Ein Geschenk zum Verlieben

Unterhaltung so jäh abwürgte, aber er folgte ihr zur Tür hinaus.
    Â»Bis später«, sagte er und lief leichtfüßig die Treppe hinunter.
    Laura nickte und klopfte dann kurz an die Tür der Leoparden-Suite. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat sie ein. Kitty saß in einem Schalensessel. Sie hatte ein hübsches grau-grünes Chiffonkleid mit einem Einsatz aus Goldspitze und Puffärmeln an, die ihre sommersprossigen Arme besonders betonten. Die Goldsandalen hatte sie abgestreift und die Knie an die Brust gezogen.
    Cat kam aus ihrem begehbaren Schrank hervor, ein Kleid in der Hand. Sie hielt es hoch, um es Laura zu zeigen. Es war ein schwarzes Slash-Neck-Spitzenkleid mit Dreiviertelärmeln, eng auf Figur geschnitten. Wie man sich darin fortbewegen sollte, war Laura ein Rätsel. Wahrscheinlich mit Rollen an den Füßen.
    Â»O wow«, hauchte Laura. Dass Cat ihre Meinung hören wollte, schmeichelte ihr sehr. »Ja, was immer du mir sonst noch zeigen wolltest – das ist es.«
    Â»Freut mich, dass du das sagst – dein Name steht nämlich auf dem Schildchen.« Cat zwinkerte Kitty verschwörerisch zu.
    Laura riss den Mund auf, verstand nicht gleich.
    Â»Auf dem Schildchen steht Dolce & Gabbana, wenn mich nicht alles täuscht«, protestierte sie. Kitty warf entzückt den Kopf zurück, giggelte wie ein Schulmädchen. Laura warf ihr einen amüsierten Blick zu. War ihr in der Schneekammer vielleicht das Gehirn eingefroren und bis jetzt noch nicht richtig aufgetaut?
    Ihr Blick glitt zurück zu Cat. »Es ist toll, umwerfend, Cat – und ich bin dir echt dankbar. Aber es geht wirklich nicht. Dieses Kleid ist mehr wert als mein Häuschen, und ich habe heute schon genug von deinen Sachen angehabt. Ist ja nicht so, als ob ich gar nichts dabeihätte …«
    Cat schaute sie plötzlich ganz ernst an. »Laura. Das ist Orlandos vierzigster Geburtstag. Und er steht schon seit dem dreißigsten kurz vorm Nervenzusammenbruch. Das Einzige, was ihm helfen kann, diese schmerzhafte Hürde zu überwinden, sind wir, seine Mädels – Dirty Dancing in italienischen Designerkleidern, das ist praktisch Porno für ihn, verstehst du? Wir müssen zusammenhalten.«
    Â»Tu’s für Orlando«, bat auch Kitty.
    Â»Für Orlando, für die Schweine …«, brummelte Laura. »Tz, tz, ein Pfund Fleisch, ja?«
    Cat trat näher, das Kleid verlockend hin und her schwingend.
    Â»Na gut, ich probier’s mal an«, gab Laura sich geschlagen. »Es passt mir wahrscheinlich sowieso nicht.« Sie nahm Cat das gute Stück ab.
    Â»O doch, das wird es«, sagte Kitty, als würde das Kleid es nicht wagen, Laura nicht zu passen.
    Â»Ja, also … vielen Dank.« Laura wandte sich zum Gehen.
    Cat stemmte ihre Hände in die Hüften. »Moment! Nicht so eilig. Wir sind noch nicht mit dir fertig.«
    Laura spürte, wie ihr ein ominöses Kribbeln über die Wirbelsäule lief. Sie schaute hilfesuchend zu Kitty – zur süßen, sanften Kitty –, aber die zuckte lediglich mit den Schultern.
    Â»Was denn noch?«
    Cat wies mit ausgestrecktem Arm zum Bad. Lauras Blick folgte ihr. Gemma stand dort, mit aufgekrempelten Ärmeln, ein Handtuch über dem Arm.
    Â»Was hat sie vor?«, murmelte Laura beunruhigt.
    Â»Keine Angst, Laur«, lachte Kitty, sprang auf und schubste Laura zum Bad. »Diese Frau kann alles. Die hat mehr Saiten auf ihrer Geige als Gwyneth Paltrows Nanny.«
    Cat und Kitty schoben Laura zu Gemma und drückten die Tür hinter ihnen zu. Laura schluckte. Mit hilfloser Miene sagte sie zu der tüchtigen Gemma: »Ich wusste gar nicht, dass Gwyneth Paltrows Nanny Geige spielen konnte.«

20. Kapitel
    E ine weitere Stunde später verließ Laura, mit dem Kleid überm Arm, Cats Zimmer. Sie begutachtete es von allen Seiten wie einen unendlich wertvollen Schatz und schien in ihrer Versunkenheit gar nicht zu bemerken, wie sie ein paarmal gegen die Wand des Flures taumelte. Es war unfassbar elegant. Viel zu extrem für sie. Sie rückte ihren Handtuchturban zurecht, auf den Kitty und Cat bestanden hatten – trotz Lauras Gegenwehr, die befürchtete, er würde Gemmas Kunstwerk ruinieren. Und sie hatte in der Tat ein wahres Kunstwerk vollbracht.
    Der Turban begann schon wieder zu rutschen, und sie musste ihn mit einer Hand festhalten. Vom Mezzanin drangen