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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Tempo voran, dachte Kerry. Nichtsdestoweniger
benötigte sie eine ganze Stunde, um von New Jersey über das,
was vom West Side Highway noch übrig war, und durch die
Innenstadt bis zu Dr. Smiths Praxis an der Fifth Avenue zu
fahren. Sie war drei Minuten zu spät dran.
    Der Arzt öffnete ihr selbst die Tür. Sogar das Minimum an
Höflichkeit, das er bei Robins zwei Terminen an den Tag gelegt
hatte, fehlte heute. Er begrüßte sie nicht, sondern erklärte nur:
»Ich kann Ihnen zwanzig Minuten einräumen, Ms. McGrath,
und keine Sekunde länger.« Er führte sie in sein Privatbüro.
    Wenn das Spiel so laufen soll, dachte Kerry, bitte sehr. Als sie
ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß, sagte sie: »Dr. Smith,
nachdem ich zwei Frauen aus diesem Sprechzimmer
herauskommen sah, die auf verblüffende Weise Ihrer
ermordeten Tochter Suzanne glichen, haben mich die Umstände
ihres Todes so zu interessieren begonnen, daß ich mir letzte
Woche die Zeit genommen habe, das Protokoll von Skip
Reardons Prozeß zu lesen.«
    Ihr entging der haßerfüllte Ausdruck nicht, der aus Dr. Smiths
Gesicht sprach, als sie Reardons Namen erwähnte. Seine Augen
wurden schmal, sein Mund bildete eine strenge Linie, tiefe
Furchen erschienen auf seiner Stirn und in Form von
senkrechten Strichen auf seinen Wangen.
    Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Dr. Smith, ich möchte,
daß Sie wissen, wie schrecklich leid es mir tut, daß Sie Ihre
Tochter verloren haben. Sie waren ein geschiedener Vater. Ich
bin eine geschiedene Mutter. Wie Sie habe ich ein Einzelkind,
eine Tochter. Wenn ich an die Panik denke, in die ich geraten
bin, als der Anruf mit der Nachricht kam, daß Robin in einen
Unfall verwickelt wurde, dann kann ich nur erahnen, wie Ihnen
zumute war, als Sie das mit Suzanne erfahren haben.«
    Smith blickte sie mit ineinander verschränkten Händen
unablässig an. Kerry hatte das Gefühl einer unüberwindlichen
Barriere, die zwischen ihnen bestand. Wem dem so war, dann
war der Rest der Unterredung schon jetzt vorhersehbar. Er
würde ihr zuhören, irgendeine Art von Bemerkung über Liebe
und Verlust machen und sie dann wieder zur Tür bringen. Wie
konnte sie nur die Barriere durchbrechen?«
    Sie beugte sich vor. »Dr. Smith, Ihre Zeugenaussage ist der
Grund, weshalb Skip Reardon im Gefängnis ist. Sie sagten aus,
er sei krankhaft eifersüchtig gewesen und Ihre Tochter hätte
Angst vor ihm gehabt. Er schwört, er habe Suzanne nie
bedroht.«
    »Er lügt.« Seine Stimme klang monoton und ausdruckslos.
»Er war wirklich wahnsinnig eifersüchtig wegen ihr. Wie Sie ja
sagten, war sie mein einziges Kind. Ich hatte sie unglaublich
gern. Ich war inzwischen so erfolgreich, daß ich ihr all die
Dinge geben konnte, die ich ihr nicht ermöglichen konnte, als
sie noch klein war. Es war mir eine Freude, ihr von Zeit zu Zeit
ein schönes Schmuckstück zu kaufen. Aber selbst nachdem ich
mit Reardon geredet hatte, weigerte er sich zu glauben, daß es
sich dabei um Geschenke von mir handelte. Er hat ihr ständig
vorge worfen, sie hätte was mit anderen Männern.«
    Kann das sein? fragte sich Kerry. »Aber wenn Suzanne Angst
um ihr Leben hatte, warum ist sie dann bei Skip Reardon
geblieben?« fragte sie laut.
    Die Morgensonne strömte jetzt so ins Zimmer, daß sie auf
Smiths rand lose Brille fiel und Kerry infolgedessen seine Augen
nicht mehr sehen konnte. Waren sie womöglich genauso
ausdruckslos wie seine Stimme? überlegte sie. »Weil Suzanne
im Gegensatz zu ihrer Mutter, meiner ehemaligen Frau, sich
ihrer Ehe zutiefst verpflichtet fühlte«, gab er nach einer Pause
zurück. »Der schwere Fehler in ihrem Leben war es, sich in
Reardon zu verlieben. Ein noch schwerer wiegender Fehler war,
daß sie seine Drohungen nicht ernst genommen hat.«
    Kerry begriff, daß sie in einer Sackgasse steckte. Es war an
der Zeit, die Frage zu stellen, die ihr schon früher eingefallen
war, die aber möglicherweise Folgen mit sich brachte, auf die
sie nicht unbedingt vorbereitet war. »Dr. Smith, haben Sie je
chirurgische Eingriffe irgendwelcher Art an Ihrer Tochter
vorgenommen?«
    Es war sofort klar, daß ihre Frage ihn in Rage versetzte. »Ms.
McGrath, ich gehöre zufällig zu der Kategorie von Ärzten, die
niemals außer in einem äußersten Notfall ein Familienmitglied
behandeln würden. Darüber hinaus ist die Frage eine
Beleidigung. Suzanne war von Natur aus eine Schönheit.«
»Sie haben mindestens zwei Frauen so

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