Ein Geschenk zum Verlieben
noch ein Schatten des Mannes zu sein, der zuvor hereingekommen war.
Laura trat an die Balkontür und drückte eine Hand an die kalte Scheibe. Eine tiefe Traurigkeit erfüllte sie â der blutende Romeo. Der gestürzte Romeo, von seinem Teenagertraum besiegt. Sie wusste nur zu gut, was es hieÃ, der Welt sein tapferes Gesicht zu präsentieren. Ihr fiel ein, was sie gestern beim Mittagessen zu ihm gesagt hatte. Du warst ihre erste groÃe Liebe, der Junge, der ihr das Herz gebrochen hat. Natürlich macht dich das unvergesslich . Wer hätte gedacht, dass es genau andersrum war?
Eine unmerkliche Bewegung zu ihrer Linken lieà sie den Kopf wenden, aber es war zu dunkel, um etwas Genaueres erkennen zu können. Sie öffnete die Balkontür und trat hinaus. Keiner da. Auch der Balkon der Blakes war verlassen. Aber der Vorhang bewegte sich ein wenig, als hätte ihn gerade erst jemand losgelassen. Wahrscheinlich hatten sie bloà rausgeschaut, so wie sie. Und trotzdem: Sie hatte das komische Gefühl, dass sie und Alex beobachtet worden waren.
Lächerlich. Weder Rob noch Cat kümmerte es einen Deut, was sie hinter geschlossenen Türen mit Alex anstellte.
27. Kapitel
S ie saÃen im Filmvorführraum, Laura auf dem Sofa in der letzten Reihe. Wie kam es, dass Cat sogar beim Abhängen gut aussah? Sie hatte einen winterweiÃen Kaschmir-Hausanzug an, dazu himmelblau und weià gestreifte Kaschmirsocken. Laura schaute unwillkürlich ihr eigenes jämmerliches Ensemble an: eine ausgebeulte, dunkelgrüne Jogginghose, dazu ein blau-grün kariertes Holzfäller-Flanellhemd, an dem schon ein Knopf fehlte. Man konnte es entweder bis zum Hals zuknöpfen oder so weit offen stehen lassen, dass ihr Kaufhaus-BH rauszuschauen drohte.
Laura richtete ihren Blick wieder auf die Leinwand, wo George Clooney eine gewohnt meisterliche Vorstellung als charmant-witziger Gauner ablieferte. Normalerweise lieà sie sich davon mitreiÃen, aber heute war sie mehr an den charmant-witzigen Männern interessiert, die im abgedunkelten Raum auf den Sitzen vor ihr saÃen. Seit ihrem erhellenden Gespräch mit Alex und den Reibereien mit Rob hatte sie das Gefühl, auf Treibsand zu stehen. Sie konnte nicht verstehen, wieso Rob so zornig auf sie war. Und warum Alex eine Frau heiraten wollte, die er nicht liebte.
Alex, der in der mittleren von drei Reihen saÃ, hatte eine Popcornschlacht initiiert. Mit verblüffender Treffsicherheit gab er Schüsse auf Orlando ab, mehr noch jedoch auf Rob. David konnte nicht aufhören zu texten und trieb damit Sam, die sich von seinem hellen BlackBerry-Bildschirm gestört fühlte, fast in den Wahnsinn. Am Ende konfiszierte sie das Ding kurzerhand.
»Na, in Schwierigkeiten, David?«, fragte Alex grinsend und schoss ein Popcorn ab, das prompt in Davids Bier landete.
Laura beobachtete das alles stumm im Schutz der Dunkelheit. Jetzt, wo sie über die nötigen Hintergrundinformationen verfügte, war Alexâ Verhalten unschwer zu deuten: der Scherzbold, der unverbesserliche Casanova â das waren alles Masken, die darauf abzielten, die Aufmerksamkeit auf sein Tun zu richten und nicht auf das, was er fühlte.
Isabella saà an ihn gekuschelt neben ihm. Der Streit von gestern war offensichtlich vergeben und vergessen. Vielleicht wusste sie ja, woran sie mit ihm war â Frauen waren, was diese Dinge betraf, verblüffend intuitiv. Vielleicht akzeptierte sie ja die Rolle, die Cat im Hintergrund spielte. Cat war schlieÃlich verheiratet und daher keine direkte Bedrohung für ihre Beziehung. Es waren Alexâ Fantasien und Erinnerungen, mit denen sie sich herumschlagen musste, nicht die Frau selbst.
Lauras Blick glitt zu Rob, dem Mann, der Alexâ Traum lebte. Cat lag ausgestreckt da, den Kopf auf seinen Schoà gebettet, und fütterte ihn mit Popcorn. Gelegentlich schlang sich ihr Arm um seinen Nacken, und sie zog ihn zu einem Kuss zu sich herunter. Doch schien er mehr an dem Film interessiert zu sein als an etwas anderem.
Laura wurde von einer tiefen Einsamkeit erfasst, dicht gefolgt von einer noch tieferen Müdigkeit. Sie hatte nicht mehr die Kraft, weiter ein lächelndes Gesicht aufzusetzen. Sie wollte ins Bett. Den Film kannte sie sowieso schon. Leise stand sie auf, um zu gehen. Kitty drehte sich zu ihr um. Laura legte den Finger an die Lippen und danach die zusammengelegten Hände an die Wange, um
Weitere Kostenlose Bücher