Ein Gesicht so schön und kalt
beurteilen?«
»Am Zerbröckeln. Ich kannte die beiden während ihrer letzten
beiden Ehejahre. Zuerst hatte ich den Eindruck, daß sie sich
wirklich zugetan waren, aber im Lauf der Zeit stellte es sich
heraus, daß er sie langweilte. Zum Schluß haben sie nur noch
sehr wenig miteinander unternommen.«
»Dr. Smith hat behauptet, Skip sei krankhaft eifersüchtig
gewesen und hätte Suzanne bedroht.«
»Falls das stimmt, hat es mir Suzanne nicht anvertraut.«
»Wie gut kannten Sie Dr. Smith?«
»So gut wie ihre ganzen anderen Freunde, nehm ich mal an.
Wenn ich mit Suzanne nach New York gefahren bin und seine
Praxis gerade zu war, dann ist er häufig aufgetaucht und hat sich
uns angeschlossen. Am Ende aber schien ihr seine Zuwendung
auf den Geist zu gehen. Sie sagte dann manchmal Dinge wie:
›Geschieht mir recht, wenn ich ihm unbedingt erzählen muß,
daß wir heute herkommen.‹«
»Hat sie’s ihn fühlen lassen, daß sie verärgert war?«
»Genauso, wie sie ihre Gleichgültigkeit gegenüber Skip
ziemlich offen zur Schau gestellt hat, gab sie sich auch keine
Mühe, ihre Ungeduld mit Dr. Smith zu verbergen.«
»Sie wußten, daß sie bei ihrer Mutter und einem Stiefvater
aufgewachsen war?«
»Ja. Sie hat mir erzählt, daß die Jahre, in denen sie aufwuchs,
ziemlich schlimm waren. Ihre Stiefschwestern waren neidisch
auf ihr Aussehen. Einmal hat sie gesagt: ›Um von Aschenbrödel
zu reden - in gewisser Weise hab’ ich ihr Leben geführt.‹«
Das beantwortet schon meine nächste Frage, dachte Kerry.
Offensichtlich hatte Suzanne Arnott nicht verraten, daß sie als
die unscheinbare Schwester namens Susie aufgewachsen war.
Plötzlich fiel ihr eine neue Frage ein. »Wie hat sie eigentlich
Dr. Smith angeredet?«
Arnott dachte nach. »Entweder Herr Doktor oder Charles«,
erwiderte er nach einer Weile.
»Nicht Dad.«
»Nie. Jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnern kann.« Arnott
blickte demonstrativ auf seine Uhr.
»Ich weiß, daß ihn Ihnen versprochen habe, Sie nicht zu lange
aufzuhalten, aber da gibt’s noch eine Sache, die ich wissen muß.
Hatte Suzanne ein Verhältnis mit einem anderen Mann?
Insbesondere, hat sie sich mit Jimmy Weeks getroffen?«
Arnott schien sich seine Antwort zu überlegen. »Ich habe sie
mit Jimmy Weeks genau hier in diesem Zimmer bekannt
gemacht. Es war das einzige Mal, daß er überhaupt hier war. Sie
sind ziemlich aufeinander geflogen. Wie Sie vielleicht wissen,
ist Weeks ein Machtmensch mit einer starken Ausstrahlung, und
das zog Suzanne sofort an. Und Jimmy hatte natürlich immer
schon etwas für schöne Frauen übrig. Suzanne war richtig stolz
darauf, daß er nach der ersten Be gegnung hier anfing,
regelmäßig im Palisades Country Club aufzutauchen, wo sie
einen großen Teil ihrer Zeit verbracht hat. Und ich glaube,
Jimmy war dort auch sowieso schon Mitglied.«
Kerry dachte bei ihrer nächsten Frage an die Aussage des
Caddies. »War sie froh darüber?«
»Und wie. Obwohl sie es Jimmy, glaube ich, nicht wissen
ließ. Sie wußte, daß er mehrere Freundinnen hatte, und sie hatte
Spaß daran, ihn eifersüchtig zu machen. Können Sie sich noch
an eine der Anfangsszenen in Vom Winde verweht erinnern, die
eine, wo Scarlett sich die ganzen Kavaliere der anderen Frauen
anlacht?«
»Ja, ich erinnere mich.«
»Das war unsere Suzanne. Man möchte doch glauben, daß sie
mittlerweile darüber hinaus gewesen wäre. Ist ja schließlich ein
ziemlicher Backfischtrick, finden Sie nicht? Aber da gab’s
keinen Mann, den Suzanne nicht für sich zu gewinnen versucht
hätte. Das hat sie bei Frauen nicht gerade beliebt gemacht.«
»Und wie hat Dr. Smith auf ihr kokettes Verhalten reagiert?«
»Empört, würde ich sagen. Wenn es möglich gewesen wäre,
dann hätte Smith wohl am liebsten einen Schutzzaun um sie
herum errichtet, um andere Leute von ihr fernzuhalten, ungefähr
so, wie Museen ihre kostbarsten Exponate mit Barrieren
umgeben.«
Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie ins Schwarze treffen, dachte
Kerry. Sie mußte an Deidre Reardons Bemerkung über Smiths
Beziehung zu Suzanne denken, daß er sie wie ein Objekt
behandelt habe. »Falls Sie mit Ihrer Annahme richtig liegen,
wäre das nicht ein Grund für Dr. Smith, etwas gegen Skip
Reardon zu haben?«
»Etwas gegen ihn zu haben? Ich glaube, das reichte viel tiefer.
Ich glaube, er hat ihn gehaßt.«
»Mr. Arnott, hatten Sie Grund zu der Annahme, daß Suzanne
außer von ihrem Mann und ihrem Vater noch von einem
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