Ein Geschenk zum Verlieben
seiner Ehefrau eher ein langbeiniges russisches Fotomodell mit einer Schwäche für Kokain erwartet. Kitty dagegen war so ⦠normal.
Sie merkte, dass Pocket sie mit einem trägen Auge anstarrte â wahrscheinlich mit Blick auf die Ãberreste des Frühstücks. Sie erhob sich und brachte ihren Teller zum Spülbecken, um sich wenigstens ein bisschen nützlich zu machen. Pocket folgte ihr. Auf dem Fensterbrett daneben stand bereits eine Schüssel mit Resten, und Laura kratzte ihre vom Teller dazu. Sie warf Pocket ein paar in Eigelb getränkte Brotrinden zu, die diese mit schnappenden Kiefern auffing.
»Was tun Sie da?«, fragte eine barsche Stimme von der Hintertür.
Laura fuhr erschrocken herum. Im Türrahmen zeichneten sich die Umrisse eines groÃen Mannes in einem schäbigen Arbeitsoverall und knöchelhohen Gummischuhen ab.
»Ich hab ihr nur ein paar Brotreste gegeben.«
»Und wer hat Ihnen das erlaubt? Sie hat Diabetes.«
»Ach! Das tut mir leid!«
»Sollte es auch.«
Laura trat unter dem durchdringenden Blick des Mannes nervös von einem Fuà auf den anderen. Es war ihr peinlich, so vor der Spüle zu stehen, in seinem Haus, während er im Türrahmen verharrte wie ein Gast.
»Ich bin Laura. Ich bin hier, um Kitty wegen einer Kette zu befragen, die ich für Cat Blakes Geburtstag machen soll.«
»Habâs gehört.« Sein Ton verriet unmissverständlich, dass er das Ganze für einen teuren Unsinn hielt. Fast zwanzigtausend Pfund für eine Kette, deretwegen man die Leute auch noch interviewen musste, fand er offensichtlich übertrieben, um nicht zu sagen frivol. Er stieg aus seinen Schuhen und kam näher. Laura sah jetzt, dass er jünger war, als sie zunächst gedacht hatte, etwa Mitte, Ende dreiÃig. Er hatte blassblaue Augen, ein langes, eckiges Gesicht und schon grau werdende Bartstoppeln. Sein Blick war durchdringend auf sie gerichtet. »Und das ist wohl Ihr Auto, das da drauÃen mitten auf dem Weg steht, was?«
»Ach â ja, das ist es. Das Kamel hat mir einen solchen Schreck eingejagt, dass ich in zwei Schlaglöcher geraten bin.«
»Hätte es fast mit dem Traktor plattgemacht. Was müssen Sie auch mit so âner Klapperkiste hier rumfahren?«, brummte er unwirsch und schenkte sich eine Tasse Tee ein.
»Na, wer erwartet schon, dass er in Surrey einen Geländewagen braucht?«, antwortete sie spitz. Seine rüde Art ging ihr allmählich auf die Nerven.
»Ich werde ihn mit dem Traktor rausziehen müssen. Sie haben sich ganz ordentlich festgesetzt.«
»Das schaffe ich schon«, sagte sie abweisend, »vielen Dank.«
»Ach, lassen Sie sich ruhig von Joe helfen, das geht ganz schnell«, sagte Kitty. Laura blickte auf und sah sie im Türrahmen stehen.
»Wo ist Tom?«, erkundigte sich Joe brüsk.
»Wartet schon auf dich. Wahrscheinlich spielt er in der Scheune.«
Joe warf seiner Frau einen giftigen Blick zu, stieg zurück in seine Schuhe und stapfte mit der Teetasse in der Hand davon.
»Achten Sie nicht weiter auf ihn«, sagte Kitty, »er kann besser mit Tieren als mit Menschen umgehen.« Sie begann den Tisch abzuräumen.
Laura nickte höflich, als Kitty die Teller abräumte und in eine Wanne voll schaumigem Spülwasser gleiten lieÃ. »War er schon Farmer, als Sie ihn kennen gelernt haben?«
»Ja. Seiner Familie gehört der benachbarte Hof. Ich behaupte immer, er hat um mein Land angehalten.« Sie kicherte. »Ich kenne ihn, seit ich fünf war. Wir waren zusammen auf der Schule.«
»Werden Ihre Kinder den Hof weiterführen, was glauben Sie?«
»Wer weià das schon? Tom sagt, dass er es will. Deshalb ist er heute auch zuhause und nicht in der Schule. Der Mann, der Joe sonst hilft, muss sich operieren lassen, daher hat Tom gesagt, er hilft ihm beim Heckenschneiden«, plapperte Kitty und schrubbte dabei voller Energie die Teller. Sie reichte sie an Laura weiter, die mit einem Geschirrtuch bereitstand. »Aber vielleicht ändert er ja seine Meinung, wenn er älter wird. Garantien gibtâs nicht, stimmtâs?«
Im Nu war das Geschirr abgewaschen und abgetrocknet, und Pocket lag wieder friedlich schnarchend auf dem Sofa.
»Also, wo wollen wir reden?«, fragte Laura und hängte das zusammengefaltete Geschirrtuch über die Herdstange. Sie hatte nichts gegen Kitty, aber nach
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