Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Winter
Vom Netzwerk:
praktiziert, doch Daryl hatte instinktiv gewusst, dass Jack Djanghara ein Mann war, für den dieses Ritual noch immer Bedeutung hatte. Indem Daryl sich seiner Kleider entledigt und sich in gebührendem Abstand von Djanghara hingesetzt hatte, brachte er seinen Respekt zum Ausdruck und gab zu verstehen, dass er seinen Platz in Frieden gewählt und nichts zu verbergen hatte.
    Als sie sich schließlich dicht gegenübersaßen, musterten sie sich gemessen und ernst. Am Ende schien jeder genau zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    »Ein weißer Aborigine, die Zeiten haben sich geändert«, begann Djanghara.
    Daryl warf einen kurzen Blick an dem Eingeborenen vorbei zur Uferböschung. »Aluminiumboot anstelle eines Rindenfloßes, ja die Zeiten haben sich geändert.«
    Der Aborigine grunzte vergnügt. »Armbanduhr statt Sonnenstand.«
    »Außenbordmotor statt Paddel.«
    »Toilettenpapier statt weiche Blätter.«
    Jetzt lachten beide.
    »Wie ist dein Eingeborenenname, weißer Aborigine?«
    »Munkumbole.«
    »Das ist Pintubi und bedeutet Schlauer Mann, nicht wahr?«
    »Du kennst dich aus.«
    »Für einen Eingeborenen bin ich früher ganz schön herumgekommen«, sagte Djanghara mit wehmütiger Stimme. Für einen Moment schweiften seine freundlichen, dunklen Augen wieder über das Meer. Sanft, beinahe zärtlich strich der Wind durch seinen langen Bart. Als sich Djanghara schließlich wieder umwandte, hatte sich sein Blick verändert. »Was hat dich hierher geführt, Schlauer Mann?«
    »Deine Tochter und dein Sohn.«
    »Du meinst Meena und Murgura«, sagte er ernst. »Ich habe viele Kinder, musst du wissen. Doch Meena und Murgura sind etwas Besonderes. Meenas Haut ist nicht schwarz, doch ihr Herz ist rein, und das ist, was zählt. Sie hat viel von ihrer Mutter. Geduld, Güte und Verständnis.«
    »Und Murgura?«
    »Oh, Murgura ist stark! Er ist stolz, Aborigine zu sein, versucht, die alten Traditionen aufrechtzuerhalten. Und er liebt Meena, obwohl ihre Mutter weiß war und sie eigentlich nur seine Halbschwester ist.«
    »Würde er töten, um seine Schwester vor Schaden zu bewahren?«
    »Natürlich würde er das.«
    »Würde er auch seine Schwester töten, um sie vor Schaden zu bewahren?«
    Diese Frage mochte für einen Außenstehenden merkwürdig anmuten, für Djanghara war sie es nicht.
    »Ja, das würde er.«
    Daryl erzählte dem alten Aborigine, dass Meena schwanger war und dass er sich um sie sorgte, weil er vermutete, ihr Bruder wolle sie mit allen Mitteln davon abhalten, dieses Kind zu bekommen. Er war sicher, dass sich Meena in eine heilige Höhle der Frauen zurückgezogen hatte, weil Murgura ihr dorthin nicht folgen und ihr an diesem Ort kein noch so starker Zauber etwas anhaben konnte.
    »Jetzt möchtest du wissen, wo diese Höhle liegt«, sagte der alte Mann mit tiefer, bedeutungsvoller Stimme.
    »Das will ich, ja.«
    »Weshalb? Wenn Murgura das Deutebein auf sie gerichtet und sie verflucht hat, um sie zu töten, wird er dafür seine Gründe haben. Ihr Kind wird sterben – und sie mit ihm, wenn sie sich dagegen wehrt. Du trägst das Zeichen der Mannbarkeit, du solltest das wissen.«
    »Und du solltest wissen, dass es immer Mittel und Wege gibt, einen Fluch umzukehren. Jeder Stamm hat seine eigenen geheimen Zeremonien und Rituale, um einen tödlichen Fluch über einen der ihren zu verhängen und kein anderer Stamm kennt diese. Deshalb kann ich den Zauber deines Stammes auch nicht brechen. Aber du könntest es.«
    Jetzt begann Djanghara zu lachen. »Munkumbole, Schlauer Mann, ja dieser Name passt zu dir. Überzeuge mich, weshalb ich dir helfen soll. Vielleicht werde ich dir dann verraten, was du wissen willst.«
     
    Daryl hätte sich noch stundenlang mit dem alten Einsiedler unterhalten und dazwischen über den friedlichen Ozean blicken können, aber er musste aufbrechen. Es war schon spät, und Martin Barrow fragte sich sicher schon, wo er blieb.
    Er flog den Carson River entlang, drehte nach Osten ab und hielt sich dann an den Lauf des Drysdale Rivers. Beeindruckende Bergketten, bizarre Felsformationen und tiefe Schluchten zogen unter ihm vorbei, während die Abendsonne Bäume und Felsen in intensive Farben tauchte.
    Kurz nachdem er die spektakulären Solea-Falls passiert hatte, erblickte er eine Hügelformation, die sich auf den ersten Blick kaum von den anderen unterschied. Erst als Daryl tiefer ging, sah er, dass sie nach Nordwesten eine Reihe überhängender Felswände aufwies, die teilweise abgebrochen und als

Weitere Kostenlose Bücher