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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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in der Nacht abgebrannt, als Henry starb. Deswegen habe ich ihr angeboten, hier bei mir zu wohnen.«
    »Sie haben ein großes Herz, Miss – äh – Marion. Also hat Gilly gleichzeitig ihren Vater und ihr Zuhause verloren. Ein Unglück kommt selten allein, nicht wahr?«
    »Aller schlechten Dinge sind drei, wie Dot Fewter immer sagt. Dot ist die so genannte Haushaltshilfe, von der Janet gesprochen hat. Dot behauptet, Gillys Feuer zählt nicht als Unglücksfall, im Gegensatz zum Tod von Tante Aggie und Henry, weil niemand dabei umgekommen ist – außer einem Goldfisch. Ist das nicht zum Brüllen?«
    Artig setzte Rhys sein sehnsuchtsvolles Lächeln auf. »Aber dass das Patent aufgetaucht ist, wird Gilly doch wenigstens ein bisschen trösten, oder?«
    »Gilly?«, schnaubte Marion. »Heute Morgen, bevor sie zu ihrer Mutter gefahren ist, wollte ich’s ihr zeigen, aber sie hat nur abgewunken und gesagt: ›Lass mich in Ruhe mit diesem Quatsch, ich habe wirklich andere Sorgen.‹ Gilly ist völlig antriebslos! Deswegen will ich ja auch Elizabeth darauf ansetzen. Wenn Bain versuchen würde, Elizabeth über den Tisch zu ziehen, würde sie ihn schon zurechtstutzen, und zwar im ganz großen Stil, da kannst du drauf wetten.«
    »Du hast nicht zufällig Lust, gleich jetzt zu deiner Kusine zu fahren?«, schlug Rhys schüchtern vor. »Ihr beide könntet über das Patent sprechen, und ich frage Dot, ob sie hier hochkommen kann, um Janet ein bisschen zur Hand zu gehen.«
    »Oh, das wäre großartig! Du musst Elizabeth unbedingt kennen lernen.« Marion dachte wohl, dass durch Elizabeth ein wünschenswerter Hauch von Klasse auf sie selbst fiele, und das würde sicherlich einigen Eindruck auf den wohlhabenden Junggesellen machen. Sie sprang sofort auf, blieb aber in der Tür abrupt stehen. »Huch! Das ziehe ich wohl besser aus.« Schnell legte sie das helle Tuch ab, mit dem sie das Schwarz ihres neuen Kostüms aufgeheitert hatte.
    »Aber warum?«, murmelte Rhys. »Die Farbe steht dir ausgezeichnet.«
    »Findest du?« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, was ein Fehler war, denn ihre Zähne waren ziemlich schlecht. »Ich fürchte, Elizabeth wäre brüskiert, wenn ich es in einem Trauerhaus trüge. Sie legen hier sehr viel mehr wert auf Äußerlichkeiten als wir unten in den Staaten.«
    Und sie legten offenbar auch mehr wert auf Unverblümtheit. Elizabeth war durchaus in der Lage, Marion daran zu erinnern, wer das Kostüm bezahlt hatte.
    Rhys ging los, um seinen alten Renault zu holen, den er vor dem Haus der Wadmans geparkt hatte. Er würde einen von diesen exzentrischen jungen Männern abgeben, die so reich waren, dass sie es sich leisten konnten, arm auszusehen. Das Beste, was man über seinen dunklen Anzug und die abgetragenen schwarzen Schuhe sagen konnte, war, dass sie die angemessene Kleidung für den Besuch in einem Trauerhaus waren.
    Eine Kleinigkeit hatte Janet vergessen ihm zu erzählen: nämlich dass die Tatsache, Annabelle Wadmans Vetter zu sein, einen bei Elizabeth Druffitt nicht automatisch beliebt machte. Sie begrüßte ihn recht frostig. Allerdings taute sie merklich auf, als Marion sie zur Seite nahm und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie rief sogar ihre Tochter her, damit sie Rhys kennen lernte.
    Gilly sah jetzt bedeutend besser aus als ein paar Tage zuvor, obwohl Rhys das nicht wissen konnte. Er hielt sie in erster Linie für eine willkommene Abwechslung zu Marion, und er fragte sich, ob es hinter diesem schmalen, blassen Gesicht genug Verschlagenheit gab, um zwei ausgefeilte Morde und eine erfolgreiche Brandstiftung zu planen.
    Mit ihrem schlichten schwarzen Kleid, den dünnen Füßen, die in damenhaften Pumps mit halbhohem Absatz steckten, den hellen Haaren, die mit einem Samtband zusammengebunden waren, sah sie so spröde und ernst aus, dass man ihr jede Schurkerei zutrauen konnte. Gilly musste nach ihrem Vater schlagen. Sie sah nicht aus wie eine Emery – die Ähnlichkeit zwischen Marion und Elizabeth war allerdings frappierend.
    »Ich weiß nicht, wie Gilly ohne ihren lieben, alten Daddy zurechtkommen soll«, sagte Mrs.   Druffitt. »Sie hat sich völlig auf ihn verlassen, nachdem« – sie senkte die Stimme – »ihre unglückselige Ehe geschieden worden war. Die arme kleine Gilly war damals fast noch ein Kind, zu unschuldig, um es besser zu wissen … aber ich glaube, diese Dinge geschehen, damit wir an ihnen wachsen. Mein einziger Wusch ist, noch lange genug zu leben, um mein kleines Mädchen versorgt

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