Ein Geschenk zum Verlieben
kleine Gatter auf und bot Laura die Hand. »Und das ist Samuel. Laura, richtig?«
Laura nickte. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
Sie drückten einander die Hand. Jetzt, wo Kitty aufgehört hatte zu reden, musterte sie Laura interessiert. »Rob hat mir von Ihnen erzählt. Ich bin total gespannt, was aus dieser Sache wird. Na gut, kommen Sie rein. Erschrecken Sie nicht, das ist hier das reinste Chaos. Hab die Katze schon seit Monaten nicht mehr gesehen, wahrscheinlich hat sich jemand draufgesetzt, oder sie ist unter einem Wäscheberg erstickt.« Sie führte Laura den Gartenweg entlang, geradewegs vorbei an einer fetten getigerten Katze, die sich auf einem der breiten Steinsimse vor den Fenstern in der bleichen Wintersonne räkelte. »Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Ach, ich hab mir in einer Tankstelle einen Kaffee und eine Rosinenschnecke gekauft«, wehrte Laura ab. Sie versuchte, nicht auf die kleine Ente zu treten, die ihr vor den FüÃen herumwatschelte.
»Das heiÃt also, nein«, kommentierte Kitty lächelnd und führte Laura ins niedrige Innere des Hauses. Es war ein altes Lehm-Fachwerkhaus, mit gekalkten Wänden und schwarzen Balken und winzigen Bleiglasfenstern. Der Türstock wurde von einer Kletterrose überwuchert. Drinnen war es wie zu erwarten ziemlich dunkel, mit tief hängenden Balkendecken, die Wände zusätzlich mit dunklen Holzpaneelen verkleidet, um Wärmeschutz zu bieten. Eine schmale, entsetzlich steile Treppe führte in den ersten Stock hinauf und war sowohl oben als auch unten mit einem kindersicheren Gatter versperrt.
Sie betraten die Küche, eindeutig das Herz des Hauses. Eine Seite bestand aus einer riesigen Kaminecke. An der gegenüberliegenden Wand stand ein malerischer alter Ãlherd, ein sogenannter Aga, dunkelgrün emailliert. Den Mittelpunkt des Raums bildete ein groÃer ovaler Tisch. Auf den Terrakottafliesen lagen mehrere Kelimteppiche, die wie Dominosteine aneinanderlagen, sodass sie insgesamt einer Patchworkdecke ähnelten. An einer anderen Wand stand ein kleines, heruntergekommenes rotes Samtsofa, über das eine Ikea-Decke gebreitet war. Und auf diesem Sofa döste zufrieden ein riesiger Irischer Wolfshund. Es war auf den ersten Blick klar, dass dieser Hund nicht im Entferntesten die Qualitäten eines Wachpostens aufbrachte, wie das Kamel es tat.
»Das ist Pocket.« Sie zwinkerte Laura zu. »Pocket, verstehen Sie?«
Laura verstand schon: Dieser Hund passte nicht mal in einen Kleinwagen, geschweige denn in eine Tasche.
»Keine Sorge, die tut keinem was. Ich lasse sie immer auf Samuel aufpassen, wenn Joe mich auf dem Hof braucht.« Sie hob einen schweren Kessel von einem Dreifuà und stellte ihn auf den Aga. »Joe ist übrigens mein Mann.«
»Ach so.« Laura fragte sich, wo sie sich hinsetzen sollte. Ãberall türmten sich vergilbte Zeitungsstapel, vor ihren Knien stand ein riesiger Korb voller Holzscheite, und dazwischen lag Gummispielzeug herum â ob für Pocket oder für Samuel, hätte Laura nicht sagen können. »Ist Samuel Ihr Erstes?«, erkundigte sie sich. Mit irgendetwas musste sie ja anfangen.
»Mein Fünftes«, entgegnete Kitty und holte ein Blech voller leicht verbrutzelter Würstchen mit Schinkenspeck, Blutwurst und Pilzen aus dem Ofen, wo sie warm gehalten worden waren. Wie auf Kommando tauchte ein wuschelköpfiger Junge mit dicken Sommersprossen auf, die Ente auf dem Arm â oder war es eine andere?
»Ach, Tom, da bist du ja. Sei brav und hol mir fünf Eier, ja?«
Tom lieà automatisch die Schultern hängen. »Och, Muuuum«, stöhnte er.
»Jetzt geh schon! Und lass die Ente da. Dein Vater wird gleich kommen, dann könnt ihr euch um die Hecken kümmern.« Kitty bedachte ihren Sohn mit einem strengen Blick. Der machte mürrisch kehrt und stapfte in Gummistiefeln wieder zur Hintertür hinaus.
»Sie haben fünf Kinder?«, fragte Laura erstaunt.
»Ja. Und alle jünger als acht, können Sie sich das vorstellen? Tom ist mein Ãltester.« Sie stellte eine Tasse bläulichen Tee vor Laura hin. »Ist Earl Grey okay? Und da ist der Zucker. Bedienen Sie sich.« Sie schob die Zuckerschale zu ihr hin und verteilte dann mit einer Fleischzange die Würstchen, den Bacon, die Blutwurstscheiben und die gebratenen Pilze auf zwei Teller. Ein Teller hatte einen Riss und war
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