Ein Geschenk zum Verlieben
ja.«
»Und Ihre Eltern? Würden Sie mir ein bisschen was über sie erzählen? Ich weià noch gar nichts. Rob hat nichts â¦Â«
»Sie sind verstorben. Vor acht Jahren. Innerhalb von sechs Monaten, beide an Krebs.«
»Oh, das tut mir leid.«
Olive starrte sie einen Moment lang durchdringend an, wie um zu prüfen, ob es ihr wirklich leidtat, dann richtete sie ihren Blick wieder ins Feuer.
»Dann haben Sie und Cat also â¦Â«
»Was? Nur noch uns beide?« Olive schnaubte. »Nein. Wir haben jeder eine eigene Familie.«
»Richtig.« Es fiel Laura schwer, das zu glauben. Ihr Blick huschte im Zimmer umher. Kein einziges Familienfoto, kein Spielzeug in Sicht. Ihr fiel das Schaukelpferd ein, das sie bei ihrem ersten Besuch im Fenster gesehen hatte.
»Mir ist das schöne Schaukelpferd aufgefallen, als ich die Auffahrt heraufkam«, sagte Laura vorsichtig, »gehört das Ihren Kindern?«
»Mein Mann und ich sind kinderlos.« Sie sagte das mit einer Bitterkeit, die ihren Missmut darüber verriet, solche Dinge mit einer vollkommen Fremden diskutieren zu müssen. »Das Schaukelpferd hat mir und Cat gehört. Wir sind hier aufgewachsen.«
»Ah, ich verstehe!« Laura sah sich mit neuem Blick um. Die Geschwister waren hier aufgewachsen â ein wenig Lärm, ein wenig Unordnung, und dieses Haus hätte gleich sympathischer gewirkt. Vielleicht war es ja vor allem das, was jetzt fehlte. Eine laute, fröhliche Familie. »War das Schaukelpferd eins Ihrer Lieblingsspielzeuge?«
Olive kräuselte verächtlich die Oberlippe. »Kaum. Ich habe es nur behalten, weil es eine wertvolle Antiquität ist.«
»Das klingt nicht so, als ob Sie einander sehr nahestanden«, wagte sich Laura vor. »Kann das sein?«
»Was wollen Sie von mir hören? Es geht hier doch bloà um ein Schmuckstück, oder?«
»Ãh ⦠ja.« Laura zögerte. »Jeder Anhänger soll eine Schlüsselperson im Leben Ihrer Schwester repräsentieren.«
Olive schnaubte erneut. »Der Himmel weiÃ, was Rob nur damit hat, mich unbedingt dabeihaben zu wollen. Hat mich fast auf Knien angefleht.«
Laura runzelte die Stirn. »Aber Sie sind doch Cats Schwester. Sie müssen doch bestimmt ein paar schöne Erinnerungen an Ihre gemeinsame Kindheit haben?«
Olive nahm vorsichtig ihre Kaffeetasse zur Hand, fast wie unter Schmerzen. »Unser Pony, Truffle«, sagte sie, nach kurzem Ãberlegen. »Ein Welsh Cob, Vater hat es uns beiden geschenkt. Ich war fast acht, Cat war vier. Wir haben uns das Pony geteilt â so ziemlich das Einzige, was wir je geteilt haben.« Sie presste nachdenklich die Lippen zusammen. »Ich habe nachts immer mit dem Striegel unterm Kopfkissen geschlafen, damit ich es riechen konnte. Unsere Mutter musste schlieÃlich unsere Wecker konfiszieren, so früh standen wir auf, um uns um das Tier zu kümmern â zeitweise noch vor fünf Uhr.« Die Ahnung eines Lächelns breitete sich auf ihren Zügen aus. »Aber das hat uns nie aufhalten können. Wir haben dieses Pony über alles geliebt.«
»Reiten Sie immer noch?«
»Nein. Nicht seit Truffles Tod.«
»Ach. Und Cat?«
»Eine Weile noch. Aus rein dekorativen Gründen.« Das zarte Lächeln war einem verächtlichen gewichen.
»Was meinen Sie mit âºdekorativâ¹?«
Olive zuckte mit den Schultern. »Sie wusste, wie gut sie in Reithosen aussieht. Darum ging es ihr wohl hauptsächlich. Weniger um die Pferde, nehme ich an.«
»Aber Truffle hat sie geliebt?«
Olive nickte. »Ja, Truffle schon.«
Laura räusperte sich. Sie schien sich mit jedem Thema aufs Glatteis zu begeben. »Gibt es noch andere schöne Erinnerungen?«
Olive starrte konzentriert ins Feuer. Sie musste ernsthaft nachdenken.
»Cornwall. Sommerferien. Ich war fast neun. Mutter ist mit dem Zug mit uns runtergefahren. Es war ganz so, wie man sich einen Urlaub am Meer vorstellt: Strandspaziergänge, Eis am Stiel, Muschelsuchen, in Gezeitentümpeln spielen.« Sie hob jäh den Kopf, schaute Laura ganz kurz an. »Muschelsuchen, das war auch ein gemeinsames Interesse. Hatte ich ganz vergessen.«
»Erzählen Sie mir mehr«, ermunterte Laura ihr Gegenüber. Endlich taute sie ein wenig auf!
»Unsere Frühstückspension lag direkt am Strand. Wenn Ebbe war, hat uns Mutter immer in
Weitere Kostenlose Bücher