Ein Geschenk zum Verlieben
Kühlschrank. Möhren, Champignons, eine kleine Dose Leberpastete, Hummus, Brokkoli und Pfefferminz-Gelee. Laura zermarterte sich das Hirn, welches Gericht Jack mit diesen Zutaten wohl geplant haben mochte. Und ob sie ihm damit vielleicht zuvorkommen konnte.
»Da bist du ja wieder«, sagte eine leise Stimme.
Jack.
Laura fuhr mit einem erschrockenen Aufschrei herum und drückte sich die Hand aufs heftig pochende Herz. Mit der anderen musste sie sich an der Kühlschranktür festhalten. »Jack! Mensch, du hast mich vielleicht erschreckt! Mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Was schleichst du dich so an? Ich hab dich gar nicht zur Haustür reinkommen hören.«
»Weil ich schon da war. Ich war oben«, antwortete er still. Sein Blick fiel auf ihr Haar. Falls er über diesen Anblick ebenso überrascht war wie sie über sein jähes Auftauchen, lieà er sich jedenfalls nichts anmerken.
Er war oben gewesen? Im dunklen Zimmer? Laura schluckte nervös. »Na, gefälltâs dir?« Sie setzte ein hoffnungsvolles Lächeln auf und strich verlegen über ihre Haare.
»Wann wolltest duâs mir denn sagen, Laura?«
»Ich dachte, es ist besser, du siehst es selbst. Wenn ichâs dir übers Telefon gesagt hätte, hättest du vielleicht einen Schreck gekriegt und gedacht, ich würde einen auf Marilyn machen. Aber so blond ist es ja gar nicht, oder?«, meinte sie rhetorisch. »Nur ein, zwei Schattierungen heller als meine natürliche Haarfarbe.«
Er ging mit einem Seufzer zum Kühlschrank. Laura spitzte in Erwartung eines Kusses die Lippen. Aber er beugte sich an ihr vorbei und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Dann wandte er sich ab.
»Jack?«, sagte sie.
Aber er verschwand ins Wohnzimmer.
Laura starrte auf die Stelle, wo er soeben noch gestanden hatte. Sie verstand nicht, was los war. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. Er hatte sich aufs Sofa geworfen und zappte nun durch die Sportkanäle.
»Jack? Was ist denn los?« Sie lehnte ihren Kopf an den Türrahmen.
Sein Blick huschte kurz zu ihr hin. »Ich hatte dich was gefragt. Aber wenn du meine und deine Zeit mit Gerede über deine Haare verschwenden willst, dann ist das deine Sache. Da setz ich mich lieber vor den Fernseher.«
»Aber das war doch deine Frage! Oder?«
»So?« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Was war heute bloà los? Alle waren so sarkastisch.
»Was hast du denn gemeint?«
»Kannst du dir das wirklich nicht denken?«
Laura setzte sich auf die Sofalehne. Jetzt schon. Sein bitter enttäuschter Gesichtsausdruck verriet ihr alles. Er hatte also auch eine nächtliche Erleuchtung in Sachen Periode gehabt.
»Mein Gott, Jack, das ist nicht so, wie du denkst. Ich kann das erklären. Ich wollte nur â¦Â«
»Was? Es vor mir verheimlichen? Es wegmachen lassen, bevor ich was merke? Nein, natürlich nicht!«
»Ehrlich, Jack, ich wollte es dir sagen. Ich hab nur einfach ein bisschen Zeit gebraucht, zum Nachdenken. Es war ein ganz schöner Schock, weiÃt du?«
»Und deshalb konntest du wahrscheinlich gar nicht schnell genug in dieses Flugzeug springen, was?« Er schaute sie noch immer nicht an.
Laura schluckte. »Es stimmt, ich dachte, eine Luftveränderung würde mir guttun. Ich dachte, es würde mir helfen, ein bisschen Abstand zu gewinnen.«
»Abstand, ja? Partys feiern mit einem Haufen reicher Banker und ihren Frauen in einem Schweizer Skiresort, ja? Und, hat dir das geholfen zu entscheiden, ob du unser Baby behalten willst?«
Sie senkte den Kopf. Seine Worte trafen sie hart. »Du weiÃt doch, dass das keine einfache Entscheidung für mich ist.«
Er schwieg lange. »WeiÃt du, was ich denke, Laura? Ich denke, es geht gar nicht so sehr darum, ob du ein Kind willst oder nicht. Sondern darum, ob du eins von mir willst oder nicht.«
»Jack, nein!«, keuchte Laura erschrocken. Sie lieà sich neben ihm aufs Sofa sinken. »Das stimmt überhaupt nicht.«
»Ach nein?« Sein Blick war stur auf den Bildschirm gerichtet, wo soeben ein Bobfahrer durch einen Eiskanal sauste.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das ist keine Entscheidung, die man leichtfertig treffen kann.«
»Aber allein, ja? Das ist es doch, was du sagen willst?«
»Ich hätte es dir gesagt, Jack â ich schwörâs!«, rief Laura. Sie warf sich nach vorn, lag nun halb auf
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