengrube. Elendig schlang sie die Arme um ihn und hielt sich fest.
    Dieser Tag, der so himmelhoch jauchzend begonnen hatte, stürzte wortwörtlich immer tiefer ab.

26. Kapitel
    L aura setzte sich neben Kitty auf den Baumstamm, einen Teller Apfelstrudel auf dem Schoß. Sie konnte den Zuckerschub dringend gebrauchen. Das Frühstück auf dem Gletscher schien ewig her zu sein. Sie fühlte sich ganz schwach vor Hunger. Und zum Umfallen müde. Alles, was sie wollte, war sich hinlegen und schlafen.
    Â»Mann, das war vielleicht der Hammer, was?«, sagte Kitty leise zu Laura und machte sich über ihr zweites Stück Apfelstrudel her. Sie wies mit einer Kopfbewegung auf Sam, die sich angeregt mit Rob und David unterhielt.
    Â»Mmm. Eine unerwartete Verbündete.«
    Kitty schwieg einen Moment. »War er gut? Ich meine …?«
    Â»Wer?«
    Â»Alex … ich meine, ich kenne ihn schon so lange, da denkt man nicht mehr in solchen Kategorien, aber gefragt hab ich mich schon, na ja …«
    Laura zuckte mit den Schultern. »Er war einfach zu übermütig. Weiter ist da nichts, ehrlich. Das Triumphgeheul des Siegers, du weißt schon.« Aber das stimmte natürlich nicht. Das Feuer, das der Kuss zwischen ihnen entfacht hatte, hätte Schmauchspuren im Schnee hinterlassen