Ein Geschenk zum Verlieben
gebückt hat«, erklärte sie betreten.
Cat stieà ein verächtliches Schnauben aus, wandte sich um und verschwand wieder im Bad. Laura zögerte kurz, dann folgte sie ihr. Cat hatte die Stirn an den Spiegel gepresst, die Hände wie Scheuklappen an die Schläfen gelegt. Es sah aus, als wolle sie in den Spiegel hineinkriechen. Laura erschrak.
»Cat? Was ist mit dir?«
Cat schüttelte den Kopf, rollte dabei die Stirn am Spiegel hin und her. Sie hatte die Augen geschlossen, in der Hand hielt sie ein Mascarabürstchen wie eine Zigarette.
»Ist alles okay? Möchtest du, dass ich Rob hole?«
Als Antwort kam bloà ein abschätziges Schnauben. Cat verblieb in ihrer Position, als ob sie versuchte, sich zu beruhigen. So vergingen einige Minuten, und Laura fragte sich allmählich, ob Cat ihre Anwesenheit vergessen hatte oder ob sie eingedöst war. In der unheimlichen Stille fiel ihr Blick auf das Bürstchen. Und auf einmal wurde ihr klar, was ihr ihr Unterbewusstsein die ganze Zeit gefunkt hatte.
»Cat, nach dem Wohltätigkeitsball am Freitag ⦠Wo hast du übernachtet?«
Cat richtete sich mit einem scharfen Atemzug auf und schaute grübelnd in den Spiegel, als überlege sie, welches Lipgloss sie auflegen sollte.
»Ach, bei Freunden«, antwortete sie vage. »Ich war ziemlich high, als Rob dich nach Hause gebracht hat. Da bin ich mit Freunden mitgefahren, die zuhause weiterfeiern wollten. Es war am einfachsten, gleich dort zu schlafen.«
»Aha.« Laura sah zu, wie Cat ein Auge schloss und etwas anthrazitgrauen Lidschatten auf ein Lid tupfte. »Und am nächsten Morgen �«
»Hab ich ein Taxi zurück zum Hotel genommen. Aber da warst du schon weg.« Sie sah Lauras Ausdruck im Spiegel und stieà gereizt hervor: »Was? Was? «
Laura zögerte. »Ich war noch nicht weg. Noch nicht ganz jedenfalls. Ich hab dich gesehen. Ich hab gesehen, wie du aus seinem Auto ausgestiegen bist.«
Cat lieà abrupt die Hand sinken und stäubte dabei etwas von dem grauen Lidschattenpulver auf das weiÃe Porzellanbecken. »Wessen Auto?«, fragte sie kühl.
»Bens.« Das Autokennzeichen war eine persönliche Sondernummer, wie ihr erst vorhin klar geworden war. B5H 5TK lieà sich auch als Brushstroke , Pinselstrich, lesen, eine Angeberei des Autobesitzers. Sams Kommentar â »der kann mit einem Pinselstrich mehr Leidenschaft wecken« â hatte sie darauf gebracht.
Cat griff kommentarlos in ihr Schminktäschchen, nahm ein Compact-Puderdöschen heraus und betupfte ihre Nase mit Bronzer. Dabei machte sie jenes ausdruckslose Gesicht, das Frauen bei so einer Beschäftigung gewöhnlich machen.
»Und warum habe ich dich nicht gesehen?«, fragte sie nach kurzer Pause in beiläufigem Ton.
»Weil ich hinter einer Säule stand.«
Bei dieser Vorstellung huschte ein kleines Lächeln über Cats Gesicht. »Du hast dich vor mir versteckt ?«
»Ich war schockiert. Ich hatte nicht erwartet, dich aus dem Auto eines anderen kommen zu sehen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.«
Cat starrte sie an. »Laura, du hast eine viel zu lebhafte Fantasie. Es ist nicht so, wie du denkst. Ben ist bloà ein Freund.«
Laura schnaubte. »Von wegen! Ich hab doch selbst erlebt, wie du warst, als er uns an dem Abend angesprochen hat. Du konntest ihn ja kaum anschauen, hast kaum ein Wort rausgebracht â er hat dich vollkommen verwirrt. Deshalb bist du mitten in der Versteigerung seines Bildes aufgestanden und rausgegangen. Deshalb hast du versucht, ihn in aller Ãffentlichkeit lächerlich zu machen. Deshalb hast du Koks gebraucht, um high zu werden. Er ist der, von dem du mir im âºScottâsâ¹ erzählt hast. Ich hatte angenommen, du meinst jemanden aus deiner Studienzeit oder noch früher, aber er ist der, der dir das Herz gebrochen hat, stimmtâs?«
Cat schwieg. Laura bemerkte, wie sie ein Zittern durchlief, sie schien nur noch mühsam die Beherrschung zu bewahren. »Na gut, dann lass uns nicht spieÃig sein. Die Leute haben nun mal Affären. Das ist oft das Einzige, was eine Ehe noch aufrechterhält. Es hat nichts zu bedeuten.«
»Nein, nicht unbedingt«, stimmte Laura ihr zu. »Deine Affäre mit Alex, zum Beispiel. Das ist nur eine aufgewärmte Jugendliebe, das weià sogar er.« Cat starrte Laura verblüfft an. »Aber mit Ben
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