Ein Geschenk zum Verlieben

Isabellas Blick. Sie konnte ihre Feindseligkeit bis hierher spüren. Die Männer standen vor einem Gebilde, das unter einem roten Samtvorhang verborgen war. Ein Geschenk? Ganz schön groß.
    Rob nickte. »Wirklich toll, Laura«, meinte er. Sein Blick verriet, dass er das nicht nur aus Höflichkeit sagte. »Und, äh … das Kleid auch.«
    Â»Dank Cat«, murmelte sie und warf ihrer Mentorin einen ehrfürchtigen Blick zu. Erst jetzt, wo sie alle hier versammelt sah, wurde ihr klar, wie schäbig sie in ihrer schwarzen Cordhose ausgesehen hätte.
    Sie spürte Alex’ Blicke. Mit einem Ruck zwang sie sich, ihn anzusehen, denn auf seine Reaktion war sie wirklich neugierig – sicher stand er auf Blondinen. Er war der Typ dafür. Aber er hatte sich abgewandt und war zur Stereoanlage gegangen. Unerklärlicherweise war sie enttäuscht.
    Â»Nette Schuhe«, bemerkte David.
    Laura biss sich auf die Lippe. »Jaaa … Eine kleine Schwäche von mir. Mein Freund weiß genau genommen noch nichts von ihrer Existenz …« Sie grinste.
    Â»Ach, so eine bist du! Du kaufst was und versteckst es dann erst mal ein paar Wochen lang. Und wenn dann die ersten Bemerkungen fallen, sagst du: ›Was, diese alten Dinger? Die habe ich doch schon ewig, Schatz!‹«
    Laura hob die Hand. »Ich bekenne mich schuldig!«
    Â»Ja, so eine hab ich auch im Haus.« Er warf einen Blick auf seine temperamentvolle Frau, die soeben – einhändig – eine bunt gestreifte Christbaumkugel an einen Ast hängte. In der anderen Hand hielt sie ihren Drink, den auch nur für eine Sekunde loszulassen für sie offenbar nicht infrage kam. »Da, bitte«, sagte er und reichte Laura eine von den zarten, gläsernen Schneeflocken.
    Laura nahm sie nervös entgegen. Hoffentlich waren die versichert. Bei ihr zuhause machte es nicht viel, wenn mal eine Kugel herunterfiel, die waren sowieso nur aus dem Drogeriemarkt.
    Â»Also«, sagte Rob, als der Baum ein ebenso feines Kleid trug wie die Gäste, »ich hab einen Baum im Haus, und draußen liegt Schnee. Aber wir sind nicht wegen Weihnachten hier und auch nicht wegen – und ich kann’s kaum glauben, dass ich das sage –, wegen des Skifahrens.« Er trat einen Schritt näher an das Gebilde, das sich unter dem roten Samtvorhang verbarg, und legte seine Hand darauf. »Wir mussten es bis jetzt geheim halten, denn sonst wäre er nicht mitgekommen. Orlando, Kumpel – alles Gute zum vierzigsten Geburtstag!« Er riss den Vorhang herunter. Zum Vorschein kam eine Eismaschine, bei der die Würfel wie auf einer Rodelbahn um die Silhouette des Eigers hinuntersausten.
    Â»Was? O nein!«, rief der Fitnesstrainer entsetzt aus. Die anderen klatschten in die Hände und brachen in ein lautes Happy Birthday to You! aus. »Ich bin so alt!«, jaulte er. Über seine Wange kullerte eine echte Träne. Gerührt betrachtete er die Eisbar.
    Â»Ja, aber dafür auch so gutaussehend!« Kitty tätschelte lächelnd seinen Arm.
    Â»Und mit einem Body wie ein griechischer Gott«, sagte Sam gedehnt. »Mann, wenn du nicht schwul wärst, ich würde dich so was von bumsen wollen!«
    Â»Echt? Ohne Witz?«
    Â»Ganz echt!« Sam grinste. Laura fiel das schelmische Funkeln in ihren Augen auf. Hatte Rob das gemeint, als er sagte, Sam sei nicht so tough, wie sie tat? Spielte sie nur das Enfant terrible? Wollte sie die Leute absichtlich schockieren?
    Â»Na, wie wär’s, wenn wir was spielen, hm?«, fragte Kitty in einem Ton, der kaum Widerspruch zuließ. »Scharade!« Ein zustimmendes Gemurmel ging durch die Runde.
    Â»Solange du anfängst«, sagte Cat und kuschelte sich in eine Sofaecke.
    Kitty stellte sich bereitwillig vor dem Kamin auf, in dem ein Feuer flackerte, das Sams Haaren Konkurrenz machte. Auch die anderen fläzten sich auf die Sofas.
    Laura zwängte sich auf einen Platz zwischen Isabella und Rob mit Cat. Auf dem Sofa gegenüber saßen Sam, David, Orlando und Alex. Alex’ Blick war sinnend auf den Teppich geheftet, zweifellos war er gerade gedanklich sehr weit weg. Er sah umwerfend gut aus in seinem Smokingjackett. Beim Happy Birthday hatte er nur die Lippen bewegt, wie Laura aufgefallen war. Sie warf Isabella einen Blick zu, die neben ihr saß. Auch auf ihrem hübschen Gesicht lag ein grübelnder Ausdruck. Heftige